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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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regeln. Die Leute sind doch immer im Verzug mit ihren Anträgen.«
    »Aber nicht zwei Monate!«, sagte Katie. »Die haben gestern hier angerufen, bevor du gekommen bist, weil sie wissen wollten, ob es uns überhaupt noch gibt. Die wollen unser Geld einer anderen Einrichtung in Jamaica Plain zukommen lassen.«
    Wahrscheinlich hatte Daphne Morrow angerufen. Die wusste doch genau, dass Tia ihre Ansprechpartnerin in der Beratungsstelle war. Vielleicht sollte sie mal Daphnes Chef anrufen und ihm erzählen, wie nervtötend die Zusammenarbeit mit Daphne sei, erklärte sie Richard.
    »Du schnallst es nicht«, erwiderte Richard. »Es ist gut möglich, dass die uns den Zuschuss streichen.«
    »Die sind stinksauer bei der Walker Foundation«, sagte Katie. »Deinetwegen haben die den Eindruck, dass wir ihre Arbeit überhaupt nicht ernst nehmen.«
    »Die haben gesagt, dass sie mehrfach versucht hätten, dich zu erreichen. Dass du ihre E-Mails ignoriert hättest.« Richard trat ganz dicht an sie heran. »Du hast wohl gedacht, du hättest sie gelöscht, was? Du hast wohl nicht gewusst, dass sie immer noch auf deinem Rechner sind.«
    Sie hatten sich an ihrem Computer zu schaffen gemacht. Gott, sie hatten nach einem Vorwand gesucht, sie loszuwerden. Aber dafür konnte die Sache mit Mrs. Graham nicht herhalten, denn Richard hatte sich, seit er Tia eingestellt hatte, kaum um ihre Arbeit gekümmert.
    Die Tüte mit dem Kaffee und den Teilchen würde nicht mehr lange halten. Allmählich kam sie sich ziemlich albern vor mit der triefenden Tüte in der Hand. Um ein Malheur zu verhindern, zog sie eine alte Zeitung aus dem Papierkorb, legte sie als behelfsmäßige Unterlage auf den Aktenschrank neben der Tür und stellte die Tüte darauf ab.
    »Sagt mir, was ich tun soll. Es tut mir leid, okay? Es war ein Fehler. Ich habe die Termine durcheinandergebracht.«
    »Nein, hast du nicht«, sagte Katie. »Der Termin steht in deinem Kalender. Du wusstest Bescheid.«
    »Hast du etwa meine Sachen durchgewühlt?«
    »Ich habe sie dazu angewiesen«, sagte Richard.
    »Du hast sie angewiesen, in meinen Sachen rumzuschnüffeln?«
    »Das sind nicht deine Sachen. Sie gehören der Agentur. Ich habe Katie gebeten nachzusehen. Ich musste einfach die Wahrheit wissen.«
    »Du hättest mich fragen können.«
    »Wie gesagt.« Er ließ einen Moment verstreichen. »Ich wollte die Wahrheit wissen.«
    »Ich habe alles gefunden«, sagte Katie. »Die unfertigen Berichte. Die nicht ausgeführten Hausbesuche. Du hast nicht ein einziges Formblatt ausgefüllt. Kein Wunder, dass Mrs. Graham …«
    Richard hob eine Hand, um Katie zum Schweigen zu bringen. »Das steht alles im Schreiben des Vorstands.« Er nahm einen Brief aus seiner Brusttasche und überreichte ihn Tia. »Tut mir leid, Tia. Du lässt mir keine Wahl. Du bist entlassen.«

18. Kapitel – Juliette
    Juliette hatte sich ein Leben ohne Nathan nie vorstellen können, aber während der vergangenen zwei Wochen hatte sie eine Ahnung davon bekommen, wie es sein könnte. Wenn sie sich abends schlafen legten, verkroch sich jeder so weit wie möglich an seine Bettkante. Im Schlaf kamen sie aus Gewohnheit wieder zusammen. Manchmal, wenn sie wach wurde, lagen sie eng aneinandergeschmiegt – sein Rücken eine Insel der Wärme, sein ganzer Hinterkopf vertraut und beruhigend. Oder halb im Traum spürte sie, wie sie sich gemeinsam umdrehten, als wären sie eins. Aber dann kam die Erinnerung, und sie schüttelte seinen Arm ab und zog sich ans äußerste Ende der Matratze zurück.
    Nathan schwor, nichts von dem Kind gewusst zu haben, aber irgendetwas wusste er. Nur was? In einer Atmosphäre des Schweigens war es unmöglich, das herauszufinden. Er redete nicht, und sie bedrängte ihn nicht. Sie wahrte den Anschein innerer Gelassenheit, um ihm Zeit und Raum zu geben, während sie sich an die schwache Hoffnung klammerte, dass sich nichts ändern würde.
    Zum Glück hatte sie heute im Salon zu tun, auch wenn sie samstags eigentlich am liebsten zu Hause blieb. Sie erledigte noch schnell die letzten Kleinigkeiten. Packte das Geschirr in die Spülmaschine. Ging den Stapel Post auf ihrem Schreibtisch durch. Zog ihren Lippenstift noch einmal nach.
    Es war ihr nur recht, aus dem Haus zu gehen. Weg von Nathan, der vor sich hinbrütete und sie mit dem Versprechen hinhielt, er werde bald mit ihr reden. Als sie gerade dabei war, die Regenmäntel und Pullover aufzuhängen, die auf dem Treppengeländer herumlagen, polterten Schritte die Treppe

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