Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
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»War an dem, was Sie mir in Ihrem Salon erzählt haben, etwas dran?«, fragte Caroline. »Haben Sie wirklich eine Freundin, die Kinder adoptiert hat?«
»Ja, das stimmt. Ich habe eine Freundin mit adoptierten Kindern, und es ist ihr sehr schwergefallen, sich einzugestehen, dass sie nicht permanent die liebende Mutter sein kann.«
Caroline nickte, wirkte jedoch nicht überzeugt.
»Was wollen Sie?«, fragte Caroline. »Hat Ihr Mann Sie geschickt?«
Eine sonderbare Vorstellung, dachte Juliette. »Nein. Als Sie in meinen Salon kamen, wusste er noch nicht einmal von der Existenz Ihrer Tochter.«
»Aber jetzt weiß er Bescheid?«
»Ja, jetzt weiß er Bescheid.«
»Und er wusste wirklich nichts von Savannah?«
»Er wusste von der Schwangerschaft, aber nichts darüber, was daraus geworden oder danach passiert ist. Das behauptet er zumindest.«
»Wann hat er das behauptet?«
Juliette empfand es auf seltsame Weise erleichternd, mit Caroline zu sprechen; zu viele Geheimnisse belasteten sie. Sie hatte schon befürchtet, sie könnte sich irgendwann vor den Kindern vergessen – wenn Max mal wieder im unpassendsten Augenblick herumquengelte, er wolle ein Toastbrot, dann hörte sie sich bereits schreien: »Du hast eine Halbschwester, Max, also geh mir nicht auf die Nerven mit deinem Toastbrot!«
Sie erzählte Caroline alles, oder fast alles. Sie erwähnte zum Beispiel nicht, dass sie Tia gefolgt war und dass sie ständig ein Foto von Savannah bei sich trug. Sie wollte schließlich nicht wie eine komplette Neurotikerin dastehen.
»Sie haben mit Ihrem Mann nicht mehr über das Thema gesprochen, seit Sie ihn damit konfrontiert haben?«, fragte Caroline, als Juliette schließlich geendet hatte.
»Nein.«
»Warum sind Sie hier? Was wollen Sie von mir?«
»Das klingt vielleicht unaufrichtig, aber ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht so genau.«
»Ich habe immer das Gefühl, wer etwas mit ›ehrlich‹ bekräftigt, lügt oder ist zumindest unseriös. Trifft das auf Sie zu?«
»Dass ich lüge oder unseriös bin?«, fragte Juliette.
»Beides.«
»Ich lüge nicht. Ich weiß wirklich nicht, was ich will. Vielleicht bin ich unseriös, weil mir Dinge durch den Kopf gehen, die Ihnen möglicherweise nicht gefallen würden.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, dass ich denke, Savannah sollte irgendwie meine Familie kennen. Sie hat wundervolle Großeltern, die alles dafür geben würden, sie im Arm halten zu dürfen. Nathan ist ihr einziges Kind, und sie tun alles für unsere Söhne, seit sie auf der Welt sind. Daran muss ich jedes Mal denken, wenn ich Savannahs Foto betrachte.«
Caroline saß plötzlich so steif da, als hätte sie einen Stock verschluckt. »Savannah hat bereits wundervolle Großeltern, die sie lieben.«
»Natürlich.« Juliette begriff sofort, dass sie zu viel preisgegeben hatte. »Bitte denken Sie nicht, dass ich irgendetwas von Ihnen oder Ihrer Familie erwarte.«
Caroline verschränkte die Hände vor der Brust. »Irgendetwas hat Sie dazu getrieben, sich mit mir zu treffen. Irgendetwas treibt sie dazu, Savannah und mich kennenlernen zu wollen. Entweder Sie sind sich nicht im Klaren darüber, was es ist, oder Sie sagen mir nicht die Wahrheit.«
Juliette bereute plötzlich, dass sie gekommen war.
»Wollen Sie versuchen, Savannah zu sich zu holen?« Caroline beugte sich vor wie ein Falke, der einen Kolibri beäugt. »Sie und Ihr Mann?«
»Gott, nein! Nathan würde ausrasten, wenn er wüsste, dass ich hier bin.«
»Was wollen Sie dann?«
»Ich …« Juliette wusste nicht, was sie sagen sollte, fragte sich, was eigentlich ihre Wahrheit war. »Ich liebe meinen Mann.«
»Die Liebe führt Sie hierher?« Caroline verschränkte die Arme.
»Nein. Natürlich nicht. Das klingt ja völlig bescheuert.«
Caroline neigte den Kopf zur Seite. »Sie wollen eine Verbindung zu ihr aufbauen.« Sie sprach langsam, während sie Juliette so intensiv musterte, dass sie am liebsten weggelaufen wäre. »Was erhoffen Sie sich davon?«
Juliette war plötzlich nur noch erschöpft. Sie wollte nach Hause. Ins Bett. »Ich weiß es nicht. Ehrlich.«
19. Kapitel – Juliette
Juliette ging vor dem Restaurant auf und ab und hielt Ausschau nach Nathans Wagen. Ihre Absätze klapperten ein ungeduldiges Stakkato.
Nachdem sie sich von Caroline verabschiedet hatte, war sie in den Salon gefahren und hatte sich regelrecht vor Gwynne versteckt, um ihr nicht beichten zu müssen, dass sie sich mit
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