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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Spitze verwandelt und kuschelte sich jetzt an sie. 
    Die Frau sang leise Schlaflieder, strich dem Mädchen die Haare aus der Stirn und tupfte sein verschwitztes Gesicht trocken. Sogar Ama fiel auf, dass sie den Text der Lieder offenbar nicht kannte, denn sie sang mit ihrer melodischen Stimme nur eine Aneinanderreihung von Silben, die keinen Sinn ergaben.
    Dann hörte auch das auf und die Frau tat etwas Seltsames. Sie holte eine Schere und schnitt dem Mädchen die Haare. Prüfend drehte sie den schlafenden Kopf hierhin und dorthin. Eine dunkelblonde Locke steckte sie in ein kleines goldenes Medaillon, das sie um den Hals trug. Ama wusste genau, warum sie das tat. Die Frau wollte wieder etwas zaubern. Doch dann drückte sie die Locke zuerst an die Lippen ... War das vielleicht merkwürdig.
    Der goldene Affe zog sich den letzten Stachel aus der Pfote und sagte etwas zu der Frau. Sie hob daraufhin den Arm und holte eine schlafend von der Decke der Höhle hängende Fledermaus herunter. Das kleine schwarze Ding flatterte ängstlich und stieß spitze Schreie aus, die Ama durch Mark und Bein gingen. Die Frau gab dem Dæmon die Fledermaus. Der Affe zog an einem der schwarzen Flügel, weiter und weiter, bis der abriss und an einer weißen Sehne herunterbaumelte. Die sterbende Fledermaus schrie ununterbrochen, umflattert von auf geregten, verwirrten Artgenossen. Knackend und knirschend riss der goldene Affe das kleine Ding Glied für Glied auseinander. Die Frau lag währenddessen mürrisch auf ihrem Schlafsack am Feuer und aß langsam einen Riegel Schokolade.
    So verging die Zeit. Es wurde dunkel, der Mond ging auf, und die Frau und ihr Dæmon schliefen ein.
    Mit steifen, schmerzenden Gliedern kroch Ama aus ihrem Versteck und ging auf Zehenspitzen zwischen den Schlafenden zum Ausgang der Höhle. Geräuschlos schlich sie noch ein gutes Stück auf dem Weg entlang, dann begann sie zu rennen.
    Die Angst verlieh ihr Flügel. Ihr Dæmon glitt in Gestalt einer Eule lautlos neben ihr her. Die klare, kalte Luft, die wiegenden Baumwipfel, die mondbeschienenen Wolken am nächtlichen Himmel und die Millionen Sterne beruhigten sie ein wenig.
    Eine kleine Ansammlung steinerner Häuser kam in Sicht, und sie blieb stehen. Ihr Dæmon hockte sich auf ihre Faust. »Sie hat gelogen!«, sagte Ama aufgeregt. »Sie hat uns angelogen! Was tun wir jetzt, Kulang? Sagen wir es Dada?«
    »Lieber nicht«, erwiderte ihr Dæmon. »Das bringt uns nur Scherereien. Wir haben doch das Mittel. Damit  können wir das Mädchen aufwecken. Wir werden in die Höhle zurückkehren, wenn die Frau weg ist, das Mädchen aufwecken und mit ihm verschwinden.«
    Die Vorstellung bereitete ihnen beiden Angst. Doch einmal ausgesprochen, stand das Vorhaben fest. Das kleine Päckchen aus Papier war sicher in Amas Hemdtasche verstaut, und sie wussten beide, wie man das Pulver verwendete.
     
     
    ...aufwachen, ich kann sie nicht sehen - ich glaube, sie ist ganz in der Nähe - sie tut mir weh -«
    »Ach, Lyra, du darfst keine Angst haben! Wenn du auch noch Angst hast, werde ich verrückt -«
    Sie versuchten einander zu umarmen, aber wieder griffen Lyras Anne ins Leere. Sie versuchte zu erklären, was sie meinte.
    »Ich versuche gerade aufzuwachen«, flüsterte sie dicht an seinem kleinen Gesicht, das bleich aus der Dunkelheit schien. »Ich habe solche Angst, dass ich mein ganzes Leben lang schlafe und dann sterbe - ich will zuerst aufwachen! Es würde mir nichts ausmachen, wenn es nur für eine Stunde wäre, solange ich richtig lebendig und wach wäre - ich weiß nicht, ob das wirklich ist oder nicht, auch wenn - aber ich will dir helfen, Roger! Das schwöre ich dir!«
    »Aber wenn du jetzt träumst, Lyra, glaubst du vielleicht etwas ganz anderes, wenn du aufwachst. So würde es mir gehen. Ich würde denken, ach, das war doch nur ein Traum.«
    »Nein!«, erwiderte sie heftig und...

Der Turm aus Diamant
     
     

    Über die ganze Länge der gewaltigen Schlucht erstreckte sich ein See aus geschmolzenem Schwefel. Immer wieder stiegen in dicken Schwaden giftige Ausdünstungen auf und versperrten der einsamen, geflügelten Gestalt am Rand der Senke den Weg.
    Wenn er zum Himmel aufstieg, würden ihn die feindlichen Späher, die ihn bereits entdeckt und dann aus den Augen verloren hatten, sofort wieder finden. Wenn er dagegen am Boden blieb, würde er so lange brauchen, an dem verpesteten Abgrund vorbeizugelangen, dass seine Nachricht womöglich zu spät kam.
    Ihm blieb nichts anderes

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