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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kann nicht mehr lange dauern.«
    »Wir haben ihn gewonnen. Das hast du richtig gesehen. Wir! Also auch du und ich.«
    »Wenn man's so sieht … stimmt.«
    »Nun denk einmal nach, Larry-Boy!« Williams hatte sich neben Brooks an den Truck-Kühler gelehnt. »Von all den Millionen – sagen wir ruhig Milliarden Dollar, die man jetzt überall wegschleppt –, was sehen wir davon? Nichts! Keinen Dreck unterm Daumen. Das geht alles in die große Tasche von Washington. Siegerbeute! Aber wir, Larry, wir sind ja auch die Sieger. Was bleibt in unseren Taschen hängen? Ein paar zerquetschte Chesterfields! Soll das alles sein, was wir Mami mitbringen? Dafür haben wir Kopf und Arsch hingehalten … für nichts?«
    »Ich komm da nicht mit, Joe.« Brooks hatte den Kopf geschüttelt. »Was soll das alles? Willste in eurem Schloß am Meer ein Privatmuseum aufmachen? Und dafür Bilder oder sonstwas klauen?«
    »Sicherstellen, Larry. Sicherstellen. Für alle Zeiten …«
    »Joe, du hast'n Knall.« Brooks hatte den Kopf zum wiederholten Male geschüttelt. »Wie willst du die Dinge rüber in die Staaten bringen?!«
    »Das ist alles nur eine Frage der Organisation. Wenn Schiffsladungen von Kunstgütern über den Teich schwimmen, ist auch 'ne Ecke für uns dabei. Eine kleine Ecke im großen Schiff … Larry, in ein paar Jahren sitzt du in Florida unterm Sonnenschirm, die süße Dolly neben dir, eine Suite hast du im besten Hotel und bezahlst das alles aus der linken Hosentasche.«
    »Das kannst du dir doch schon alles leisten, Joe.«
    »Aber du nicht, Larry-Boy! Ein paar Bildchen nur, und du hast ein neues Leben, bist ein anderer Mensch … und hast dir nichts anderes genommen, als was dir als Sieger über die ›Krauts‹ zusteht. Überleg mal.«
    »Und wie soll das gehen, Joe?«
    »Warten wir ab, was sie da unten entdeckt haben. Und dann spielen wir Hühnchen und picken uns ein paar goldene Körnchen heraus.«
    »Und dann?«
    »Warten wir weiter ab.« Joe Williams lachte und klopfte Larry auf die Schulter. »Selbst Gott brauchte für die Schöpfung der Welt sechs Tage.«
    Die Ankunft von Patton, Bradley und Eisenhower in Merkers war ein kleines militärisches Fest. Die deutschen Armeen befanden sich in Auflösung und kämpften nur noch im Norden, um Berlin und im Ruhrkessel. In Torgau hatten sich amerikanische und sowjetische Generäle die Hand gereicht, die Zusammenschnürung Deutschlands war vollendet, die Kapitulation aller deutschen Wehrmachtsverbände war nur eine Frage von Tagen, noch über 300.000 Flüchtlinge aus dem Osten mußten in Sicherheit gebracht werden, und Goebbels rief in einer seiner letzten Reden in das verwüstete Land hinein: »… aber wenn wir abtreten, dann soll der Erdkreis erzittern …!«
    Das war deutlich genug. Eisenhower kam nicht als Feldherr nach Merkers, sondern als Sieger.
    Aber es gab keine Parade, kein Abschreiten einer Ehrenformation. Patton, Bradley und Eisenhower begaben sich sofort in das Verwaltungsgebäude des Salzbergwerkes.
    Fred Silverman und Bob Mulligan erwarteten ihn im Zimmer der Direktion. Eberhard Moschik, der Grubendirektor, und einige andere Herren erhoben sich von ihren Stühlen, als die Generäle ins Zimmer traten. Der deutschen Grubenleitung war ab sofort das Betreten des Betriebsgeländes verboten worden. Unter Bewachung, als handele es sich um Kriegsverbrecher, hatte man sie zum Verwaltungsgebäude geführt, das von amerikanischer Militärpolizei, kurz MP genannt, hermetisch abgeriegelt worden war. Den Befehl dazu hatte Silverman kraft einer Vollmacht aus Washington gegeben. Merkers war eine Angelegenheit des Geheimdienstes OSS geworden. Die erste Handlung, die Silverman vorgenommen hatte, war die Beschlagnahme der Lagerlisten des Bergwerkes, in denen, mit preußischer Gründlichkeit, jeder Gegenstand aufgeführt war, der tief unten in den Salzsolen versteckt sein mußte.
    Beim Durchlesen dieser Listen hatte sich Silverman hinsetzen müssen. Ihm, dem Kunsthistoriker, war schwindlig geworden. »Mein Gott«, hatte er zu Mulligan gesagt, »das darf nicht wahr sein! Das ist der Fund des Jahrhunderts … dagegen ist das Grabmal des Tutenchamun eine Müllgrube!«
    Nach einer kurzen Begrüßung stellte sich Silverman vor. Auch Mulligan machte sich bekannt. Für General Patton waren sie keine Unbekannten, schon bei drei früheren Naziverstecken waren die OSS-Männer tätig geworden und hatten Millionenschätze aus deutschen Museen entdeckt. Ihre Listen für den Geheimdienst waren

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