Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
mir, dass du dich änderst. Wie ist es bloß so weit gekommen?«
»Ich konnte nicht zugeben, wie schlimm alles für mich war … ist«, sagte sie. »Ich kann nicht mehr so weitermachen. Das würde nur nach hinten losgehen.«
»Tja. Du bist unglücklich. Savannah ist unglücklich. Und ich renne rum wie ein wild gewordener Stier und versuche stur, meinen Willen durchzusetzen.«
»Du versuchst doch nur, aus uns eine Familie zu machen.«
Er hob die Schultern, wie um zu sagen: Ist mir ja prächtig gelungen .
»Was sollen wir bloß machen?« Caroline lehnte den Kopf an Peters Schulter. »Ich will euch nicht verlieren, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. So kann ich jedenfalls nicht weitermachen, ehrlich.«
»Willst du gehen? Oder willst du, dass ich gehe?«, fragte Peter.
Sie konnte ihm keine Antwort auf seine Fragen geben, denn weder die eine noch die andere Lösung schien ihr Aussicht auf ein Leben zu bieten, das sie sich wünschte.
»Caro? Antworte mir!« Er hob ihr Kinn an und zwang sie, ihn anzusehen. Seine Augen waren feucht. »Bitte verlang nicht von mir, dass ich mich zwischen einem Leben mit dir und Savannah und einem Leben ohne euch entscheide, denn das kann ich nicht.«
Sie hatte ihn noch nie weinen sehen. Es brach ihr das Herz zu sehen, wie er die Lippen kräuselte und zusammenpresste. Savannah machte es genauso, wenn sie kurz davorstand, in Tränen auszubrechen. Sie hatte es getan, als Tia sie umarmte.
In dem Moment hätte Caroline Savannah am liebsten an sich gerissen.
Und plötzlich wurde Caroline alles klar. Vielleicht machte es ihr keinen allzu großen Spaß, mit Savannah zu spielen, aber sie liebte sie so, wie jede Mutter ihr Kind liebte. Sie würde sich lieber selbst Wunden zufügen lassen, nur um sie ihrer Tochter zu ersparen.
Sie war Savannahs Mutter – vielleicht keine besonders gute, vielleicht sogar eine wider Willen, aber sie hätte niemals ein Kind weggegeben. Für Tia war es wahrscheinlich das Richtige gewesen, aber für Caroline war es undenkbar.
Aber wer zum Teufel konnte schon wissen, was richtig war? Sie war kurz davor gewesen, ihr Kind im Stich zu lassen, und wollte über eine Frau urteilen, die sich wenigstens ehrlich eingestanden hatte, dass sie ihr Kind nicht selbst großziehen konnte. Wie schaffte man es, so wahrhaftig zu sein? Wahrscheinlich war Juliette die einzige richtige Mutter unter ihnen dreien.
Hatte Peter überhaupt eine Ahnung, wer seine Frau war? Sie würde ihm nie erzählen können, in welche Versuchung Jonah sie geführt hatte. Dieses vergiftende Geheimnis zu wahren, würde ihre Strafe sein. Derselbe Peter, der niemals eine schwangere Frau im Stich gelassen hätte, würde seine Frau nie betrügen oder auch nur darüber nachdenken, es zu tun.
Caroline würde wahrscheinlich nie eine besonders gute Mutter werden, aber vielleicht war sie die beste, die zur Verfügung stand. Konnte sie sich vor dieser Verantwortung drücken?
31. Kapitel – Tia
Jetzt habe ich euch beide verloren.«
Sie fuhren an vornehmen Häusern und makellosen Gärten vorbei.
»Du hast uns schon vor vielen Jahren verloren«, sagte Nathan kühl.
Tia wünschte, sie könnte ihn hassen, aber er war so wunderbar mit Savannah umgegangen, während sie sich unglaublich ungeschickt angestellt hatte. Was hatte sie nur für ein dummes Zeug geredet! Bei der Erinnerung daran, wie sie Savannah in den Armen gehalten hatte, verging sie fast vor Sehnsucht.
Tias Mutter wäre hingerissen gewesen von Savannah. Was für ein ganz besonderes kleines Mädchen sie doch war. Waren Caroline und Peter sich dessen bewusst? Liebten sie sie genug?
»Ist sie nicht wunderbar?«, fragte Tia.
Nathan sagte nichts, was aber daran lag, dass er in Gedanken versunken war, nicht weil er ihrer Frage ausweichen wollte, das merkte sie. Wahrscheinlich war er seinen beiden Söhnen, deren Existenz Tia zum ersten Mal zur Kenntnis genommen hatte, ein guter Vater.
Es gefiel Tia, wie kräftig Savannah gebaut war. Es freute sie, dass ihre Tochter so kerngesund wirkte. Sie selbst war in dem Alter ein Strich in der Landschaft gewesen. Ihr Vater war drahtig und muskulös gewesen, so voller Energie. An ihrer Mutter dagegen hatte alles solide und praktisch gewirkt, bis auf die Locken, die sich kaum bändigen ließen.
Savannahs Gesichtszüge waren eine Mischung aus ihr und Nathan, ein Gesicht, das sie immerzu hätte betrachten können. Waren das Muttergefühle? Schaute Caroline Savannah manchmal so lange an, bis sich ihr jedes Detail
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