Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
stellte das fuchsienfarbene Lacktablett auf dem Sofatisch ab, und Savannah platzierte die Zuckerdose daneben. Kaum hatte Peter sich aufs Sofa gesetzt, schob Savannah sich schutzsuchend zwischen seine Knie.
»Muss ich mit euch mitgehen?« Savannah klammerte sich an Peters Hosenbein und schaute Tia und Nathan mit einer Mischung aus Angst und Staunen an.
»Nein, Liebes, natürlich nicht«, sagte Tia.
Nathan beugte sich vor. »Wir wollen dich nur kennenlernen, mehr nicht.«
Savannah nickte. »Bist du mein richtiger Daddy?«
Nathan schüttelte den Kopf. »Nein, Kleines, Peter ist dein richtiger Daddy. Ich bin nur der Mann, der dich zusammen mit Tia gemacht hat.«
Caroline begann zu begreifen, warum Frauen sich zu diesem Mann hingezogen fühlten. Seine Konzentration auf Savannah ließ keinen einzigen Moment nach, während sie über seine Antwort nachgrübelte.
»Ist die Frau meine richtige Mommy?«, fragte Savannah ihn.
Tias Blick wanderte von Savannah zu Nathan, als wüsste sie nicht, wen sie zuerst ansehen sollte. Die Sehnsucht in ihren Augen erschütterte Caroline. Niemand sollte Savannah mit solchen Augen anschauen. Wie sollte das Kind unter solchem Druck noch frei atmen können?
»Nein, Savannah«, sagte Nathan. »Das ist die Frau, die dich mit mir zusammen gemacht hat. Caroline ist deine richtige Mommy.«
Savannah wandte sich an Tia und wagte sich ein bisschen näher an Tia und Nathan heran, ohne jedoch Peters Hosenbein loszulassen. »Ich war in deinem Bauch, oder?«
Tia nickte. Sie sah Savannah in die Augen. »Ja, du bist in meinem Bauch gewachsen. Ich habe ein Foto mitgebracht.«
Sie nahm die große Lederhandtasche, die sie neben sich auf dem Boden abgestellt hatte.
Caroline und Peter schauten sich an. Ist das in Ordnung? , fragte sie mit ihrem Blick.
Ich hoffe es , antworteten seine Augen. Er schien ebenso wenig wie Caroline zu wissen, wie er diesen verrückten Zug anhalten oder auch nur verlangsamen sollte.
Tia kramte in ihrer Tasche und brachte dann einen großen braunen Umschlag zum Vorschein.
»Was ist das?« Peter hob abwehrend eine Hand.
»Ein paar Fotos, die ich Hon… Savannah zeigen wollte. Von vor ihrer Geburt.«
»Fotos?« Am liebsten hätte Caroline Tia den Umschlag aus der Hand gerissen und die Fotos durchgesehen und sortiert, doch Savannah streckte bereits die Hand danach aus.
»Eins, okay?«, sagte Peter bestimmt. »Wir wollen doch niemanden überfordern.«
»Okay.« Tia öffnete den Umschlag, lugte hinein und zog schließlich ein ganz zerknittertes Foto heraus. »Ich hätte es für dich kopieren sollen, damit du auch eins hast.«
Tia hielt Savannah das Foto hin, aber Caroline nahm es ihr aus der Hand. Es zeigte die schwangere Tia, die im Schatten saß. Savannah ließ Peters Hosenbein los und schob sich zu Caroline hinüber, näher an Tia heran. Caroline spürte Savannahs warme Hand auf dem Unterarm.
»Bin ich das?« Savannah zeigte auf Tias dicken Bauch. »Als ich noch in deinem Bauch war?«
»Ja, Kleines, das bist du in Tias Bauch.« Caroline hob Savannah auf ihren Schoß. »Und nachdem du geboren warst, bist du mit Daddy und mir hierhergekommen.«
»Wie in dem Erzähl mir noch mal- Buch?«
»Ganz genau. Wie in dem Buch.«
Mindestens zweimal in der Woche wollte Savannah das Buch Erzähl mir noch mal, wie ich geboren wurde vorgelesen haben, und anschließend mussten sie ihr jedes Mal erzählen, wie sie sie zu sich geholt hatten.
»Erzähl mir noch mal, wie du mich wie eine Porzellanpuppe nach Hause getragen hast, und wie du jeden böse angekuckt hast, der auch nur geniest hat.«
Savannah schaute Tia mit schmalen Augen an. Schließlich ging sie vorsichtig ein bisschen näher zu ihr. »Du siehst gar nicht aus, als wärst du zu jung«, sagte sie.
»Zu jung für was?«, fragte Tia.
»Zu jung, um dich um mich zu kümmern.«
»Das steht in ihrem Buch«, erklärte Caroline. »Da ist die schwangere Frau zu jung, um das Kind großzuziehen, und deswegen gibt sie es der Adoptivmutter.«
Warum hatte Tia ihr Kind weggegeben? Dass sie nicht wisse, wer der Vater des Kindes war, ihre Andeutungen, dass sie schon mehrmals von Männern missbraucht worden sei, dass sie psychisch labil sei – das alles waren Lügen gewesen. Peter hatte seiner Frau nicht erlaubt, Tia auch nur eine einzige Frage zu stellen. Er war viel zu glücklich darüber gewesen, dass sie als Savannahs Eltern ausgewählt worden waren, und wollte auf keinen Fall riskieren, dass sie Tia abschreckte.
»Ich glaube, ich
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