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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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versuchte. Die Köchin kümmerte sich nicht darum. Sie hatte die Arme vor dem riesigen Busen verschränkt und schnaubte verächtlich in Mathias’ Richtung. Von den beiden älteren Kontoristen war nichts zu sehen. Dafür stand der junge Steutner breitbeinig vor dem Türrahmen und versperrte wagemutig den Weg nach draußen.
    »Ich glaube, ihr geht jetzt besser alle«, forderte Carlotta sie auf. Milla machte erleichtert kehrt. Lina dagegen zögerte, sich ihr anzuschließen. Erst als die Köchin laut in die Hände klatschte, sprang sie ebenfalls die Treppe hinunter. Ein letztes Mal drehte Hedwig sich um, sah Carlotta fragend an.
    »Bist du sicher, Kind?« Carlotta nickte. Die Köchin zupfte Steutner am Ärmel. »Auch Ihr seid damit gemeint, mein Guter.«
    Endlich waren die Mutter, Helmbrecht und Carlotta allein mit Mathias.
    »Vielleicht ist es besser, du schenkst deiner Mutter von dem Wein ein. Sieht so aus, als könnte sie eine Stärkung vertragen.«
    Unaufgefordert setzte Mathias sich an den Tisch. Trotz seines Bemühens um forsches Auftreten war seine Unsicherheit nach wie vor zu spüren. Carlotta entnahm dem Schrank den Krug und zwei Becher und reichte einen davon an Mathias.
    »Auch dir wird das nicht schaden«, sagte sie. Statt des Bechers packte er ihr Handgelenk und drückte fest zu. Seine Hand war kalt und feucht.
    »Was ist?«, fragte er. »Hast du es schon geklärt, oder soll ich selbst …?« Halb wandte er sich auf dem Stuhl um und sah zu Helmbrecht. »Übrigens schön, Euch hier zu treffen, mein Bester. Ich hatte bereits befürchtet, Ihr hättet die Stadt bis zum nächsten Frühjahr verlassen.«
    »Warum sollte ich?« Verwirrt sah Helmbrecht zwischen ihm und Carlotta hin und her.
    »Mathias, gib mir bitte noch einen Moment Zeit«, setzte Carlotta an.
    »Liebes, was ist los? Was soll das nun alles schon wieder?« Magdalena erhob sich und betrachtete verwundert ihren Neffen.
    »Lass uns unten im Kontor unter vier Augen miteinander reden, dann tun wir uns leichter«, bat Carlotta ihn.
    Nach einem weiteren Blick auf Magdalena und Helmbrecht zuckte Mathias mit den Achseln. »Wie du magst. Aber denk dran, so schnell wirst du mich heute nicht mehr los.«
    Ohne ihr Handgelenk freizugeben, griff er mit der zweiten Hand nach seinem Hut und zog sie mit sich hinaus.
    Kaum erreichten sie in der Diele den untersten Treppenabsatz, klopfte es an der Eingangstür. Lina eilte von der Küche herüber, um zu öffnen. Christoph stand vor der Tür.
    »Gott zum Gruße«, nahm er den Hut vom Kopf und erstarrte, als er Mathias an Carlottas Seite entdeckte. Wutentbrannt schleuderte er den Hut weg und stürzte sich auf ihn. »Was machst du elender Hurensohn noch hier? Habe ich dir nicht letzte Nacht geraten, für immer aus der Stadt zu verschwinden?«
    Mathias lachte böse auf. Das war zu viel. Im nächsten Moment sprang Kepler ihm an den Hals und würgte ihn. Mathias überraschte der Angriff derart, dass ihm seine körperliche Überlegenheit zunächst nichts nutzte. Gleich fehlte ihm die Luft, sich zu wehren. Sein Antlitz rötete sich, die Augen quollen aus den Höhlen. Heiser krächzte er um Hilfe. Carlotta versuchte, Christoph von ihm wegzuziehen, doch dazu war sie nicht kräftig genug.
    »Holt Steutner«, schrie sie verzweifelt in die Richtung, in der sie Lina und Milla vermutete. »Wo steckt er, wenn man ihn braucht?«
    Endlich erwachte auch das restliche Haus aus seiner Betäubung. Milla weinte, Hedwig schimpfte. Aus dem ersten Stock stürmte Helmbrecht die Treppe hinunter, dicht gefolgt von Magdalena.
    »Lasst ihn los!«, rief er und sprang, zwei Stufen auf einmal nehmend, nach unten. Gleichzeitig mit Steutner, der aus dem Kontor herüberstürzte, erreichte er die beiden Burschen, die längst aufs heftigste miteinander rangelten. Der Moment der Überraschung war vorbei. Mathias war als Soldat den Zweikampf gewohnt und hatte sich schon wieder mehr Luft verschafft. Christoph dagegen war nicht flink genug, ihn lange in Schach zu halten. Dennoch presste er ihm weiterhin die Kehle zu. Nach mehreren Anläufen erst gelang es Helmbrecht und Steutner mit vereinten Kräften, die beiden auseinanderzureißen.
    Gestützt auf Magdalena und Helmbrecht, rang Mathias nach Luft, riss an seinem Rockkragen, um die Knöpfe zu öffnen, hustete und prustete, keuchte, bis er einigermaßen gleichmäßig atmen konnte.
    »Du Schwein!«, presste er heiser hervor. »Pass auf! Ich erwisch dich und mach dich fertig!«
    Er bäumte sich auf. Helmbrecht

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