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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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Kinderstimme brachte augenblicklich alle Abwehr in ihm zum Einsturz.
    Im Vorbeigehen schaute Savannah Tia und Nathan verstohlen an. Nathan bemühte sich, ihrem Blick standzuhalten, ohne streng zu wirken. Sie leibhaftig vor sich zu sehen, verwirrte ihn, und er fühlte sich hin- und hergerissen zwischen Neugier, Angst und irgendeiner tief innerlichen Anziehung. Am liebsten hätte er sein Handy aus der Tasche genommen und ein Foto von ihr gemacht. Um es seiner Mutter zu zeigen. Um es später in Ruhe betrachten zu können.
    »Was haben Sie ihr erzählt?«, fragte Tia, als Savannah außer Hörweite war.
    »Die Wahrheit«, antwortete Caroline knapp. »Warum wollten Sie herkommen?«
    »Weil sie meine Tochter ist«, sagte Tia.
    »Seit ihrer Geburt ist sie Ihre leibliche Tochter.«
    »Aber vor Kurzem haben Sie mich zum ersten Mal aufgesucht«, sagte Tia. »Ich wollte wissen, was sich verändert hat, was los ist. Mich überzeugen, dass es meiner Tochter gut geht.«
    Carolines Schultern waren angespannt, als sie einige Zeitschriften auf dem Sofatisch erst stapelte und sie dann zu einem ordentlichen Fächer ausbreitete. Caroline erinnerte Nathan eher an Juliette als an Tia. Ihre Gezwungenheit weckte sein Mitgefühl. Als Caroline und Peter Savannah adoptierten, hatten sie bestimmt nicht mit solch einem Besuch gerechnet.
    »Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt«, sagte er. »Ich bin Nathan Soros.«
    Caroline musterte ihn. »Ja, ich weiß. Ist Ihre Frau darüber informiert, dass Sie hier sind?«
    »Berechtigte Frage. Ja, sie weiß Bescheid.« Nathan hörte, wie Tia scharf die Luft einsog.
    »Was genau versprechen Sie sich davon, Savannah kennenzulernen?«, wollte Caroline wissen. »Haben Sie sich mal gefragt, was für Auswirkungen dieser Besuch haben könnte? Es kann gut ausgehen, es kann aber auch schlecht ausgehen. Haben Sie – Sie alle, auch Ihre Frau, Nathan – sich überhaupt mal Gedanken über Savannah gemacht?«
    »Warum haben Sie unserem Besuch zugestimmt?«, fragte Nathan. Er wollte es wirklich wissen – es war keine provozierende Frage, und er hoffte, dass Caroline das seinem Tonfall entnehmen konnte.

30. Kapitel – Caroline
    Caroline sagte sich, dass es besser wäre, wenn sie von ihrem hohen Ross herunterkäme. Arroganz nützte niemandem etwas, am allerwenigsten Savannah. Tia machte den Eindruck, als stünde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Die Ärmste hatte die Arme um sich geschlungen und konnte trotzdem nicht aufhören zu zittern. Ihre Angst musste auf Savannah erschreckend wirken. Was mochte sie von all dem halten?
    Zuzulassen, dass Tia und Nathan herkamen, war womöglich die schlechteste Entscheidung, die sie je als Eltern getroffen hatten.
    Gott, sie hoffte inständig, dass ihre Tochter keinen Schaden davontrug. Wie hatte sie nur so selbstgerecht und egoistisch sein können, als sie Peter gedrängt hatte, sich darauf einzulassen. »Es ist besser, sich der Wahrheit zu stellen«, hatte sie gesagt. »Die beiden sind ihre leiblichen Eltern. Früher oder später wird sie sowieso nach ihnen fragen. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt.«
    Dann hatte sie ihm Stellen aus Texten vorgelesen, die sie im Internet gefunden hatte: »Aber diese naive Wohlfühlphilosophie lässt eine Reihe äußerst wichtiger Punkte außer Acht, etwa den, dass es bei einer offenen Adoption nicht vorrangig um das Wohlbefinden der beteiligten Erwachsenen geht, sondern um das des betroffenen Kindes.«
    Vielleicht war es ein Fehler von ihr gewesen. Vielleicht war es aber auch ein Fehler der anderen gewesen.
    Caroline holte tief Luft und versuchte, sich zu entspannen. »Wir haben Ihrem Besuch zugestimmt, weil wir der Meinung sind, dass mehr Offenheit Savannah guttun würde. Selbst die glücklichsten Adoptivkinder versuchen, sich auszumalen, wer und wie ihre leiblichen Eltern sind. Das wird sie sich immer fragen … sie tut es bereits. Und Peter und ich waren uns einig, dass es besser für sie ist, diese starke Neugier zu befriedigen.«
    Ehe Tia oder Nathan dazu etwas sagen konnten, kamen Peter und Savannah ins Wohnzimmer. Peter trug ein großes Tablett mit einer Schale mit Plätzchen, Gläsern und einer Kanne Eistee. Savannah, die neuerdings auf Pink stand, umklammerte die pinkfarbene, gläserne Zuckerdose, die sie für die Gelegenheit ausgesucht hatte. In ihrem Bemühen, ihre Tochter irgendwie auf diesen Nachmittag vorzubereiten, war Caroline mit ihr zu Target gefahren und hatte sie das Teegeschirr aussuchen lassen.
    Peter

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