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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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entscheidend gewesen, sondern ihre eigenen.
    Sie musste für sich herausfinden, ob sie mit ihm zusammenbleiben konnte, und wenn ja, wie sie das anstellen sollte, ohne ihn jeden Tag erneut zu bestrafen. Er hatte sie angefleht, eine Paartherapie zu machen, aber sie hatte sich geweigert. Bei der Vorstellung, mit Nathan zusammen einem gesichtslosen Psychologen gegenüberzusitzen, war sie jedes Mal in Panik geraten, denn sie war davon überzeugt, dass die sogenannte Therapie nur dazu dienen würde, sie zu kritisieren, ihr Seelenleben zu zerpflücken und ihr klarzumachen, dass sie als Ehefrau versagt hatte.
    Wochenlang hatte sie in ihrem Zimmer am Computer gesessen. Auf einer Website wurde sie, unterlegt mit dramatischer Musik, dazu aufgefordert, sich selbst zu heilen. Auf einer anderen hieß es, ihre Chancen, die Ehe wieder zu kitten, stünden fünfzig zu fünfzig, und sie wurde gefragt, ob sie sich darüber im Klaren sei, dass die Situation für den Ehebrecher und seine Geliebte ebenso schmerzhaft war. Ferner hieß es, fremdgehende Partner litten an Depressionen und seien suizidgefährdet. Schließlich wurde ihr versichert, sie könne ihre Ehe seitensprungsicher machen, indem sie »nur $79« überwies für die Bücher und CDs des Programms, die in diskreter Verpackung geliefert würden.
    Dann hatte sie eine Website gefunden, auf der ihr versichert wurde, dass viele Paare nach einem Seitensprung stärker zusammenhielten als je zuvor, allerdings müssten sie dazu ihre Beziehung unter die Lupe nehmen: Waren sie bereit für die Heilung? Waren sie bereit, miteinander zu reden? Nachdem sie das gelesen hatte, hatte sie sich gefragt, ob sie vielleicht doch mit Nathan eine Paartherapie machen sollte.
    Manchmal war es ihr vorgekommen, als hätte ihr Leben nur noch zwei Inhalte: ihre Kinder und ihre Internetrecherche zum Thema Untreue. In einer schlaflosen Nacht hatte sie um drei Uhr morgens auf einer Webseite gelesen, dass »eine Ehe sich schwerer von häufigen Seitensprüngen erholt als von einer einzigen längeren Affäre«. Sie war ins Schlafzimmer gestürmt und hatte Nathan gefragt, ob er noch andere Affären gehabt hatte. Wenn sie eine Taschenlampe gehabt hätte, hätte sie Nathan damit ins Gesicht geleuchtet.
    Nachdem er ihr geschworen hatte, dass er während ihrer ganzen Ehe nur diese eine Geliebte gehabt hatte – als hätte er dafür einen Orden verdient –, begann sie, Informationen über die Persönlichkeit von Ehebrechern zu sammeln. Dabei stieß sie auf einen Test, mit dem sich angeblich feststellen ließ, wie wahrscheinlich es war, dass ein Ehepartner zu Seitensprüngen neigte. Als für Nathan das Ergebnis »geringes Risiko« herauskam, rastete sie aus. Sie wollte, dass das Ergebnis Null war. Von sieben Indikatoren, die auf eine Neigung zu Seitensprüngen schließen ließen, trafen drei auf Nathan zu: Er war attraktiv , er hatte reichlich Gelegenheit – war ein College nicht das ideale Terrain für Flirts und mehr? –, und er hatte einen starken Sexualtrieb . Zum Glück konnte sie bei den Punkten »risikofreudig « , »findet, dass ihm alles zusteht « , »betrachtet Liebe als ein Spiel« und »ist bindungsscheu« wahrheitsgemäß »nein« ankreuzen.
    Außer dass er ein Jahr lang mit einer anderen geschlafen hatte.
    Juliette hatte sich schließlich damit getröstet, dass sie bei unter fünfzig Prozent der Fragen »ja« angekreuzt hatte.
    Nachdem sie auf ihrer Suche nach Lösungen weder in Büchern noch im Internet noch beim Thema Paartherapie auf ein Rezept gestoßen war, das sie von ihren Qualen hätte erlösen können, hatte sie sich schließlich ihre Antworten selbst gegeben. Drei Dinge waren ihr mittlerweile klar: Erstens liebte sie Nathan und wollte sich nicht von ihm trennen. Zweitens versetzte sie die Vorstellung, ihre Söhne allein großzuziehen, in Angst und Schrecken, ganz zu schweigen davon, dass die Kinder den Schaden davontragen würden. Und drittens brauchte sie Zeit, damit ihre Wunden heilen konnten. Erst dann konnte sie hoffen, wieder in ihre Ehe zurückzufinden.
    Juliette klammerte sich an die Überzeugung, dass es nicht ihre Schuld war. Nathan hatte ihr wiederholt versichert, dass es nicht ihre Schuld war. Offenbar hatte er ebenfalls im Internet recherchiert und eine Liste von Gründen ausgedruckt, die Männer und Frauen zu Seitensprüngen veranlassten:
    Einsamkeit.
    Momentane Triebbefriedigung.
    Suche nach Selbstbestätigung.
    Es hatte noch lange gedauert, bis der Zorn, der in Juliette wild

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