Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Gier verschlang. Wenn sie sich eine DVD von irgendeiner Fernsehserie ausliehen, die er noch nicht gesehen hatte, etwas wie Lass es, Larry! , musste sie mit ihm zwei, drei, vier Episoden, die ganze Staffel ansehen, egal ob es darüber zwei Uhr morgens wurde. War es das, was er mit Frauen tat? War Tia auch nur eine Episode, die er verschlungen hatte?
»Woher soll ich wissen, dass dich nicht wieder die Gier packt?«
»Ich kann dich einfach nur bitten, mir zu glauben. Ich habe dich seit der Affäre nie wieder belogen. Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich weiß, wie sehr ich dich verletzt habe?«
Er kannte sie. Er wusste, dass sie ihm gern glauben wollte.
»Ich will die Erste in deinem Herzen sein«, sagte Juliette.
»Weißt du denn nicht, dass du das schon immer gewesen bist?«
»Die erste und einzige. Keine Ersatzspielerin.«
»Natürlich.«
Juliette lächelte freudlos. »Sieh mich nicht an, als hättest du soeben den Krieg gewonnen.«
»Ach? Befinden wir uns im Krieg?«
»Wir kämpfen um unsere Ehe. Oder auch nicht. Wir können nicht so tun, als würde das Kind nicht existieren.« Juliette bemerkte, wie sich seine Augen weiteten, so als hätte er Savannah für einen kurzen Moment hineingelassen. »Was ist mit deinen Eltern? Was wäre, wenn sie erführen, dass wir das vor ihnen geheim gehalten haben?«
Nathan nahm die Weinflasche aus dem Korb auf dem Beistelltischchen und füllte sein Glas auf. Als der Kellner sich eilfertig näherte, hielt Nathan ihn mit einer Handbewegung auf.
»Es ist doch furchtbar, wenn ein Kind denken muss, dass sein leiblicher Vater es nicht will.« Juliette hielt ihm ihr Glas hin. »Wie kannst du deine Tochter nicht wollen?«
»Ich habe noch keine Antworten. Das ist alles noch viel zu neu für mich.«
»Sie hatte dir doch gesagt, dass sie schwanger war, oder? Also kann es so neu nicht sein.«
»Du hast recht. Aber damals habe ich mir mehr Gedanken über uns beide gemacht als über irgendetwas anderes.«
Juliette schüttelte den Kopf. »Vergiss damals. Reden wir über jetzt.«
»Was soll ich denn tun?«
Juliette öffnete ihr Portemonnaie und nahm das Foto von Savannah heraus. Sie schob es ihm über den Tisch. »Sieh hin. Schau sie dir genau an.«
Nathan nahm das Foto, das Juliette hatte einschweißen lassen. Seine Hand zitterte. Er biss sich auf die Unterlippe.
»Sie sieht dir ähnlich. Und Max auch.« Etwas wie Sehnsucht spiegelte sich in seinem Gesichtsausdruck. Nathan war mit einem ausgeprägten Familiensinn aufgewachsen, den Juliette erst in ihrer Ehe entwickelt hatte.
Wie würde es sein, wenn sie Savannah zu sich nach Hause einladen könnten und eine Art offene Familie hätten? So etwas kam doch überall vor. Sie würden sie nicht aus ihrem Zuhause herausreißen, sie würden ihr Zuhause im Gegenteil erweitern – ihr noch mehr Wärme und mehr Liebe geben. Kinder hatten kein Problem damit, von noch mehr Menschen geliebt zu werden. Max und Lucas würden zuerst schockiert sein, aber mit der Zeit würde sich schon alles einrenken.
Und Juliette bräuchte sich nicht zu schämen. Sie würde stolz darauf sein, dass sie das alles zum Besten des Kindes organisiert hatten. Juliette stellte sich vor, wie sich das seidige Haar des Mädchens anfühlen würde.
Juliette und Caroline würden Freundinnen werden.
»Tatsächlich«, sagte Nathan. »Sie erinnert mich ein bisschen an Max. Aber es ist nicht zu fassen, wie viel sie von ihrer Mutter hat.«
Juliette knallte die Autotür zu. Sie hätte ihren eigenen Wagen nehmen sollen. »Du hast dein Gesicht nicht gesehen, Nathan. Deswegen glaubst du, dass es keine große Sache ist«, sagte Juliette, als er den Wagen anließ.
Nathan lehnte die Ellbogen auf das Steuer und drückte die Daumen zwischen die Augen. »Ich habe nur gesagt, dass das Mädchen seiner Mutter ähnlich sieht. Ist das so überraschend? So schrecklich?«
»Du hast dein Gesicht nicht gesehen«, wiederholte Juliette. »Es war, als hättest du ein Gespenst erblickt. Ein Gespenst, das du liebst.«
Nathan wollte ihre Hand nehmen. Sie zog sie heftig weg. Denselben verträumten Gesichtsausdruck hatte er gehabt, als er von Tia gesprochen hatte.
»Du hast gesehen, wie ich das Kind angeschaut habe«, sagte er. »Herrgott noch mal, es war das Foto von einem fünfjährigen Mädchen, das ich noch nie gesehen habe.«
Juliette sog scharf die Luft ein. »Sie ist deine Tochter und Tias Tochter, euer gemeinsames Kind. Deshalb ist sie etwas Besonderes, stimmt’s?«
»Ich dachte,
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