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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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Geruch nach Möbelpolitur mit Zitronenaroma vermischten sich zu stickiger Schwüle.
    »Ich will nach Hause«, sagte Juliette.
    Nathan sah sie an, als hätte sie in irgendeiner ihm fremden Sprache geredet. »Wie bitte?« Er neigte den Kopf zur Seite, als könnte er sie so besser verstehen.
    »Ich. Will. Hier. Weg«, sagte Juliette. »Heute Abend. Jetzt.«
    »Spinnst du? Wir wären nicht vor eins zu Hause. Was ist los mit dir?«
    Wie sollte sie ihm sagen, dass sie die Vorstellung, die Nacht mit ihm in dem zu schmalen Bett zu verbringen, unerträglich fand? Dass sie nicht seinen Atem riechen oder die ganze Nacht wach liegen wollte, ohne irgendwohin zu können. Wenn sie aus dem Bett aufstünde, egal wie leise, wäre Gizi innerhalb kürzester Zeit zur Stelle und würde ihr allen Trost der Welt anbieten, auf den sie keinen Wert legte.
    Möchtest du einen Tee? Oder eine Wärmflasche? Ein Stück Kuchen vielleicht? Wie wär’s mit Haferflocken? Ich könnte dir ein paar Spiegeleier machen, Liebes.
    »Ich fahre«, sagte Juliette.
    »Vergiss das Fahren. Nenn mir einen einzigen Grund für diese wahnwitzige Idee.«
    Juliette überlegte krampfhaft, womit sie sich herausreden konnte. Ihr Kopf schien zu platzen.
    »Ich habe gesagt, ich fahre.« Notfalls würde sie zehn Tassen Kaffee trinken. »Unmengen Arbeit warten auf mich. Ich muss zurück. Ich muss morgen ganz früh aufstehen und mich direkt an die Arbeit machen.«
    »Es ist Pessach, Herrgott noch mal. Was soll ich bitte meinen Eltern sagen? Und den Jungs?«
    Juliette baute sich vor Nathan auf und sah ihm in die Augen. »Es ist mir egal, was du ihnen sagst. Aber bring mich verdammt noch mal hier raus. Jetzt. Ich meine es ernst. Auf der Stelle.«
    Was auch immer er in Juliettes Augen entdeckte, es veranlasste ihn, das Zimmer zu verlassen und die geänderten Pläne zu verkünden.
    Juliette begegnete den verdatterten Fragen ihrer Schwiegereltern mit Ausflüchten und war schon drauf und dran, es sich anders zu überlegen, als sie spürte, wie verletzt sie waren. Vielleicht hätte sie bleiben können, wenn die Jungs das Gästezimmer bekommen und sie und Nathan in den Betten in Nathans ehemaligem Zimmer hätten schlafen können, aber die Jungs würden sich auf keinen Fall ein Bett teilen, und Gizi und Avraham hätten das sowieso nicht akzeptiert.
    Der Gesichtsausdruck, mit dem Nathans Eltern zugesehen hatten, wie er die Sachen in den Wagen lud, verfolgte sie während der ganzen schweigend verbrachten Heimfahrt. Ihre übereilte Abreise hatte Gizi darin bestätigt, dass ihre Intuition sie nicht getrogen hatte. Wenn sie geblieben wären, hätte Juliette den Schrei, den sie schon viel zu lange zurückhielt, nicht mehr unterdrücken können.
    Nathan fuhr.
    Sie kamen um zwei Uhr morgens an.
    Die Jungs stolperten ins Haus, während Nathan und Juliette das Gepäck hineintrugen.
    »Nacht«, murmelte Max und ging schlaftrunken nach oben.
    »Gute Nacht, mein Liebling«, sagte Juliette. »Gute Nacht, Lucas.«
    Lucas knurrte irgendetwas. Er hatte kein Wort gesagt, seit sie sich von seinen Großeltern verabschiedet hatten. Mit seinem Schweigen und seinen eingezogenen Schultern ließ er Juliette wissen, dass sie seinen Plan vermasselt hatte, mit seinem Großvater das Museum für Naturkunde zu besuchen. Mit seinen vierzehn Jahren konnte sich Lucas noch immer dafür begeistern, durch die Marmorhallen voller Dinosaurier zu laufen. Außerdem hatten sie vorgehabt, sich »Kosmische Kollisionen«, eine Ausstellung zum Thema Raumfahrt im Planetarium, anzusehen.
    Nachdem sie alles ins Haus getragen hatten, drehte sich Nathan zu Juliette um. Sie waren das erste Mal allein, seit sie in Brooklyn aufgebrochen waren.
    »Was ist los mit dir?«, fragte er mit vor Zorn schmalen Augen und baute sich vor ihr auf. Seine Wut ließ ihn größer wirken.
    Als Juliette nicht antwortete, trat er näher an sie heran und reckte den Kopf vor. »Was, frage ich dich, was war so verdammt wichtig, dass du meine Eltern derart vor den Kopf stoßen musstest? Ich habe mich zurückgehalten, weil ich sie nicht zusätzlich aufregen wollte. Und im Auto habe ich mich wegen der Jungs zurückgehalten. Aber jetzt – jetzt sind nur noch wir beide hier.«
    Juliette trat einen Schritt zurück. »Es hatte nichts mit deinen Eltern zu tun.«
    »Ich bitte dich! Schließlich sind wir aus ihrem Haus geradezu geflüchtet.« Er knallte Max’ Rucksack auf den Boden und warf seinen Schlüsselbund auf den Tisch im Flur.
    »Hör auf«, flüsterte sie, »du

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