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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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mehr verwandeln würden. Sie hatten ihre Gestalt fürs Leben gefunden und hätten gar keine andere mehr gewollt.
    So lagen sie nebeneinander und fragten sich, ob wohl andere Liebende vor ihnen auch diese selige Entdeckung gemacht hatten, während sich unter ihnen die Erde langsam weiterdrehte und Mond und Sterne ihren Glanz über ihnen verbreiteten.

Der Botanische Garten
     
     

    Die Gypter trafen am Nachmittag des darauf folgenden Tages ein. Einen Hafen gab es selbstverständlich nicht, daher mussten sie weiter draußen Anker werfen. Geführt von Serafina Pekkala kamen John Faa, Farder Coram und der Kapitän mit einer Barkasse an Land.
    Mary hatte den Mulefa alles erzählt, was sie wusste. Als dann die Gypter auf dem weiten Sandstrand an Land gingen, erwartete sie ein nicht alltägliches Begrüßungskomitee. Beide Seiten brannten vor Neugierde, doch John Faa hatte in seinem langen Leben gelernt, geduldig und höflich zu sein. So hatte sich der Herr der westlichen Gypter fest vorgenommen, diesen wunderlichen Wesen mit Anstand und Freundlichkeit zu begegnen. Nun stand er eine Weile in der warmen Sonne, während der alte Zalif Sattamax eine Begrüßungsansprache hielt, die Mary, so gut sie konnte, übersetzte. Dann war die Reihe an John Faa, der ihnen die Grüße der Bewohner der Fens und der Wasserläufe seiner Heimat überbrachte.
    Als sich die ganze Gesellschaft auf den Weg durch die Salz wiesen machte, sahen die Mulefa, wie schwer Farder Coram das Gehen fiel, und sogleich boten sie an, ihn zu tragen. Dieser nahm dankbar an und ließ sich bis zum Versammlungsplatz bringen, wo sich auch Will und Lyra einfanden.
    Wie lange war es her, dass Lyra diese teuren Häupter gesehen hatte! Das letzte Mal hatten sie im Schnee der Arktis miteinander gesprochen bei ihrer Aktion zur Rettung der Kinder aus den Händen der Gobbler. Sie war ein wenig verlegen und streckte ihnen unsicher die Hand entgegen. Aber John Faa umarmte sie herzlich und küsste sie auf beide Wangen, und Farder Coram drückte sie, nachdem er sie sich genau angeschaut hatte, ebenfalls fest an seine Brust.
    »Sie ist gewachsen, John«, sagte er. »Erinnerst du dich noch an das kleine Mädchen, das wir in den hohen Norden mitgenommen haben? Schau sie dir jetzt an! Lyra, mein liebes Kind, selbst wenn ich Engelszungen hätte, könnte ich dir nicht sagen, wie sehr es mich freut, dich wieder zu sehen.«
    Aber wie leidend sie aussieht, dachte er, wie zerbrechlich und müde. Und weder ihm noch John Faa entging, wie sehr sie an Will hing und wie der Junge mit den geraden Augenbrauen darauf achtete, dass sie nie fern von ihm war.
    Die alten Männer grüßten Will respektvoll, denn Serafina Pekkala hatte ihnen von seinen Taten berichtet. Der Junge wiederum bewunderte die Aura gelassener Macht, die Lord Faa umgab, eine Macht, die von Höflichkeit in Zaum gehalten wurde. Er sah darin ein Vorbild für seinen weiteren Lebensweg und hoffte, im hohen Alter das Gleiche auszustrahlen. John Faa bot Schutz und machtvollen Beistand.
    »Doktor Malone«, sagte John Faa, »wir brauchen Trinkwasser und Nahrung jeder Art, die Ihre Freunde uns verkaufen können. Außerdem sind unsere Männer schon recht lange an Bord und haben so manche Kämpfe hinter sich. Für sie wäre es ein Segen, an Land gehen, die Luft dieser Welt atmen und dann den Lieben daheim von den Orten berichten zu können, die sie auf ihrer Reise angelaufen haben.«
    »Lord Faa«, sagte Mary, »die Mulefa haben mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass sie alles bereitstellen werden, was Sie für Ihr Schiff brauchen. Ferner würden sie sich geehrt fühlen, wenn Sie und Ihre Männer heute Abend mit ihnen essen würden.«
    »Es wird uns eine Freude sein, ihre Einladung anzunehmen«, sagte John Faa.
     
     
    An diesem Abend saßen die Bewohner dreier Welten beisammen und teilten Brot und Wein, Braten und Früchte miteinander. Die Gypter überreichten ihren Gastgebern Geschenke aus allen Teilen ihrer Welt: Krüge mit Genever, Schnitzereien aus Walrosselfenbein, seidene Wandteppiche aus Turkestan, Becher aus den Silberminen Schwedens und glasierte Porzellanschalen aus Korea.
    Die Mulefa zeigten sich entzückt und schenkten ihrerseits Erzeugnisse ihrer Handwerkskunst: Gefäße aus altem Wurzelholz, Leinen aus kunstvollem Tauwerk, Lackschalen und Fischernetze, so stark und leicht, wie sie selbst die Bewohner der Fens noch nie gesehen hatten.
    Nach dem gemeinsamen Mahl dankte der Kapitän den Gastgebern und verließ die Tafel. Unter

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