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Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Das Band der Wünsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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immer wie ein Konkurrent vorgekommen, mit dem sie um die Gunst der Eltern wetteifern musste, und Juliette war es meist so vorgekommen, als hätte das Haus gewonnen.
    »Wohnen Sie hier bei Ihren Eltern?«
    »Nicht mehr, seit ich die Semesterferien hier verbracht habe.«
    »Sie mögen Rhinebeck nicht?«, fragte er.
    »Hier gibt’s nicht viel zu tun, wenn man nicht gerade am Bard College studiert.« Sein Haar war dicht und glatt. Und Hollywood-schwarz.
    Noch in derselben Nacht schlief sie mit ihm.
    »Gott, du bist ja wie liebestrunken«, bemerkte ihre Mutter trocken, als Juliette am nächsten Tag nach Hause kam.
    Liebestrunken . Ihre Mutter hatte das richtige Wort getroffen. Die Nacht mit Nathan hatte stürmisch angefangen und war dann in berauschenden Zärtlichkeiten ausgeklungen. Sie waren füreinander entflammt und hatten sich am Nachmittag gar nicht voneinander trennen können. Kaum hatte Nathan sie nach Hause gebracht, wäre sie am liebsten wieder zu ihm gefahren.
    Juliette glättete ihr zerknittertes Abendkleid. »Ganz genau.«
    Ihre Mutter klaubte eine Fluse von ihrem Rocksaum. »Lass ihn das nicht merken – jedenfalls noch nicht. Es gibt einem Mann zu viel Macht, wenn er sieht, wie sehr eine Frau ihn anbetet.«
    Während Juliette Olivenöl in eine Pfanne gab, dachte sie, wie traurig die Worte ihrer Mutter waren. Wie konnte man denn seine Liebe verbergen? Tat ihre Mutter das etwa immer noch nach fast vierzig Jahren Ehe? Ihre Eltern waren auf eine Weise miteinander verbunden, die Juliette schrecklich fand und um die sie sie zugleich beneidete, aber dass diese Verbundenheit auf Taktik basierte, konnte sie nicht glauben. Als Jugendliche hatte sie die Ehe ihrer Eltern als eine verschworene Gemeinschaft empfunden, zu der sie keinen Zutritt hatte. Ihr ganzes Leben spielte sich am Rand der Liebe ihrer Eltern ab.
    Das Öl qualmte. Sie tat die Zwiebeln in die Pfanne. In dem Augenblick kam Nathan herein. Juliette schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, wie jedes Mal, wenn er auftauchte. Sie liebte ihn immer noch wie am ersten Tag. Vielleicht sogar noch mehr. Kinder mit jemandem zu haben, war für sie das Erotischste, was einen mit einem anderen Menschen verbinden konnte.
    Sie küssten sich. Er fuhr ihr mit der Hand zärtlich über den Rücken, dann legte er ihr die Hände auf die Schultern. Die jahrelange Erfahrung als Ehefrau sagte ihr, dass die Art, wie seine Finger auf ihren Schultern ruhten, nichts Gutes verhieß. Etwas lag ihm auf der Seele.
    »Wo sind die Jungs?«, fragte er.
    »Sie sind im Esszimmer und malen.« Die Zwiebeln waren inzwischen glasig, und sie gab den Knoblauch und die Pilze in die Pfanne. »Ich glaube, Lucas hat heimlich den Fernseher eingeschaltet, aber ich bin eine schlechte Mutter und lasse die beiden gewähren, bis ich mit dem Kochen fertig bin. Aber jetzt, wo du da bist, kannst du gern rübergehen und die Kinder zurechtweisen.«
    Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, das sie sich in den Hosenbund gesteckt hatte, dann drehte sie sich zu ihm um und umarmte ihn. Sie erschrak, als sie seine angespannten Muskeln spürte.
    »Was ist los?« Sie schob ihn von sich, damit sie sein Gesicht sehen konnte. In seinen Augen spiegelten sich Gefühle, die sie nicht deuten konnte, nur dass Angst dabei war. »Ist etwas mit deinen Eltern? Geht es deinem Vater gut?« Hatte sein Vater einen weiteren Herzinfarkt erlitten? Oder Schlimmeres?
    Nathan schüttelte den Kopf.
    »Ist in der Arbeit etwas vorgefallen?«
    »Nein.« Nathan holte tief Luft.
    »Was ist es dann? Du siehst furchtbar aus. Bist du krank?«
    Er ging zum Schrank und nahm eine Flasche Brandy heraus. Wie üblich, wenn er nach Hause kam, schenkte er sich einen Doppelten ein.
    Juliette legte ihren hölzernen Kochlöffel weg. War etwas mit ihren Eltern passiert? Mit ihrem Vater? Hatte ihre Mutter Nathan angerufen und ihn gebeten, Juliette irgendeine schlimme Nachricht zu überbringen? Vor Angst krampfte sich ihr Magen zusammen. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch, so nah, dass ihre Knie sich berührten.
    Als sie seine Hände nahm, fühlten sie sich kalt an. Sie drückte eine Hand an ihre warme Wange. »Liebling, was ist denn los?«
    Er ließ den Kopf hängen, legte seine Hände auf ihre. Seine Schultern zuckten, als er anfing zu weinen. Juliette erstarrte.
    »Erzähl’s mir.«
    »Ich habe eine Affäre gehabt, Juliette. O Gott, es tut mir so leid.«

3. Kapitel – Caroline
    Nach fünf Jahren Ehe

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