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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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nicht. Ich ließ mich wieder tief unter die Felle sinken und wagte kaum zu atmen.
     
    Die Nacht war schrecklich. Krosch hatte den Wagen in einem Innenhof abgestellt, anscheinend vor einem Gasthof. Er selbst hatte mir nur kurz zugenickt und war dann gegangen, offenbar hatte er hier ein Zimmer gemietet.
    Ich blieb allein zurück.
    Noch nie hatte ich eine Nacht so laut erlebt. Die Stadt schlief nicht, wurde nur ein bisschen leiser. Im Gasthof schien eine Feier im Gang zu sein. Frauen quietschten, Männer grölten, Met plätscherte aus Fässern.
    Noch vor einem Jahr hätte ich mir gewünscht, mich darunter mischen zu dürfen. Die Nacht verbarg normalerweise mein Gesicht ganz gut. Es war die Zeit, in der ich unerkannt bleiben konnte.
    Doch in dieser Nacht blieb ich versteckt. Denn mein Gesicht - ließ sich nicht mehr verstecken. Das hatte mir der Blick in den Spiegel mehr als deutlich gezeigt.
    Ich duselte gerade ein wenig weg, als Geschrei mich weckte. Männergeschrei. Es kam von den Mauern. Die Wachen.
    Einen Moment war ich so orientierungslos, dass ich schon dachte, sie hätten mich entdeckt und würden deshalb rufen, aber dann verstand ich ihre Worte.
    „Wo ist er? Scheiße, wo ist er?“, kreischte jemand. Er musste noch recht jung sein, der hohen Stimme nach zu urteilen.
    Dann bimmelte eine Glocke. Ich wusste nicht, was genau das Signal zu bedeuten hatte, ahnte es aber. Alarm.
    Ich verkroch mich noch tiefer unter die stinkenden Felle und lauschte mit einem erdrückenden Gefühl in der Kehle. Es war, als ziehe sich eine Schlinge ganz langsam um meine Haut zu. Ganz fest.
    Bei dem nächsten Ruf zuckte ich bis ins Mark zusammen.
    „Was? Was zur Hölle ist hier los?“ Der Wächter musste sich seitlich über den Zinnen befinden. So nah, dass ich ihn gut hören konnte.
    „Ein Wolf! Ein riesiger, schwarzer Wolf!“ Der Jüngling klang vor Panik ganz atemlos.
    „Was? Wo? Bist du verrückt, oder was? Was ist mit dem Wolf?“
    „Er kam direkt auf die Zinnen zu, hier drüben. Und dann hat er einen Satz gemacht, die Mauer hoch.“
    „Hast du getrunken? Die Mauer ist zwanzig Meter hoch, du Idiot!“
    „Er ist gesprungen!“, beharrte der junge Mann. „Zwei Sätze hat er gebraucht, zwischendurch hat er sich in die Mauern gekrallt, als sei er eine Fledermaus oder so. Es war echt gruselig. Und dann ist er genau hier gelandet, keine zwei Meter von mir entfernt. Er hat mich angeknurrt und ist runtergesprungen, in die Gasse da! Dann ist er weggelaufen.“
    Sein Vorgesetzter schwieg, schien zu überlegen, ob er dem jungen Mann glauben sollte oder nicht. „Okay, Junge. Wir schauen nach“, entschied er. „Aber wehe, wir finden keinen Wolf. Veralbern kann ich mich alleine.“
    „Ich hab Sie nicht veralbert!“
    „Jaja, halt die Klappe und bedien die verdammte Glocke. Du da, komm mit! Wir suchen seine komische Bestie. Wie groß war sie doch gleich?“
    „So groß wie ein Wari. Mindestens. Und rot glühende Augen hatte das Vieh.“
    „Ja, klar!“
    Männer polterten die Steinstufen hinunter. Es wurde weiter gerufen. Ich verstand Wortfetzen und Sätze wie „Frag die mal, ob die was gesehen haben“ oder „Wölfe… Der ist doch besoffen.“
    Ich bezweifelte, dass der junge Mann besoffen war, hätte aber lieber gehabt, dass er es war.
    Was machte Keelin hier?
    Die Wachen schwärmten wohl aus, einige kamen zum Gasthof. Ein kurzes Pochen an die Tür, dann klapperte Holz auf Holz. Zehn Minuten später kamen sie fluchend wieder heraus. Im Gasthof hatte wohl niemand etwas gesehen. Natürlich nicht. Die waren ja auch drinnen am feiern.
    Die Tür klappte noch mal, Schritte erklangen, diesmal hielten sie direkt auf meinen Planwagen zu. Ein Rad ging ein wenig in die Knie, als Krosch zu mir auf den Kutschbock kletterte.
    „Hey, Mädchen! Hier treibt sich eine Bestie rum. Will nicht schuld sein, wenn sie dich frisst. Komm rein. Ich tu dir auch nix. Wenn du dir die Kapuze ins Gesicht ziehst, sieht auch keiner dein Problem.“ Er warf mir einen Mantel zu. Ich fing ihn zwar auf, rührte mich aber sonst nicht.
    Was jetzt?
    „Keine Sorge. Die Bestie tut nichts!“, sagte ich möglichst unschuldig. Krosch wollte erst abwinken, erstarrte dann aber.
    „Mein Gott, Mädchen! Hast du etwa was mit der Bestie zu tun?“, zischte er aufgebracht.
    Ich wollte ihm gerade erklären, dass Keelin keine Bestie sei, als ein Grollen von hinten erklang. Wir erstarrten.
    Selbst im Dunkeln konnte ich erkennen, dass Krosch jede Farbe im Gesicht verlor. Sein

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