Das Baby vom Deich
vernehmen, sagst du bitte Martin Bescheid, sie können zuschlagen, die drei Frauen sollen im Halben-Stunden-Takt hergebracht werden. Bringt sie bitte getrennt unter. Keiner darf telefonieren. Zum Schluss Serena Schiller. Den Rest wissen sie. Das LKA schickt uns einen Haftbefehl für Serena Schiller. Sie ist auf jeden Fall weg vom Fenster, aber liebe wäre mir dazu Mord. Zu dem Montag. Es gibt in dem Haus eine Überwachungskamera. Sie hat das Haus Sonntagabend gegen achtzehn Uhr verlassen. Sie trug eine Reisetasche. Danach ist sie nicht mehr dort aufgetaucht. Ich vermute, sie ist da bereits zu dem Opa gefahren."
Mit Rolf verhörte er zuerst Jörg Schiller. Den kannte er vom Sehen. Ein netter, sympathischer Mann und ganz stolzer Papa, da er bei seinen Personalien sofort betonte, einen Sohn.
"Herr Schiller, warum hat Ihre Frau frühzeitig nach der Geburt das Klinikum verlassen, zumal Ihr Sohn noch nicht fertig untersucht wurde?"
"Das habe ich erst nachmittags mitbekommen, da sie nämlich zuhause war. Sie meinte, Serena habe ihr gesagt, zuhause könnte sie sich besser erholen. Gab mächtig Streit deswegen. Snaksch!"
"Es war folglich vorher nie die Rede davon?"
"Nie! Diese eingebildete Pute will sich überall einmischen. Am Don- nerstagnachmittag habe ich sie hinausgeworfen."
"Warum das und wann?"
"So gegen fünf. Ich kam nach Hause und hörte sie keifen."
"Was war der Anlass?"
"Keine Ahnung. Sie kreischte herum, meine Frau wäre blöd, eine bekloppte Kuh, die von nichts Ahnung hätte. Da hab ich sie am Arm gepackt und vor die Tür gezerrt. Tür zu und Finis."
"Hat Ihnen Ihre Frau nichts dazu gesagt?"
"Die heulte, heulte, heulte. Der Junge schrie und ich hab es darauf beruhen lassen."
"Wo waren Sie nach der Geburt?"
"Mit drei Freunden einen heben. Danach haben wir in der Wohnung von Klaus unseren Rausch ausgeschlafen. Schauen Sie bei den Kollegen nach, die haben mich nämlich erwischt. Pappe weg."
"War Ihre Cousine Claudia auch bei Ihrer Frau?"
"Ja, hat sie mir jedenfalls erzählt. Sie war so müde, hat wohl ewig geschlafen, aber sie hat Claudia gehört."
"War Claudia am Vorabend bei Ihnen?"
"Ja, wohl kurz. Ich war Squash spielen, und als ich nach Hause kam, erzählte es meine Frau. Sie wollte sich wohl erkundigen, wie es ihr gehe."
"Verstehen sie sich gut mit Claudia?"
"Ich kann diese bornierte Ziege nicht ausstehen, aber seit einigen Monaten ist die wie eine Klette. Ständig ruft sie an, besucht meine Frau, wenn ich weg bin. Sie nervt uns, nur meine Frau traut sich nicht zu sagen, hau ab."
"Herr Schiller, kennen Sie Silke Strehler?"
"Nein, der Name sagt mir nichts." Er überlegte. "Doch, der Name stand in der Zeitung. Sie ist tot, nicht wahr?"
"Eine 16-jährige Schülerin, lange blonde Haare."
"Da war ein Bild, aber ich kannte sie nicht."
"Frau Strehler hat einen Tag früher ebenfalls einen Jungen auf die Welt gebracht. Diese Junge muss an dem Donnerstag bei Ihnen in der Wohnung gewesen sein."
"Nein, das kann nicht sein."
"Doch! Es wurde DNA-Material von Ihrer Frau, Ihres Sohnes und von Serena Schiller an ihm gefunden."
"Nein, dass ... Das Baby vom Deich?"
"Das Baby vom Deich. Was ist bei Ihnen passiert?"
Der Mann starrte die beiden Beamten an. "Das wüsste ich auch gerade gern. Was hat das zu bedeuten? Ist der Junge etwa mein Sohn und die haben ihn vertauscht?"
"Nein, das ist ausgeschlossen."
Der Mann atmete erleichtert auf. "Haben Sie einen Kaffee?"
Rolf erhob sich, stellte ihm einen Pott hin und er trank. Man sah ihm förmlich an, wie es in seinem Kopf arbeitete.
"Das kann nur was mit Serena zu tun haben. Wissen Sie, stirbt mein Opa, erbe ich sein Haus mit Grundstück. Eventuell wollte uns Serena so eins auswischen. Sie ist ein habgieriges Flittchen. Ganz der Vater."
"Wieso Flittchen?"
"Die gräbt jeden Kerl an, hat ihren Ex ständig betrogen. Ihr Vater und sie wollen das ganze Erbe von meinen Großeltern. Martin wollte seiner Frau einreden, es gebe keinen Ehevertrag und so ein Mist alles. Serena wollte, dass ihr die Mutter bei der Trennung alles überschreibt, weil sie die große Managerin ist. Nur da gibt es ein Testament von ihr, weder der Mann noch die Tochter erhalten etwas ab, da Serena bereits das Erbe erhalten hat. Heidelinde ist anders, kennt allerdings die Geldgier ihres Mannes und der Tochter. Deswegen fährt Serena doch nur zu meinen Großeltern, weil sie abkassieren will. Da gibt es eine gewisse Klausel im Testament von meinen Großeltern. Das hat irgendwas mit den Läden zu tun. Der erste Urenkel ist
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