Das Baby vom Deich
vorher, ob er zahlen kann oder nicht."
"Gibt es bei uns aber nicht. Der Berger sollte mal prüfen lassen, ob der Strehler im Vorfeld wusste, dass er pleite ist. Sofort nennt man das nämlich Betrug."
"Der musste vier Männer deswegen entlassen, der er die Rechnungen für das Material zahlen musste, aber nichts hereinkam. Sie konnten noch froh sein, dass er die Löhne gezahlt hat. So hauen wir ab und kassieren ein bisschen Geld für die Stadt."
"Kann sie gebrauchen, aber wichtiger die Lütten. Rolf, wir müssen los."
Er legte Andrea noch ein paar Notizen hin, dazu die zwei Bänder von gestern.
Bei dem Insolvenzverwalter legte er den richterlichen Beschluss vor, der nur nickte.
"Klären Sie bitte meinen Kollegen und mich in Kurzform auf."
"Wir haben erst seit Kurzem einen Überblick, da sich die Gläubiger erst nach einem Aufruf bei uns gemeldet haben. Wir sind bei insgesamt", er blätterte. "332.790,- Euro stehen geblieben. Herr Strehler und seine Frau sind seit Monaten weg und nun wird es an Sie weitergereicht werden. Ich hatte bereits vor zwei Wochen mit Doktor Hansen darüber geredet."
"Ich habe es geahnt. Über welchen Zeitraum sind die Schulden aufgelaufen?"
"Fast ein Jahr, zusätzlich prüft gerade das Finanzamt alle Unterlagen. Verdacht der Steuerhinterziehung."
"Das heißt, er hat gekauft, obwohl er wusste, dass er nicht zahlen kann?"
"Eindeutig ja."
"Etwas anderes. Herr Strehler und seine Frau weilten vier Monate in Amerika, bei der Tochter wurden 7.230,- Euro Bargeld gefunden, en passant immense Werte an Schmuck, Pelzen. In dem Wohnzimmer stehen Gegenstände von weiterem Wert, ein riesengroßer LCD-Fern- seher und sie hat Schmuck. Es gibt zwei Autos. Wieso wurde das nicht gepfändet?"
"Die Berichte vom Gerichtsvollzieher sagen stets dasselbe. Nichts Wertvolles da. Er hatte zwei Notebooks, die neuwertig waren, mitge- nommen, zwei Ringe der Ehefrau und damit Ende."
"Bei der Tochter lag ein Handy, Wert 500,- Euro, drei weitere, Wert um die 1.000,- Euro, ein Notebook, ein iPad, eine Bang-Olufsen-Stereo- anlage, Play-Station 3, Xbox, großer Flachbildfernseher. Im Wohnzimmer wie gesagt Fernsehgerät, CD-Player, Stereoanlage. Wert allein 15 000,- Euro, wahrscheinlich eher mehr. Sie trägt eine Rolex, vier Ringe, Armband. Er Rolex. Er fährt einen Mercedes, der gerade mal ein Jahr alt ist, sie einen BMW, ebenfalls knapp ein Jahr alt. Nur dass was wir gestern gesehen haben. Er fragte sie, ob ihr ganzer Schmuck noch da sei. Da ist doch was zu holen?"
Der Mann lehnte sich zurück. "Wissen Sie, wie viele Leute ihre Wert- gegenstände vorher verstecken, wenn der Gerichtsvollzieher kommt?"
"Muss er ohne Voranmeldung erscheinen. Die leben wie die Made im Speck und andere warten auf ihr Geld, gehen deswegen pleite? Das kann es nicht sein. Was ist mit Konten?"
"Es gab drei, aber alle sind dicht, da sie überzogen wurden."
"Haben sie noch eins irgendwo im Ausland oder unter anderem Namen. Gütertrennung gab es nicht?"
"Nein, immerhin wurde das vor fünf Monaten geändert."
"Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, betrifft das nicht all die Dinge, die vorher waren. Sie haftet für den Schuldenberg genauso wie er. Warum ergo ändern?"
"Zum Beispiel, wenn eine Trennung in absehbarer Zeit geplant ist und man irgendwo Geld in Aussicht hat."
"Die Tochter ist verstorben und das Haus hatte man ihr überschrieben. Geht das an die Eltern, da es gewiss kein Testament gibt, sind sie es los."
"Die Tochter war erst sechzehn. Ja, das wird zwangsversteigert, außer sie vererbt es dem Onkel, der Tante."
"Sagen Sie, das Haus wurde erst auf die Tochter übertragen, da war bereits ein Schuldenberg aufgelaufen. Ist das da noch gültig?"
"Das ist es, weswegen ich mit der Staatsanwaltschaft gesprochen habe. Beginne ich chronologisch in Kurzform. Er macht Mitte letzten Jahres die ersten Schulden. Einkünfte werden hin- und hergeschoben. Noch versucht er, die Löcher irgendwie zu stopfen. Er bekommt den Mercedes und bezahlt den, dafür müssen Lieferanten auf ihr Geld warten. Die Löcher werden immer größer. Zu Weihnachten bekommt seine Frau einen BMW, bezahlt wohlgemerkt, notabene hat er 20.000,- Euro von einem Extra-Konto abgehoben und das Konto aufgelöst. Anfang des Jahres setzt sich die Lawine der offenen Rechnungen fort. Er lässt im Februar einen Pool einbauen, dazu Whirlpool und dergleichen. Da kann er nicht zahlen. Die Banken machen dicht. Das Haus wird auf die Tochter umgeschrieben und so eingetragen. Angeblich leiht ihm sein Schwager
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