Das Banner des Roten Adlers
kennen
zu
lernen;
mein
Mann
hat
oft
mit
Bewunderung über Ihre militärischen Verdienste gesprochen. Sicherlich werde ich
noch mehr darüber erfahren. Würden Sie und die Gräfin die Güte haben, Platz zu
nehmen? Und vielleicht ist Mr Taylor so nett und kümmert sich um ein paar
Erfrischungen?« Gut gemacht, mein Kind, dachte Jim, während er die Schüssel mit
dem blutigen Wasser nach draußen trug und die Küche ansteuerte. Dort fand er den
wild
mit dem Laufjungen
tratschenden
Koch. Er beauftragte sie, so rasch
wie
möglich einen Imbiss und eine Flasche Wein zu bringen.
Wieder oben, hörte er, dass man sich gerade über Becky unterhielt, und schaltete
sich sofort ein. »Darf ich den Vorschlag machen, dass Eure Königliche Hoheit die
Prinzessin und die Gräfin zu Rebeccas Mutter, Frau Winter, begleiten? Ich bin wie
Ad... äh, die Prinzessin der Meinung, dass Rebecca unbedingt mitkommen muss,
aber das Mädchen ist erst sechzehn, und ihre Mutter sollte sicher sein, dass alles
seine, äh -« »Richtigkeit hat«, half ihm die Gräfin. »Ja, seine Richtigkeit«, pflichtete
auch der Botschafter bei.
Die Herrschaften waren immer noch verblüfft. Jim hatte Verständnis für sie, aber
mittlerweile
schmerzte
Laufjunge gaffend
mit
seine verwundete Hand
ganz fürchterlich,
und
als
der
dem
Imbiss
und
dem
Wein
hereinkam,
trank
er rasch
nacheinander drei Gläser, um den Schmerz zu betäuben. Dann erhob sich der Prinz
und machte sich mit Adelaide und der Gräfin auf den Weg, Frau Winter einen
Überraschungsbesuch abzustatten. Jim blieb mit dem Botschafter allein zurück.
»Nun Mr Taylor«, redete ihn der Botschafter an und fixierte ihn mit einem Blick, der
einen Husaren aus dem Sattel gehoben hätte. »Sie müssen mir jetzt die Wahrheit
sagen. Welche Rolle spielen Sie bei der ganzen Sache? Und wer war der Spion, den
Sie nur durch eigenen Blutzoll vertreiben konnten? Ich möchte eines klarstellen, Mr
Taylor. Was ich heute Abend erfahren habe, war ein Schock für mich, aber ich liebe
mein Land, ich verehre meinen Prinzen und fortan« - er holte tief Luft -»bin ich auch
der treue Diener der Prinzessin. Vieles an der Sache finde ich mysteriös. Sagen Sie
mir alles, was Sie wissen, oder Sie werden es bereuen.« Und so begann Jim seine
Erzählung.
Vier
Das Alhambra-Theater
Becky saß über eine italienische Grammatik gebeugt am Tisch. Ihr Buch lag am
Rande des Lichtkegels, in dem ihre Mutter mit geduldiger Hand Dick aus dem
finsteren
bärtigen
Tann
zeichnete,
wie er
gerade zwei
Banditen
abfeuerte,
der ebenfalls
aus
Pistolen
auf
einen
hünenhaften
zwei
Pistolen
schoss.
Vielleicht
hatten sich die Kugeln in der Luft getroffen, denn keiner von beiden zeigte auch nur
die Spur einer Verletzung. Noch einmal die Feder in die Tusche tauchen, noch einen
Kringel für den Bart des Banditen, dann streifte die Mutter die Feder ab, legte ihre
Hände in die Taille und streckte sich.
»Genug für heute«, sagte sie mit einem Gähnen. »Wie wäre es mit einem Tee?«,
schlug Becky vor und legte ein Lesezeichen in die Grammatik. Der Wasserkessel pfiff
leise auf der Ofenplatte und die kleine geschnitzte Uhr aus Elpenbach schlug gerade
zehn. Doch ehe sie aufstehen konnte, klopfte es an der Haustür. Becky und ihre
Mutter schauten sich an: Die Pension, in der sie wohnten, war ein seriöses Haus, in
dem Besuche nach sechs Uhr abends eine Seltenheit waren. Sie lauschten, wie Mrs
Page,
ihre
Vermieterin,
die
Diele
entlangschlurfte
und
die
Tür
öffnete.
Stimmengemurmel, Fußscharren und dann klopfte es plötzlich an der Tür ihres
Wohnzimmers. Becky beeilte sich zu öffnen, während ihre Mutter gespannt hinter
ihr wartete. Mrs Page sagte mit verstörter Miene: »Da sind ein Herr und zwei
Damen, die wollen zu euch. Den Namen habe ich nicht verstanden«, fügte sie
flüsternd hinzu.
Becky erkannte Adelaide mit Umhang und Kappe, dann den Prinzen und schließlich
sah sie noch eine Dame, die so massiv und kalt wirkte, als wäre sie aus Marmor.
»Oh! Ad... äh, Prinzessin - Eure Hoheit - Madam -Mama, da ist«, stotterte sie ganz
verwirrt. »Ach kommen Sie doch herein.«
Frau Winter war zwar erstaunt, bemühte sich aber höflich zu sein und schämte sich
zugleich wegen der ärmlichen Einrichtung. Sie hatten ja nur vier Stühle! Doch Mrs
Page hatte aufgepasst und brachte einen weiteren Stuhl aus dem Salon.
Becky überlegte schon, wen sie wem zuerst vorstellen sollte, ob von ihr erwartet
wurde, den Prinzen zu kennen und ob sie es ihrer Mutter hätte sagen
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