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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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ich dann aber doch vernünftig – und vergewisserte mich erst mal, wer denn da überhaupt heran geritten kam. Die Shadun wollten ja eigentlich erst im nächsten Frühjahr wiederkommen.
    Aber es war Brahn, der da auf seinem Reittier hockte.
    Ich sprang dem Tier direkt in den Weg, so dass es erschrocken scheute und nach hinten weg hopste. Brahn zog in der gleichen Sekunde sein riesiges Breitschwert, bereit, zuzuhacken.
    „Brahn!“, brüllte ich voller Freude, woraufhin das Tier sich sogar ein bisschen aufbäumte. Als ich es dann auch noch halb ansprang, wäre es fast durchgegangen. Brahn brachte es in letzter Sekunde zur Raison.
    Ich hatte vor Freude alle Gefahren vergessen und umklammerte zur Begrüßung sein Bein. Ich hätte auch seine Füße geküsst, wenn mich das näher zu ihm gebracht hätte.
    „Bei den Geistern, Feyann, du kannst doch nicht wie ein Wirbelwind aus den Bäumen stürmen und dich auf mich stürzen!“, fluchte Brahn mit hochrotem Gesicht. Aber er grinste bereits und sprang aus dem Sattel. Dann flog ich in seine Arme. Wir schwankten beide.
    „Na, das ist ja mal eine Begrüßung!“ Er erwiderte meine Umklammerung und drückte mich dann fast gewaltsam von sich fort. „Aeri, alles gut bei dir?“
    „Ja, klar!“, erwiderte ich. Dann sah ich das zweite Wari. Mein Herz machte einen Hüpfer. War vielleicht auch Tristan mitgekommen? Aber die Gestalt, die gerade vom Wari sprang, war zu klein.
    Brahn sah meinen Blick. „Aeri, darf ich vorstellen: Liah. Sie konnte es nicht erwarten, dich mal kennenzulernen.“
    Und da standen wir nun: zwei Feyann. Keine fünf Jahre trennten uns – und doch hätte der Unterschied nicht größer sein können.
    Liah sah aus wie eine Königin. Ja, wirklich!
    Sie war zwar genauso klein wie ich, dafür deutlich zierlicher. Das Leben im Wald hatte mich drahtig, kantig werden lassen – sie glich einem Geistergeschöpf. Ihre Züge waren ebenmäßig und filigran und sie bewegte sich auch so: schnell und flüssig wie Wasser.
    Als sie lächelte, strahlte ihr ganzes Gesicht, das tatsächlich aus hunderten von bunten Linien bestand – aber nur an der rechten und linken Seite ihrer Wangen, vom Haaransatz oben an der Stirn bis hinunter in ihren Ausschnitt. Diese Linien sahen nicht so wirr wie meine aus, irgendwie geordneter.
    Und sie hatte ebenso violette Augen wie ich.
    Mir verschlug es schlicht die Sprache.
    „Aeri!“, sagte sie. Sie sprach das R genau richtig aus, so sanft, wie es sich gehörte. Dann zog sie mich in ihre Arme, als würden wir uns schon seit einer Ewigkeit kennen. Sie roch unfassbar nach Wald: Kiefernadeln, Herbstlaub und Moos.
    Ihre Haare versteckte sie allerdings unter einem riesigen Kopftuch in allen Regenbogenfarben. Was hatte Tristan dazu gesagt? Ihr Haar hätte ein Eigenleben.
    Dann drückte sie mich fort und ich bekam eine Ahnung, was Tristan mit anstrengend gemeint hatte: „Ich bin so froh, dich kennenzulernen. Brahn sagte mir, deine Runen würden sich erst ausbilden. Das stimmt, ich kann es genau sehen, aber du bist schon ziemlich weit, lass mal schauen!“
    Sie packte mein Gesicht und drehte es hin- und her. „Faszinierend“, beschied sie. Sie hatte eine Stimme wie fließendes Wasser, allerdings war das dann ziemlich flott unterwegs. Vielleicht klang sie eher wie ein Wasserfall.
    „Deine Haare sind noch braun, aber das wird schon noch, keine Sorge. Aber die Magie hat deine Augen schon gefunden, das ist gut.“ Sie sah mir in die Ohren. Ich war fassungslos. „Kein Schorf, keine Verletzungen, sieht gut aus.“ Dabei tastete sie mich ab, als sei ich ein Schaf oder so. „Du bist gar kein Gerippe wie Brahn gesagt hat … eher sportlich. Lass mal deine Hände sehen.“
    Ich warf Brahn erst einen verärgerten Blick – Gerippe? –, dann einen hilflosen zu. Liah untersuchte mich ungefragt von Kopf bis Fuß. Bevor sie allerdings meine Zehen inspizieren konnte, stoppte Brahn ihr Tun.
    „Liah!“, ermahnte er scharf. „Lass gut sein. Wir sollten erst mal zur Hütte.“
    „Ah, die Hütte. Wie schön.“ Und schon saß Liah auf ihrem Wari und ritt voran. Ich starrte ihr nach.
    „Äh?“, brachte ich nur hervor, während Brahn mit den Schultern zuckte.
    „Sie ist so. Gewöhn dich lieber schon mal dran.“
    Er zog mich zu sich auf sein Wari und lenkte es nach links, fort von Liah. „Liah! Komm hierher. Du weißt doch gar nicht, wo die Hütte liegt!“
    „Schon gut. Ich komme nach. Da vorne ist ein Kräutersaum, den will ich mir erst noch ansehen.“

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