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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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tötete, ließ er ihn reden und lachte über sein sinnloses Geplapper.
    »Bär muss nach Süden gehen! Schwöre! Hexe macht sich Sorgen! Stimmt! Schwöre! Verspreche!«
    »Bären gehen doch nicht nach Süden, du verlogenes Aas!«
    »Doch, stimmt! Bärenkönig muss nach Süden gehen! Ich zeige dir Walross - schön fett und gut -«
    »Der Bärenkönig zieht nach Süden?«
    »Und fliegende Wesen haben Schatz! Fliegende Wesen - Engel Schatz aus Kristall!«
    »Fliegende Wesen - wie Klippenalpe? Einen Schatz?«
    »Wie Licht, nicht wie Klippenalp. Reich! Kristall! Und Hexe traurig Hexe besorgt - Scoresby tot -«
    »Tot? Der Ballonfahrer tot?« Das Gelächter des Klippenalps hallte von den Felsen wider.
    »Hexe tötet ihn - Scoresby tot, Bärenkönig geht nach Süden.« »Scoresby tot! Ha, ha, Scoresby tot!«
    Der Klippenalp riss dem Fuchs den Kopf ab und prügelte sich mit seinen Brüdern um die Eingeweide. 
     
     
    ...sie kommen, ganz bestimmt!«
    »Aber wo bist du, Lyra?«
    Darauf hatte sie keine Antwort. »Ich glaube, ich träume, Roger«, mehr fiel ihr nicht ein.
    Hinter dem Jungen sah sie weitere Geister, Dutzende, Hunderte, ein Meer von Köpfen, die sie anstarrten und jedem ihrer Worte lauschten.
    »Und die Frau?«, fragte Roger. »Hoffentlich ist sie nicht tot. Hoffentlich lebt sie so lange, wie sie nur kann. Denn wenn sie hier runterkommt, dann können wir uns nirgends mehr verstecken und sind ihr für immer ausgeliefert. Das ist das einzige Gute am Tot sein, dass sie nicht tot ist. Nur weiß ich natürlich, dass sie eines Tages stirbt ... «
    Lyra war beunruhigt.
    »Ich glaube, ich träume, und ich weiß nicht, wo sie ist!«, sagte sie. »Sie ist irgendwo in der Nähe und ich kann nicht...

Ama und die Fledermäuse
     
     

    Das Bild des schlafenden Mädchens ließ Ama, die Hirtentochter, nicht mehr los. Ununterbrochen musste sie an die blonde Tochter denken. Sie bezweifelte keinen Augenblick, dass Mrs. Coulter die Wahrheit gesagt hatte. Natürlich gab es Zauberer, und deshalb konnten Menschen verzaubert werden. Auch dass eine Mutter so eifersüchtig und zärtlich über ihre Tochter wachte, war nur zu verständlich. Ama bewunderte die schöne Frau in der Höhle und ihre Tochter, sie betete sie geradezu an.
    Sooft sie konnte, ging sie in das kleine Tal, erledigte Besorgungen für die Frau oder plauderte einfach mit ihr und hörte ihr zu, denn Mrs. Coulter konnte wunderbare Geschichten erzählen. Beständig hoffte sie auch, das schlafende Mädchen sehen zu dürfen, doch war ihr das nur einmal erlaubt worden und sie fand sich damit ab, dass sie die Schläferin wahrscheinlich nie wieder sehen würde.
    Und während sie die Schafe molk, Wolle kämmte und spann oder Gerste zum Brotbacken mahlte, dachte sie ständig an den bösen Zauberbann und warum das Mädchen wohl verzaubert worden war. Mrs. Coulter hatte ihr keinen Grund genannt, Ama ließ ihrer Fantasie freien Lauf.
    Eines Tages packte sie zwei mit Honig gesüßte Fladenbrote ein und marschierte drei Stunden lang nach Cho-Lung-Se. Dort stand ein Kloster. Durch Bitten und Betteln und indem sie den Pförtner mit einem der Honigbrote bestach, gelang es ihr, zu dem großen Heilkundigen Pagdzintulku vorgelassen zu werden. Pagdzintulku, für seine Weisheit berühmt, hatte erst im Vorjahr eine Epidemie des weißen Fiebers bezwungen.
    Ama betrat die dämmrige Zelle des berühmten Weisen, verbeugte sich tief und hielt ihm; so demütig sie konnte, das Honigbrot entgegen. Der Dæmon des Mannes in Gestalt einer Fledermaus flog zu ihr herunter und umschwirrte sie.
    Erschrocken verkroch ihr eigener Dæmon Kulang sich in ihren Haaren, doch Ama versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Stumm stand sie da, bis Pagdzintulku sprach.
    »Ja, Kind?«, fragte er. »Spute dich, mach geschwind.« Bei jedem Wort wackelte sein langer grauer Bart.
    Ama sah von ihm nur den Bart und die glänzenden Augen. Schließlich hatte sich auch sein Dæmon beruhigt und hing bewegungslos an einem Balken.
    »Bitte, Pagdzintulku«, sagte sie, »ich möchte weise werden. Ich möchte gern zaubern können. Könnt Ihr mich das lehren?«
    »Nein«, antwortete er.
    Damit hatte sie gerechnet. »Könnt Ihr mir darin nur ein einziges Mittel sagen?«, bat sie demütig.
    »Vielleicht. Ich sage dir allerdings nicht, um was es sich handelt. Ich kann dir das Mittel geben, aber das Geheimnis seiner Zusammensetzung erfährst du nicht.«
    »Danke, danke vielmals für die große Gnade«, sagte das Mädchen und verbeugte sich

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