Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Methode, seine Nerven zu beruhigen. Sie kniete sich neben ihn und betrachtete die Fahrradteile. »Ein richtiges Fahrrad. Glaubst du, sie ist schon so weit?«
»Ich weiß nicht, vielleicht ist es noch ein bisschen zu früh.« Trotz seines tapferen Lächelns wirkte Peter müde und ausgelaugt. »Vielleicht mache ich das für mich.«
Die Fahrradteile waren ordentlich aufgereiht. Bestimmt hatte er sie in der Reihenfolge hingelegt, wie sie zusammengebaut werden mussten. Er arbeitete immer sehr systematisch. Darin waren sie sich ähnlich.
»Es tut mir so leid, Peter.«
»Wir haben uns genug gestritten. Lass es gut sein.« Er streckte seine Hand aus. »Kannst du mir mal den Kreuzer geben?«
Caroline begann zu weinen. »Ich wollte dir nicht wehtun. Ich wollte Savannah nicht wehtun.«
Peter polierte ein Chromteil mit einem weichen Lappen.
»Ich möchte keinem von uns wehtun«, sagte Caroline. »Ich wünschte, ich wäre eine bessere Mutter. Wirklich. Ich wünschte, ich könnte dir eine bessere Ehefrau sein. Die Mutter sein, die Savannah braucht.«
Peter befestigte die Lenkstange an dem Fahrradrahmen.
»Du musst mich hassen.« Caroline wischte sich die Tränen fort. »Ich würde alles dafür geben, wenn ich meine Worte zurücknehmen könnte. Wenn ich anders empfinden könnte.«
Endlich schaute er sie an. »Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Ich kann es nicht fassen, dass wir Savannah das angetan haben.«
»Ich hätte schon viel früher mit dir darüber reden müssen. Ich bin nicht dafür geschaffen, Ehefrau und Mutter zu sein. Ich bin nicht wie deine Mutter oder meine. Ich werde nie so sein wie sie.«
Peter warf den Lappen hin und stand auf. »Was zum Teufel sollen wir also tun? Kannst du mir das sagen? Hast du einen Vorschlag? Wir müssen der Wahrheit endlich ins Auge sehen: Savannah hat mehr verdient, als wir ihr geben. Das macht mich krank. Es macht mich vollkommen krank.«
Er hob das Fahrrad hoch, an dem er bis eben gebastelt hatte, und eine Schrecksekunde lang dachte Caroline, er würde es quer durch das Zimmer schleudern. Doch dann stellte er es vorsichtig wieder ab.
»Du bist nun mal eine Mutter.« Seine Worte trafen sie wie Peitschenhiebe.
Sie sagte nichts.
»Manche Entscheidungen kann man nicht rückgängig machen«, fügte er hinzu.
In Carolines Innerem brachen alle Schleusen. Eine unsägliche Traurigkeit überkam sie und das Gefühl, auf der ganzen Linie versagt zu haben. »Nichts von dem, was du sagst, ergibt für mich einen Sinn. Vielleicht funktioniert es einfach nicht. Wir. Vielleicht funktioniert das nicht mit uns.«
»Wie bitte? Glaubst du, dass ich das sagen wollte? Ich versuche nur …«
»Ich weiß, was du versuchst. Du sagst mir, dass ich nicht alles haben kann. Aber du schon, Peter. Du wolltest ein Kind, und wir haben eins. Ich liebe Savannah. Wirklich. Und ich liebe dich. Trotzdem – ich kann nicht mehr. Ich sehe, wie wenig ich Savannah geben kann. Aber was soll ich denn tun? Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll.«
Peter schwieg.
Caroline fehlte der Wille zu kämpfen. »Manchmal muss ich Tabletten nehmen, um durchzuhalten«, sagte sie leise. »So helfe ich mir, Peter. Aber es funktioniert nicht. Ich möchte dich glücklich machen. Ich möchte Savannah glücklich machen. Aber vielleicht bin ich einfach nicht dafür geschaffen. Vielleicht würde es euch beiden besser gehen ohne mich.«
Sie ging aus dem Zimmer.
»Wo gehst du hin?«, rief er und lief hinter ihr her zur Garage. »Antworte mir!«
»Nach draußen«, sagte sie. »Einfach nur raus.«
Es war schon nach eins, als Caroline zurückkam. Peter saß im Wohnzimmer, eine unaufgeschlagene Zeitung auf dem Schoß. Das Wachstuch und das Werkzeug waren verschwunden.
»Wo warst du?«, fragte er. »Du bist nicht an dein Handy gegangen.«
»Tut mir leid. Ich konnte nicht.« Sie stand vor ihm.
»Wo warst du?«, fragte er noch einmal.
»In meinem Büro. Ich musste mal nachdenken. Ich wusste nicht, wo ich sonst hinsollte. Ich bin nun mal kein Kneipentyp.«
»Aber du bist ein Tablettentyp?«
»Inzwischen ja«, sagte Caroline. »Ich hätte es sonst nicht ausgehalten.«
»Du hättest es sonst nicht ausgehalten? Hast du etwa Angst vor mir, Caro?«
»Ich habe Angst vor uns. Vor dem, wie sich unser Leben entwickelt. Unser Leben scheint dich glücklich zu machen, egal wie unglücklich ich bin.«
»Es macht mich nicht glücklich, Caro.« Er nahm ihre Hand und zog sie neben sich aufs Sofa. »Aber es stimmt. Ich wünsche
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