Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
Caroline getroffen hatte. Gwynne, Expertin auf dem Gebiet familiärer Katastrophen, würde sofort jede Menge Probleme wittern, die Juliette mit ihrer Aktion womöglich heraufbeschworen hatte. Gerichtsprozesse! Unterlassungsverfügungen! Scheidung! Gwynne rechnete ständig damit, dass irgendetwas Schreckliches passierte. Juliette hätte schwören können, dass ihre Freundin stets ein gebügeltes schwarzes Kleid für Beerdigungen parat hatte.
Caroline hatte sie gefragt, was sie wollte. Juliette hatte nicht gelogen, als sie geantwortet hatte, sie wisse es nicht. Sie wusste nur, dass es nicht rechtens war, dass Nathan eine Tochter hatte, die sie nicht kannten, während sie gleichzeitig die Vorstellung ganz verrückt machte, dass Nathan das Kind kennenlernen könnte.
Was wäre gewesen, wenn Nathan sich ihr offenbart hätte, als er erfahren hatte, dass Tia schwanger war? Würde sie ihr Herz für das Kind geöffnet haben?
Juliette hatte dieses Restaurant wegen seiner spießigen Atmosphäre ausgewählt, in der Hoffnung, die mahagonigetäfelten Wände und der dicke Teppichboden würden Nathans vorhersehbaren Wutanfall dämpfen. Als er eintraf, war er sichtlich nervös, aber in hoffnungsvoller Stimmung und elegant gekleidet. So als könnte hier ihr Neubeginn stattfinden – um den er sie schon so lange bat.
»Bist du verrückt geworden?« Nathan ließ die Gabel auf den Teller fallen, so laut, dass er die Aufmerksamkeit der Gäste am Nebentisch erregte. »Du hast dich mit der Adoptivmutter getroffen?«
»Nathan, wir können nicht einfach die Augen vor der Situation verschließen.«
»Es gibt keine Situation. Das Kind hat Mutter und Vater – und nach allem, was du erzählst, sind sie verdammt gute Eltern.«
»Nein, irgendwas stimmt da nicht, das spüre ich ganz genau.«
»Eine Ärztin und ein Geschäftsmann. Sie wohnen in Dover. Wohlhabende, gebildete Leute. Was haben sie verbrochen? Sind sie heimliche Päderasten?«
»Darüber macht man keine Scherze.«
Ein Kellner mit übertrieben gegeltem Haar räumte die Salatteller ab. Sie alle taten so, als wäre nichts, während der junge Mann Krümel vom weißen Tischtuch fegte.
Kurz darauf brachte der Kellner das Steak für Nathan und servierte Juliette den Lachs. Die Kartoffeln hatte sie abgelehnt, in der Hoffnung, das Opfer werde ihr Glück bringen.
Wenn sie eine von Nathans Pommes frites nahm, würde der Zauber dann verfliegen? Würde die Glücksfee wegen einer Fritte Theater machen?
Nachdem der Kellner gegangen war, machte sich Juliette über ihre grünen Bohnen her.
»Tut mir leid«, sagte Nathan. »Du hast recht. Ich sollte darüber keine Scherze machen.«
Sie würde nie wieder Kartoffeln essen.
»Ich bin einfach verwirrt. Ach verdammt, verwirrt ist überhaupt kein Ausdruck für meinen Zustand.« Nathan hob flehend die Hände. »Ich liebe dich, ich liebe die Jungs. Ich liebe unsere Familie.«
»Ich weiß. Auch wenn ich mich frage, wie du tun konntest, was du getan hast, weiß ich, dass du uns liebst.« Juliette schnitt mit ihrer Gabel ein Stück Lachs ab. »Ich weiß nur nicht, ob ich dir vertrauen kann. Wo du so etwas Wichtiges wie … wie ein Kind vor mir geheim gehalten hast.« Wie sollte man eine Beziehung beschreiben wie die, von der er ihr nie etwas verraten hatte? Eine Schwangerschaft? Eine Tochter?
»Ich möchte dein Vertrauen wiedergewinnen.«
»Dann kannst du damit anfangen, über Savannah zu reden.«
»Was soll das nützen?« Nathan tauchte eine Fritte in die Schale mit Ketchup. »Es geht um uns.«
»Und sie hat mit uns zu tun.«
»Inwiefern?«
Wieder hob er flehend die Hände, aber diesmal hielt er eine Fritte zwischen Daumen und Zeigefinger. Juliette griff danach und schob sie sich in den Mund.
Dieser Mann brachte sie zur Verzweiflung.
»Nimm, so viel du willst.« Nathan schob ihr seinen Teller hin.
»Siehst du, das ist genau das, was ich meine.«
»Wieso, du wolltest doch Fritten, oder?«
»Du bietest mir immer das Falsche an.«
Nathan wirkte verwirrt. Verletzt.
Mistkerl .
»Wie konnte es nur so weit kommen?«, fragte Juliette.
»Das habe ich uns eingebrockt.«
»Habe ich dich von mir weggetrieben? Habe ich dich abgestoßen?«
»Danke für dein Entgegenkommen, aber du bist in keiner Weise dafür verantwortlich.«
»Warum dann?« Juliette schob ihren Teller beiseite.
»Vielleicht … vielleicht war es bloße Gier.«
Juliette musste daran denken, dass Nathan Bücher, Fleisch und sogar Fernsehserien tatsächlich mit einer gewissen
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