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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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gemacht?«
    »Vielleicht überlebt er ja«, antwortete Tia. »Wie viele Tabletten kann sie ihm wohl verabreicht haben?«
    »Egal ob er überlebt oder stirbt, wir sind am Arsch. Wann warst du das letzte Mal bei denen?«
    »Hausbesuche waren bei den Grahams nicht vorgesehen.« Tia warf ihren Kopf gegen die Kopfstütze, richtete sich jedoch sofort wieder auf. Alles roch nach Richards Hund. »Sie wollte lieber in die Beratungsstelle kommen. So kann sie wenigstens ab und zu aus dem Haus. Sie hat immer die Zeit genutzt, wenn Sam seinen Mittagsschlaf gemacht hat.«
    »Ich kann mir gut vorstellen, wie sie ihm dazu verholfen hat.«
    »Sie liebt ihn.«
    »Sie hat versucht, ihn umzubringen.«
    »Sie hat es für ihn getan.«
    »Sie hat es trotz unserer Beratung getan.« Richard ließ den Motor an. »Deiner Beratung.«
    »Sie wollte nicht, dass ich zu ihr nach Hause ging.«
    »War das etwa nicht Hinweis genug?« Er schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett. »Hast du eine Ahnung, was der Globe aus der Geschichte machen wird?«
    »Es gab keinerlei Hinweise auf häusliche Gewalt bei den Grahams. Null«, verteidigte sich Tia.
    »Wirklich?« Er lenkte den Wagen in den Verkehr. »Hast du die Wohnung gesehen? Wie konntest du diese Verwahrlosung zulassen?«
    »Es ist nicht deine Schuld.« Bobby rutschte auf dem Mäuerchen am Day Boulevard näher an Tia heran. Das Meer lag still unter dem tiefschwarzen Himmel. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich.
    »Natürlich ist es meine Schuld.« Tia nahm Bobbys Hand. »Ich hätte es kommen sehen müssen.«
    »Aber du hast doch selbst gesagt, dass sie immer tipptopp aussah. Und Hausbesuche waren nicht angeordnet.«
    »Manchmal sind die Anordnungen eben nicht genug.«
    Tia wünschte, sie hätte sich ein Sixpack mitgebracht, so wie sie es als Jugendliche immer gemacht hatten. Statt in Fianna’s Bar zu gehen, war sie lieber mit Bobby hierhergekommen. Sie hätte die ausgelassene Clique mit ihren Witzen und Zoten an diesem Abend nicht ertragen. Sie hatten in einem Imbiss in Dorchester gegessen, wo sie keiner kannte, dann waren sie an den Strand gefahren.
    »Ich hätte zu ihr nach Hause gehen sollen«, sagte Tia.
    »Das konntest du doch nicht ahnen. Schließlich hat sie alles darangesetzt zu verheimlichen, wie es bei ihr aussieht.«
    Sie lehnte sich an ihn. »Ich hätte ihre Taktik durchschauen müssen.« Seine Schulter fühlte sich stark und unbesiegbar an. Sie nahm seine Hand. Sie brauchte jetzt einen Freund.
    Seit dem Vorfall bei den Grahams ging Tia jeden Tag zu Fuß zur Arbeit. Das Doyle’s war gestrichen. Der Alkohol ebenfalls. Kein Sex mehr mit David. Sie hatte mit ihm Schluss gemacht, von Angesicht zu Angesicht.
    Tia hatte sich in dieser Woche dreimal mit Bobby getroffen, und er hatte nicht ein einziges Mal versucht, sie anzumachen. Zweimal waren sie essen gegangen, einmal ins Kino, und jedes Mal hatte sie sich bei Bobby geborgen gefühlt. Es gab keine Grauzonen in Bobbys Welt. Bei ihm gab es nur richtig oder falsch. Und Erinnerungen an falsche Entscheidungen hatten in seinem Wertesystem keinen Platz.
    Sie wünschte, sie könnte auch in einem solchen Bewusstsein der Rechtschaffenheit durchs Leben gehen. Sam hatte überlebt, aber Tia war zu verwirrt, um sagen zu können, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war. Sicherlich gut für sie und die Beratungsstelle. Aus irgendeinem Grund hatte das Lokalblatt nichts über die Beinahe-Tragödie gebracht.
    Aber es hatte keinen Zweck, sich etwas vorzumachen. Eine Tragödie war geschehen, und sie hatte sie nicht verhindert. Was würde jetzt mit Mrs. Graham passieren? Und mit Sam?
    Bobby redete ihr zu, sie solle sich die Sache nicht so zu Herzen nehmen. War sie Mrs. Graham nicht immer eine Freundin gewesen? Hatte sie nicht ausdrücklich nach ihr verlangt? Wie wollte sie Menschen retten, wenn das ganze System faul war? Er erinnerte sie immer wieder daran, dass Mrs. Graham ihre Hilfe abgelehnt hatte. Niemand könne von Tia erwarten, dass sie alles allein machte.
    Seine Worte beruhigten sie zwar, aber sie wusste es besser. Sie hatte versagt. Sie mochte sich an die Buchstaben des Gesetzes gehalten haben, aber dass sie bei Mrs. Graham nicht genauer nachgehakt hatte, war eine sträfliche Nachlässigkeit gewesen.
    Tia nahm ihren iPod aus der Tasche und versuchte, Bobbys Rat zu befolgen, möglichst zügig zu gehen. Frische Luft! Bewegung! Endorphine! Keine Selbstvorwürfe!
    Sie schritt so beherzt aus, dass sie bis zum Café

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