Das Beste aus 40 Jahren
Geld zu geben, das du für einen so geheimnisvollen Zweck brauchst“, sagte er stattdessen mit hart und abgehackt klingender Stimme.
Dianne blickte ihn fassungslos an. „Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Warum nicht?“
Sie rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her. „Es würde nur zu Schwierigkeiten führen, wenn ich hinauskäme! Du weißt, für deine Mutter wäre es schrecklich. Sie – sie hasst mich. Und Yvonne …“ Ihre Stimme verlor sich unglücklich.
Jetzt wandte er sich ihr zu und sah sie an. Seine Augen funkelten durch das schattige Wageninnere. „Vielleicht finde ich den Gedanken reizvoll, dass du vor meiner Mutter und Yvonne Spießruten laufen musst“, sagte er eisig.
Dianne presste die Hand auf den Magen. „So grausam könntest du nicht sein!“
„Wirklich nicht?“ Er zuckte mit den breiten Schultern. „Es würde dich überraschen, zu was alles ich fähig bin.“
„Manoel, bitte!“, flehte Dianne ihn mit großen, glänzenden Augen an. „Daraus kann nur Leid und Schmerz für uns alle entstehen. Das kannst du doch nicht wollen!“
„Warum nicht? Es wäre eine kleine Abwechslung im grauen Alltag.“ Er schaltete plötzlich die Innenbeleuchtung ein, die die sanften Umrisse ihres wehmütigen, schönen Gesichts erhellte. Dann neigte er den Kopf und hob ihre linke Hand hoch. Es war eine schmale, langfingerige, völlig schmucklose Hand.
Dianne versuchte nicht, sie ihm zu entziehen. Nach ein paar Sekunden ließ er sie auf ihre Knie zurückfallen. „Sag mir eins“, forderte er rau. „Liebt dich der Mann, für den du das Geld brauchst?“
Dianne schnappte überrascht nach Luft. „Es gibt keinen Mann.“
Manoels Blick nahm einen skeptischen Ausdruck an. „Dann brauchst du das Geld für dich?“
Sie errötete. „Ja.“
„Warum? Wozu? Du sagst, du erwartest kein Kind, bist nicht in dieser Art von Schwierigkeiten. Also was ist es dann? Was kann es sein?“
„Oh Manoel, hör auf, mich so zu quälen!“, rief Dianne verzweifelt und wischte sich die Tränen von den Wangen. Sie durfte jetzt nicht die Fassung verlieren.
Manoel presste die Lippen zusammen, und in seiner Wange begann ein Muskel zu zucken. Dann schaltete er ohne ein weiteres Wort das Licht aus und startete den Motor.
Schweigend fuhren sie zum Hotel zurück. Dianne sprach erst wieder, als der Kombi vor dem Eingang hielt. Aber sie musste etwas sagen, denn sie fühlte, dass er sich über den Zwiespalt, in dem er steckte, ebenso klar war wie sie.
„Was wirst du tun?“, fragte sie.
Manoel verzog die Lippen. „Das hängt jetzt von dir ab, nicht wahr?“
Dianne strich sich glättend über den glänzenden Nackenknoten. „Du – du bestehst auf deiner Bedingung? Du zwingst mich, zum Mas hinauszukommen?“
Er lehnte sich herausfordernd in seinen Sitz zurück, schloss halb die Augen und trommelte ungeduldig im Marschrhythmus mit den Fingern auf das Steuer. „Wenn du willst, dass ich dir helfe – ja.“
Diannes Schultern fielen schlaff nach vorn. „Nun gut. Wann soll ich kommen?“
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Du kommst?“
„Bleibt mir etwas anderes übrig?“ Sie hob den Blick und sah ihm fest in die Augen.
Er verzog verächtlich den Mund. „Anscheinend nicht. Du musst dieses Geld verdammt nötig brauchen, Dianne. Ich kann einfach nicht glauben, dass es dabei nur um dich geht. Für ein solches Opfer muss man tiefere Gründe haben.“
Dianne öffnete die Wagentür. „Darf ich jetzt gehen?“
„Einen Augenblick.“ Er musterte sie gründlich und forschend. „Ich hole dich übermorgen ab. Morgen muss ich nach Nîmes. Ich bedaure den Aufschub. Aber du wirst ihn zweifellos ertragen, wenn die Sache für dich so wichtig ist.“
Diannes Lippen zuckten, es fiel ihr schwer, ihre Gefühle zu verbergen. Er konnte, wenn er wollte, so unglaublich unverschämt sein! Seine unbarmherzigen Worte wühlten sie derart auf, dass sie nahe daran war, in Tränen auszubrechen. Wie hatte sie einst glauben können, dass er sie nicht nur körperlich anziehend fand? Seinem Verhalten nach zu schließen, sah er in ihr nichts anderes als ein launisches, unberechenbares weibliches Wesen, das einzig egoistische Ziele verfolgte.
Sie stieß die Tür auf und stieg aus, bevor er noch etwas sagen konnte. Er beugte sich vor und warf die Tür wieder zu.
Dann setzte der große Wagen sich in Bewegung und preschte davon. Dianne betrat langsam, ganz mit ihren durcheinandergeratenen Gedanken und Empfindungen beschäftigt,
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