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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Nachspionieren ankreiden und so etwas tat man nicht.
    Schon hockte der goldene Affe am Eingang schnupperte und wandte den Kopf suchend in verschiedene Richtungen. Ama sah, wie er die scharfen Zähne fletschte, und spürte, wie ihr eigener Dæmon sich in Gestalt einer Maus zitternd in den Falten ihrer Kleider verkroch.
    »Was ist?«, hörte sie die Frau den Affen fragen. Dann erschien ihre Silhouette am Eingang, und in der Höhle wurde es dunkel. »Ist das Mädchen da gewesen? Ja, sie hat Essen dagelassen. Aber sie darf die Höhle nicht betreten. Wir müssen mit ihr eine Stelle am Weg ausmachen, an der sie das Essen hinlegt.«
    Ohne ihre schlafende Tochter zu beachten, beugte die Frau sich über das Feuer und fachte es neu an. Dann setzte sie einen Topf Wasser auf. Ihr Dæmon hockte daneben und spähte zum Weg hinunter. Ab und zu stand er auf und sah sich in der Höhle um. Ama, verkrampft in ihr enges Versteck geduckt, wünschte sich sehnlichst, sie hätte vor der Höhle gewartet. Wie lange musste sie hier noch ausharren?
    Die Frau rührte einige Kräuter und ein Pulver in das siedende Wasser. Der herbe Geruch stieg Ama mit dem Dampf in die Nase. Ein Geräusch ertönte aus dem hinteren Ende der Höhle, und Ama schaute hin: Dort bewegte sich das verzauberte Mädchen, warf sich von einer Seite auf die andere und legte einen Arm über die Augen. Es wachte auf! Und die Frau merkte es nicht!
    Aber Mrs. Coulter schien doch etwas vernommen zu haben, denn sie sah kurz auf, wandte sich jedoch gleich wieder ihren Kräutern und dem kochenden Wasser zu. Sie goss den Sud in einen Becher und stellte ihn auf einen Stein. Erst dann ging sie zu dem erwachenden Mädchen.
    Ama verstand die Worte nicht, die sie sprach, aber sie lauschte ihnen mit wachsender Verwunderung.
    »Pst, Liebes«, sagte die Frau. »Sei ganz ruhig. Du bist in Sicherheit.« »Roger -«, murmelte das Mädchen, schon halb wach. »Serafina!
    Wohin ist Roger verschwunden ... Wo steckt er?«
    »Hier ist niemand außer uns«, sagte ihre Mutter in einem beruhigenden Singsang. »Stütze dich auf, damit Mama dich waschen kann ... Hoch mit dir, mein Schatz ... «
    Ama sah, wie das Mädchen sich stöhnend bemühte aufzuwachen und seine Mutter wegschob. Die Frau tauchte einen Schwamm in eine Schüssel mit Wasser und wusch ihrer Tochter Gesicht und Arme und Beine. Anschließend trocknete sie sie ab.
    Das Mädchen war jetzt fast ganz wach, und die Bewegungen der Frau wurden rascher.
    »Wo ist Serafina? Und Will? Hilfe! Ich will nicht mehr schlafen. Nein! Ich will nicht! Nein!«
    Die Frau hielt in einer Hand unerbittlich den Becher fest. Mit der anderen versuchte sie, Lyras Kopf hochzuheben. »Sei still, Schatz - ganz ruhig - pst - trink deinen Tee -«
    Doch das Mädchen schlug nach ihr und hätte den Trank fast verschüttet.
    »Lass mich in Ruhe!«, rief sie lauter. »Ich will gehen! Lass mich gehen! Will, hilf mir, Will - so hilf mir doch -«
    Die Frau packte sie fest an den Haaren, zog ihren Kopf nach hinten und drückte ihr den Becher an den Mund.
    »Ich will nicht! Rühr mich nicht an, sonst reißt dir Iorek den Kopf ab! Ach, Iorek, wo bist du? Iorek Byrnison! Hilf mir, Iorek! Ich will nicht nein -«
    Auf ein Wort der Frau sprang der goldene Affe auf Lyras Dæmon und packte ihn unsanft mit seinen schwarzen Fin gern. Der Dæmon wechselte schneller die Gestalt, als Ama es je bei einem Dæmon erlebt hatte: Katze - Schlange - Ratte - Fuchs - Vogel - Wolf - Gepard - Eidechse Iltis - 
    Doch der Affe hielt ihn unerbittlich fest, bis Pantalaimon sich in ein Stachelschwein verwandelte.
    Der Affe schrie auf und ließ ihn los. In seiner Pfote steckten drei lange Stacheln. Mrs. Coulter fauchte wütend und schlug Lyra mit dem Rücken ihrer freien Hand heftig ins Gesicht. Der Schlag warf das Mädchen um, und noch bevor Lyra wusste, wie ihr geschah, war der Becher an ihrem Mund, und sie musste schlucken, wenn sie nicht ersticken wollte. 
    Ama hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Sie konnte das Schlucken, Weinen, Husten, Wimmern und Würgen kaum ertragen. Doch dann wurde das Mädchen immer leiser, nur ab und zu schluchzte sie noch, dann übermannte sie der Schlaf. Von wegen verzaubert! Vergiftet! Mit einem Schlafmittel gewaltsam eingeschläfert! Ein weißer Streifen erschien am Hals des Mädchens. Ihr Dæmon hatte sich vor dem Einschlafen mit letzter Kraft in ein lang gestrecktes, geschmeidiges Tier mit schneeweißem Fell, schwarz glänzenden Augen und einem Schwanz mit schwarzer

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