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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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Laster jedoch von Vorteil. Das Unternehmen juliette&gwynne verdankte seine Existenz allein Juliettes Eitelkeit. Nachdem sie ihre Mode-Kolumne in der Zeitschrift Boston aufgegeben hatte, um mit Lucas und dann mit Max zu Hause zu bleiben, konnte sie sich irgendwann die teuren Kosmetika, die sie für gewöhnlich verwendete, nicht mehr leisten. Mit Nathans Professorengehalt kamen sie so gerade über die Runden. Sie begann, zu Hause zu experimentieren, benutzte Zutaten von Weihrauch bis Kamille für ihre Feuchtigkeitscremes und stellte Peelings her, für die sie Zucker, Haferflocken und sogar Kaffeesatz verwendete.
    »Mommy!« Der fünfjährige Max stürmte ins Zimmer und warf sich auf das ramponierte Sofa, sodass die Broschüren und Produktmuster, die darauf lagen, durcheinanderrutschten. »Ich hab Hunger!« Er kuschelte sich an Juliette.
    Lucas erschien in der Tür. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst im Spielzimmer bleiben.« Er packte seinen Bruder am Kragen. »Komm, ich hol dir einen Müsliriegel.«
    Das Geld, das er fürs Babysitten bekam, förderte zweifellos seine Motivation, dennoch beeindruckte es Juliette, wie ernst ihr Großer seine Aufgabe nahm, auch wenn sie zugleich fürchtete, dass er seinem jüngeren Bruder vor lauter Übereifer am Ende den Kopf abreißen könnte. Sie löste Lucas’ Finger von Max’ T-Shirt und lächelte. »Ist schon in Ordnung. Ich glaube, wir gehen am besten alle nach unten. Ihr zwei könnt im Esszimmer malen, während ich das Abendessen mache.«
    Juliette nahm das Gemüse aus dem Kühlschrank – Blumenkohl, Zwiebeln, Pilze, Möhren –, das sie bereits um sieben Uhr früh für eine Graupensuppe mit Hähnchenfleisch vorbereitet hatte, während Nathan und die Kinder noch geschlafen hatten. Sie stellte die Plastikbehälter in der Reihenfolge auf die Arbeitsfläche, in der sie das Gemüse andünsten wollte, bevor sie die Hühnerbrühe hinzugoss.
    Sie schnitt die Hähnchenbrust in Würfel und ließ gerade genug Haut daran, dass sie der Suppe Geschmack gab, ohne Nathans Herz zu belasten.
    Nathan. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Er war gerade von Brooklyn ins Hudson Valley gezogen, wo Juliette aufgewachsen war. Er hatte am Bard College, wo Juliettes Vater den Fachbereich Politikwissenschaft leitete, seine erste Stelle als Dozent für Soziologie angetreten.
    Sie hatten sich auf der traditionellen Weihnachtsfeier im Haus ihrer Eltern kennengelernt. Sie wohnten damals in Rhinebeck, einer Stadt im Hudson Valley, in der sich viele New Yorker niedergelassen hatten. Herbe Aftershaves wetteiferten mit schweren Damenparfüms von Chanel und Joy. Die Frauen trugen Strass und Samt, die Männer Anzüge oder Norwegerpullover. Juliette erregte allgemeines Aufsehen in einem kurzen saphirblauen Kleid.
    Nathan trat zu ihr, als sie mit einem Glas Eierlikör in der Hand dastand und zusah, wie ihre Mutter in ihrer Rolle als Gastgeberin aufging. Seine Krawatte, die von Weitem aussah, als wäre sie aus einem in Blautönen changierenden Stoff, war bei näherem Hinsehen mit winzigen Davidsternen gemustert.
    Sie berührte einen der Sterne mit der Fingerspitze. »Ein Bekenntnis?«
    »Ein Geschenk meiner Eltern zu Chanukah.«
    »Wollen Ihre Eltern Sie brandmarken?«
    »Ich bin einfach zu weit weg von Brooklyn: Sie wollen solche Schicksen von mir fernhalten, die kleine goldene Kreuze um den Hals tragen.«
    Reflexartig berührte Juliette ihren Hals. »Da hab ich ja Glück. Ich bin nur eine halbe Schickse.«
    Er zeigte auf den mit Lichtern behängten Christbaum, der so groß war, dass er fast die Zimmerdecke berührte. Das Treppengeländer war geschmückt mit Girlanden aus roten Schleifen und mit Tannenzweigen, die mit glitzernden Schneeflocken verziert waren. Er berührte eine der blonden Locken, die ihr Gesicht einrahmten. »Und wo in Gottes Namen versteckt Ihre Familie die andere Hälfte?«
    Juliette nahm seine Hand. »Kommen Sie. Ich zeig es Ihnen.«
    Sie führte ihn in die stille Bibliothek, die zum Glück vom Weihnachtsschmuck verschont geblieben war.
    »Sehen Sie?« Sie zeigte auf den Kaminsims, auf dem ein Chanukah-Leuchter aus blauem Glas zwischen zwei ebenfalls gläsernen Dreideln stand.
    »Ich nehme nicht an, dass Sie jemals damit gespielt haben.«
    Juliette berührte die gläsernen Kreisel mit den Fingerspitzen. »Nein.«
    Sie hatte als Kind kaum mit etwas gespielt, was sich außerhalb ihres Zimmers befand. Ihre Eltern hegten und pflegten das Haus fast wie ein Heiligtum. Das Haus war Juliette

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