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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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unter das Essen gemischt, war dann aber in Panik geraten und hatte den Notarzt gerufen.
    Tia nestelte am Verschluss ihrer Handtasche und kramte so lange, bis sie eine Rolle Pfefferminzbonbons gefunden hatte. »Wollen Sie eins?«, fragte sie in Mrs. Grahams Richtung, unsicher, ob sie der Polizistin auch eins anbieten sollte.
    »Warum haben Sie nicht zurückgerufen?«, fragte Mrs. Graham mit verzweifelter Miene.
    »Ich …« Tia versagte die Stimme. O Gott, sie musste angerufen haben, nachdem Tia das Büro verlassen hatte. Hätte sie das Unglück verhindern können, wenn sie bis um fünf Uhr geblieben wäre? Hätte sie Mrs. Graham davon abhalten können, die Tabletten zu zerstoßen?
    »Ich wusste nicht, an wen ich mich sonst wenden konnte, Tia.« Sie streckte Hilfe suchend die Hände aus. »Ich habe Sie gebraucht.«
    »Mrs. Graham, ich …« Tia unterbrach sich, als sie Richards Finger spürte, der sich ihr in die Schulter bohrte.
    »Die Polizei hört mit«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Warum sind wir dann hier, wenn ich nichts sagen kann?«, fragte Tia.
    »Sie hat nach dir gefragt. Sie hat gesagt, sie hätte sonst keine Verwandten mehr. Die Polizei hat angerufen. Ich dachte, es wäre besser, wenn wir uns selbst ein Bild machen.«
    »Ich bin aber nicht ihre Verwandte.«
    »Sie wollte wahrscheinlich sagen, dass sie sonst niemanden mehr hat. Ich werde es denen erklären.«
    »Wenn Sie angerufen hätten, wäre alles in Ordnung gewesen.« Mrs. Graham zupfte an einem Loch in ihrer Strickjacke.
    Tia schwieg, froh, dass Richard ihr Redeverbot erteilt hatte, beschämt von Mrs. Grahams Not und Vorwürfen.
    »Kann ich mir die Hände waschen?«, fragte Mrs. Graham die Polizistin rechts neben ihr.
    »Nein, Ma’am, tut mir leid.«
    »Aber sie sind ganz schmutzig«, sagte Mrs. Graham zu dem Polizisten links neben ihr.
    »Es dauert nicht mehr lange«, erwiderte er.
    »Tia, haben Sie vielleicht ein feuchtes Tuch für mich?«
    Tia kramte eifrig in ihrer Handtasche herum.
    Die Polizistin hob abwehrend eine Hand. »Ma’am, bitte nicht.«
    »Warum sind wir hier, Richard?«, flüsterte Tia.
    »Sie brauchen Informationen«, sagte er.
    »Sam hatte einen Unfall. Ich musste ihn sauber machen. Bitte«, flehte Mrs. Graham, »bitte, lassen Sie mich doch die Hände waschen.« Sie begann zu schluchzen.
    Tia verschränkte die Arme. »Ich muss zur Toilette.« Sie stand auf in der Erwartung, dass jemand sie daran hindern würde.
    »Sie werden rausgehen müssen. Ein Stück die Straße runter gibt es ein Café.« Die Polizistin wies in die Richtung, so als wären die Wohnzimmerwände unsichtbar.
    Tia rannte hinaus, ehe Richard sie aufhalten, ehe Mrs. Graham noch etwas sagen konnte, doch die Worte der alten Frau folgten ihr über den Flur.
    »Es war nicht meine Schuld.« Mrs. Grahams dünne Stimme klang schrill in Tias Ohren. »Was hätte ich denn tun sollen? Ihn von einem Fremden waschen lassen? Das hätte Sam nicht gefallen. Dafür ist Sam zu stolz. Er ist der stolzeste Mann in Amerika.«
    Einen Moment lang kniff Tia die Augen zu, dann drehte sie sich um und ging wieder zurück; sie blieb in der Tür stehen, um zu hören, was Mrs. Graham zu sagen hatte.
    Als sie Tia zurückkommen sah, richtete sich Mrs. Graham in ihrem Sessel auf. Ihre wässrig blauen Augen fixierten Tia. »Er hat fünfzig Leute bei John Hancock unter sich gehabt. Fünfzig. Alle haben zu ihm aufgeblickt. Mir ist es egal, was die Leute sagen. Er hat immer gewusst, was mit ihm los ist. Er weiß, dass ich es bin, die ihn wäscht und ihn füttert.«
    »Sie haben das ganz großartig gemacht«, sagte Tia.
    Richard warf ihr einen wütenden Blick zu.
    »Er weiß immer, wenn jemand Fremdes im Haus ist«, sagte Mrs. Graham. »Ich konnte ihm das doch nicht antun, dass jemand ihn so sah.«
    »Sie haben ihm jeden Tag Ihre Liebe gezeigt. Das weiß er.« Tia konnte ihre Tränen nicht aufhalten. »Es tut mir so leid, dass ich Sie nicht angerufen habe.«
    Tia ging hinaus. An der Küchentür, wo Sam gelegen hatte, bevor man ihn wegbrachte, blieb sie stehen. Auf dem Tisch lag ein leeres Tablettenröhrchen neben einer zur Hälfte aufgegessenen Schüssel mit Apfelkompott, unter das Mrs. Graham vermutlich alle zerriebenen Tabletten gerührt hatte.
    Tabletten, die sich Mrs. Graham auf Tias Anraten hin vom Arzt hatte verschreiben lassen.
    Richard explodierte im selben Moment, als er die Autotür zuknallte. »Verdammt noch mal, Tia. Wann hast du das letzte Mal einen Hausbesuch bei den Leuten

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