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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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zumindest den nächsten halben Tag lang. Dann kamen mir Zweifel, als ich in der Ferne Staub vom Boden aufsteigen sah.
    Reiter kamen auf uns zu. Ich brauchte nicht zu rätseln, wer das sein könnte. Unsere Verfolger hatten also noch nicht aufgegeben.
    Das brachte wiederum mein Gedankenkarussell neu in Schwung.
    Ich brachte Keelin ja nicht nur nach Alkamir, damit er wieder ein Mar wurde. Wir gingen auch, weil er dringend gebraucht wurde, weil er wichtig für sein Volk war. Ich blieb stehen und wartete … und wartete.
    Keelin hockte sich neben mich und döste wie selbstverständlich mitten auf dem Feld. Wahrlich. Er war tierischer denn je.
    Meeha jammerte leise und stapfte immer wieder Richtung Alkamir, um dann wieder zurück zu uns zu kommen und mich am Zipfel meines Nachthemdes zu zerren.
    Noch konnten wir hier weg. Noch konnten wir den Reitern ausweichen und weiter nach Alkamir fliehen. Wenn wir hier jedoch weiter warteten, würden sie uns einholen und gefangen nehmen.
    Ich wäre dann wieder im Dorf, unter anderen Mar, bei Liah. Aber Keelin … ich nahm nicht an, dass seine Wolfgestalt von einer ewig währenden Gefangennahme begeistert sein würde, von Keelin als Mar ganz zu schweigen. Außerdem hatte das Dorf dann einen geisteskranken Prinzen.
    Ich seufzte abgrundtief.
    „Gut, Meeha. Du kannst aufhören, du hast gewonnen. Wir gehen nach Alkamir!“ Ich schwang mich auf Keelins Rücken und dirigierte ihn in die richtige Richtung. Der Wolf hatte auch mit diesem plötzlichen Stimmungswechsel kein Problem, sondern drehte brav um und lief wieder los.
     
    Die nächsten Tage haderte ich mit meinem Entschluss. Ich wollte Keelin nicht verlieren, weder den Wolf nach den Mar. Ich liebte sie beide, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
    Aber was blieb uns denn noch anderes übrig, als es einfach zu versuchen?
    Die Gegend veränderte sich: Die saftigen, grünen Wiesen liefen aus und verwandelten sich erst in goldenen, dann in grauen Sand, der in schwarzen Schiefer überging. Tote Bäume säumten mit einem Mal die Straße, Gerippe ragten aus der Erde.
    Ich verstand allmählich: So sah ein verlassenes Schlachtfeld aus. Hier wuchs nichts mehr, nur verbrannte Erde, bis auf die Narbe zerstörtes Gras und ausufernde Krater.
    Keine Leichen. Immerhin. Ich sah mir die vielen Gerippe aber auch nicht allzu genau an.
    Wir liefen fast einen ganzen Morgen durch diese Ödnis, bis in der Ferne eine imposante Burg auftauchte. Die Festung! Von ihr war nicht mehr viel übrig. Die Mauern waren an hunderten Stellen eingebrochen, die Steine verteilten sich über die Ebene davor. Die kaputten Türme ragten zwar noch wie Zahnstocher in den Himmel, aber viele von ihnen waren sicherlich deutlich kürzer als noch vor der Schlacht. Zwei von ihnen lehnten aneinander, beide unterhalb des Schwerpunktes in Stücke gefetzt, nur durch das Gewicht des anderen gehalten.
    Das also war Alkamir.
    Keelin wurde etwas langsamer, denn auch er betrachtete das Bild. Und so, wie sein Herz schlug, kamen damit auch ein paar Erinnerungen zurück. Irgendwann blieb er stehen und wollte gar nicht mehr weiter.
    Ich stieg seufzend ab.
    „Ich weiß, es ist schwer. Aber wir müssen weiter, Keelin! Komm!“ Ich lief voraus, aber diesmal folgte mir mein Wolf nicht. Er winselte und heulte zwar, blieb aber sitzen. Ich lief stur geradeaus, neben mir die aufgeregte Meeha.
    Es war noch unfassbar weit. Die Festung musste riesig sein und war aus entsprechender Entfernung zu sehen. Ich lief und lief und lief, während mir die Füße zu pochen begannen und die Muskeln brannten.
    Ich hatte meine Kondition definitiv noch nicht zurück.
    Ab und zu drehte ich mich um, aber Keelin saß noch immer an Ort und Stelle. Er würde kommen, redete ich mir ein. Irgendwann würde ich zu weit weg sein, als dass er es noch ohne mich aushalten konnte.
    Und tatsächlich: Als die Nacht einbrach, hörte ich seine Tatzen auf der ausgetrockneten Erde. Er näherte sich, geduckt und langsam, und blieb in etwa fünfhundert Metern Entfernung liegen. Offenbar wollte er mir nicht näherkommen.
    Also richtete ich mich auf eine einsame Nacht ein, zog meinen Meeha-Dackel an mich heran und döste vor mich hin. Keelin hielt Wache, da war ich mir sicher.
    Am nächsten Morgen ging es weiter. Ich hatte Durst und begann mich zu fragen, ob es hier überhaupt Wasser gab. Nach zwei weiteren Stunden in völliger Ödnis begann ich, mir Sorgen zu machen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass ich vielleicht kurz vor Alkamir

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