Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
Vom Netzwerk:
Christoph und gab Carlotta frei. »Es ist nur die Erleichterung, dich heil und unversehrt vor mir zu haben. Schließlich habe ich mir längst die allergrößten Vorwürfe gemacht. Vor allem, als mir klargeworden ist, wie töricht es war, deinen Bernstein ins Feuer zu werfen.«
    »Ein Wunder, dass Ihr unserem guten Freund nicht einfach die Augen auskratzt oder ihm zumindest nochmals eine kräftige Ohrfeige verpasst«, bemerkte Caspar Pantzer bissig. »Nach allem, was sich der gute Mann Euch gegenüber erlaubt hat, hättet Ihr wahrlich gute Gründe dafür. Und wenn Ihr Hilfe braucht, sagt mir Bescheid. Auch ich erteile ihm gern eine kleine Abreibung.«
    »Vielleicht komme ich später auf Euer Angebot zurück«, erwiderte Carlotta augenzwinkernd. Sie hob die Hand, legte sie Christoph auf die Wange und genoss das leichte Beben, das die Berührung in seinem Körper auslöste. Wärme durchflutete ihren Körper. Am liebsten hätte sie ihn abermals umarmt. Sein Gesicht war von der Kälte gerötet und zeigte letzte Spuren von Blessuren. In den Haaren glitzerten winzige Eiskristalle. Den Hut hatte er offenbar verloren. Der Abdruck des Hutbands an der Stirn verriet jedoch, dass das noch nicht lange her war. Die grauen Augen blinzelten unsicher, das Grübchen am Kinn hatte sich tief eingegraben.
    »Wieso seid ihr hier?«, fragte sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    »Lasst uns ein stilleres Eckchen suchen«, schlug Christoph vor. »Schließlich sind hier überall mehr als zwei Ohren, die uns lauschen.«
    Carlotta folge seinem Blick und gewahrte die beiden Nonnen und die Novizin dicht hinter ihnen. Erst nach mehrmaligem Hüsteln setzten sich die Frauen in Bewegung, tuschelten aufgeregt und warfen den Männern neugierige Blicke zu.
    »Es wird schwer sein, im Spital einen Ort für uns allein zu finden«, sagte Carlotta. »Der frühe Wintereinbruch hat viele Menschen aufs Krankenlager gezwungen. In allen Ecken müssen Patienten versorgt werden. Lediglich Tante Adelaides Apotheke ist noch frei von Kranken. Dort aber werden wir auch nicht für uns sein.«
    »Tante Adelaide?« Christoph wandte sich erstaunt an Pantzer. »Du hast mir doch erzählt, du kennst die Apothekerin, die seit einigen Jahren die Offizin im Heilig-Geist-Spital führt. Wie kommt es, dass Carlotta sie Tante nennt und du mir nichts davon gesagt hast?«
    »Oh, Ihr kennt sie ebenfalls?« Carlotta sah nicht weniger neugierig zu dem Löbenichter Freund. »Jetzt verstehe ich!«, rief sie aus. »Tante Adelaide ist die Apothekerin, die Ihr der Rezepturen wegen hinzuziehen wolltet.«
    »Ihr seid mit der Steinackerin verwandt?«, fragte er verblüfft. »Darauf wäre ich nie gekommen.«
    »Wie auch? Wir tragen nicht denselben Namen. Sie ist die Witwe des Vetters meines Vaters. Mit ihm zusammen hatte mein Vater in Frankfurt am Main ein Kontor«, erklärte sie. »Mathias ist übrigens ihr Sohn.«
    »Nein!«, entfuhr es beiden Männern wie aus einem Mund. Sie wechselten vielsagende Blicke.
    »Eigentlich hätte ich mir denken können, dass Ihr die Steinackerin kennt«, griff Carlotta das Gespräch wieder auf. »Wenn ihre Offizin in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, wie Hartung erzählte, dann durfte Euch das als Zunftkollege natürlich nicht entgehen. So weit liegen der Königsberger Löbenicht und Frauenburg nicht auseinander.«
    Statt darauf einzugehen, begann Pantzer, in den Weiten seines riesigen Mantels zu kramen. Sie wurde ungeduldig.
    »Hier«, verkündete er stolz just in dem Moment, da sie das neuerliche Zögern tadeln wollte. Er hielt ihr einen kleinen Tiegel dicht unter die Nase. Ihr Herz begann zu rasen. Die Finger wollten ihr kaum gehorchen, als sie an dem dicken Korken zerrte, der den Tiegel verschloss.
    »So, wie Eure Augen funkeln, habt Ihr erkannt, worum es sich handelt.«
    »Ach, mein lieber Pantzer!« Dieses Mal flog sie dem großgewachsenen Apotheker um den Hals und küsste ihn auf die Wange. »Ihr habt es also tatsächlich geschafft! Ich wusste gleich, dass Ihr der Richtige für diese Aufgabe seid!«
    »Nicht er allein.« Christophs Miene verfinsterte sich.
    »Das musst du doch gar nicht erst betonen, Liebster.« Sie wandte sich dem jungen Kepler zu. »Du bist zwar nur ein lustiger Jahrmarktmedicus, wie du mir immer wieder gern erzählst, doch solange dir ein so ausgezeichneter Apotheker wie unser guter Pantzer zur Seite steht, gelingt selbst dir hin und wieder eine Rezeptur.« Aufmunternd kniff sie ihm in die Wange. »Das lässt für die

Weitere Kostenlose Bücher