Das Bernstein-Teleskop
das Podium und begrüßte sie herzlich. Mary erwiderte seinen Gruß mit der ganzen Mulefa-Höflichkeit, zu der sie fähig war. Nach der Begrüßung begann sie ihren Bericht, der sich durch die vielen Umschreibungen ziemlich in die Länge zog.
Meine lieben Freunde, ich bin in die höchsten Äste eurer Bäume gestiegen und habe die Blätter, Blüten und Samenkapseln genau untersucht.
Ich entdeckte dort oben in den Baumkronen eine Sraf-Strömung, die sich gegen den Wind bewegt. Die Luft treibt landeinwärts, also weg vom Meer, aber das Sraf bewegt sich langsam in die entgegengesetzte Richtung. Könnt ihr das vom Boden aus sehen? Ich konnte das nämlich nicht.
Nein, sagte Sattamax. Das hören wir zum ersten Mal.
Nun, fuhr Mary fort, d ie Bäume Fängen das Sraf ein, wenn es durch die Kronen treibt, und etwas davon gerät in die Blüten. Ich habe das aus der Nähe beobachtet: Die Blüten sind nach oben gerichtet; wenn das Sraf senkrecht nach unten fällt, gelangt es direkt in die Blüten und befruchtet sie wie Pollen von den Sternen.
Aber das Sraf fällt eben nicht herunter, es bewegt sich in Richtung Meer. Wenn eine Blüte zufällig zum Land hin gerichtet ist, kann sie das Sraf einfangen. Deshalb reifen immer noch einige Samenkapseln heran. Doch die meisten sind nach oben gerichtet, und das Sraf strömt ohne Kontakt an ihnen vorbei. Die Blüten müssen sich so entwickelt haben, weil das ganze Sraf früher senkrecht von oben in sie hineingefallen ist. Irgendetwas ist mit dem Sraf passiert, nicht mit den Bäumen. Und diese neue Strömung kann man nur von oben sehen, deshalb habt ihr nie etwas davon bemerkt. Wenn ihr die Bäume und damit das Überleben der Mulefa retten wollt, müssen wir herausbekommen, warum das Sraf sich jetzt so verhält. Wie das Problem anzupacken ist, weiß ich noch nicht, aber ich werde mich darum bemühen.
Sie sah, wie viele Mulefa sich den Hals verrenkten, um die StaubStrömung zu sehen. Doch vom Boden ließ sich eben nichts erkennen. Mary schaute selbst durch das Teleskop, doch außer einem tiefblauen Himmel entdeckte sie nichts.
Die Mulefa redeten lange untereinander und versuchten sich an Hinweise auf den Sraf-Wind in ihren Sagen und Chroniken zu erinnern, doch da fanden sich keine. Bei ihnen hatte es immer geheißen, Sraf komme von den Sternen, und mehr wussten sie darüber nicht.
Schließlich fragten die Mulefa Mary, ob sie irgendwelche Vorschläge habe, worauf sie antwortete:
Ich muss erst noch weitere Beobachtungen anstellen. Wie zum Beispiel herausfinden, ob der Wind stets in diese Richtung weht oder ob er wie andere Luftströmungen bei Tag und bei Nacht wechselt. Ich werde längere Zeit in den Baumkronen bleiben, dort oben auch die Nacht verbringen und die Entwicklung im Auge behalten. Dazu brauche ich eure Hilfe, denn ich muss mir ein Baumhaus bauen, in dem ich sicher schlafen kann. Auf jeden Fall brauchen wir mehr Beobachtungsdaten.
Die Mulefa brannten darauf, mehr zu erfahren. Da sie obendrein praktisch veranlagt waren, boten sie Mary sogleich an, ihr alles zu besorgen, was sie für ihre Forschungen brauchte. Sie kannten die Technik des Flaschenzugs und bald darauf schlug einer von ihnen vor, Mary mit einer solchen Vorrichtung in die Baumkrone zu hieven, um ihr die gefährliche Kletterei am Seil zu ersparen.
Froh, etwas tun zu können, machten die Mulefa sich ans Werk. Unter Marys Anleitung sammelten sie passende Materialien, flochten und knoteten Seile und Schnüre und schnitten Rundhölzer zurecht. Dann setzten sie alles zusammen, was für eine Beobachtungsplattform in der Baumkrone nötig war.
Nachdem Pater Gomez das alte Ehepaar neben dem Olivenhain angesprochen und sich nach der Frau erkundigt hatte, verlor er ihre Spur. Mehrere Tage lang suchte und fragte er überall in der Gegend, doch die Frau schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
Er hätte niemals aufgegeben, auch wenn die Suche aussichtslos erschien. Das Kreuz an seinem Hals und das Gewehr auf seinem Rücken bildeten das Doppelsymbol seiner eisernen Entschlossenheit, die Mission zu erfüllen.
Pater Gomez hätte aber sehr viel länger gebraucht, wenn ihm nicht plötzlich eine meteorologische Merkwürdigkeit aufgefallen wäre. In der Welt, in der er sich bewegte, war es heiß und trocken, und der Durst machte ihm mehr und mehr zu schaffen. Als er daher eine nasse Stelle an einem Felsen am oberen Rand eines Geröllhangs entdeckte, kletterte er hinauf, um nachzuschauen, ob sich dort eine Quelle
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