Das Beste aus meinem Leben
Schicken Sie ein gelbes Ehegesprächstaxi! Der Fahrer bringt jedes zeternde Paar binnen einer Viertelstunde in einen partyfähigen Zustand! Ich habe gerade die Kontoauszüge aus dem Automaten gezogen und muss ins Büro? Einen blauen Spezialwagen für Trostgespräche bei akuter Finanzpanik heranwinken!
Nie wieder müssten wir uns das Genöle von Taxifahrern über die schlechte Lage auf dem Taximarkt anhören. Erstens gäbe es die schlechte Lage nicht mehr, denn jeder von uns würde immerzu Taxi fahren. Und zweitens müssten die Taxifahrer uns anhören und helfen, in jeder Lebenslage einfach und schnell helfen.
Achtung! Huch! Buch!
M anchmal ist das Kinderhaben eine anstrengende Sache. Die Erziehung. Die Verantwortung. Die Kinderkrankheiten. Die Angst, etwas könnte passieren. Aber dann gibt es auf einmal eine halbe Stunde, wie die, von der ich jetzt erzähle. Ein plötzliches Geschenk des Lebens an die Eltern. Und alles ist gut.
Zu den anstrengenden Sachen am Luishaben gehört es, den Luis ins Bett zu bringen. Zuerst muss man ihm erklären, dass er an diesem Abend wie an jedem Abend etwas essen muss. Dann muss man ihm erklären, dass er sich an diesem Abend wie an jedem Abend umziehen muss. Dann muss man ihm erklären, dass er sich an diesem Abend wie an jedem Abend die Zähne putzen muss.
Und so weiter. Und so fort. An diesem Abend wie an jedem Abend.
Meistens lese ich Luis vor dem Schlafengehen vor, vom kleinen Nick, dem Räuber Hotzenplotz oder dem Urmel aus dem Eis. Dann kommt Paola und singt ihm vor, Volkslieder, einen Schlafgesang oder ein Lied, das geht so:
»Ob du groß bist oder klein,
ob du dünn bist oder dick,
ob du schwarz bist oder weiß,
ob sportlich oder schick –
es ist ganz egal, was du hast, wer du bist:
Hauptsache, du weißt, dass du einzigartig bist.«
Dann darf Luis im Bett noch zehn Minuten ein Donald-Duck-Heft anschauen. Dann muss er schlafen.
Aber neulich kam der Luis nach dem Abendessen in die Küche zurück und sagte: Heute werde er uns vorlesen. Irgendwie hat er sich selbst das Lesen beigebracht, schon vor der Schule. Er kann so ziemlich jeden Text lesen, den man ihm vorlegt.
Nun hatte er das Buch vom kleinen Nick unter dem Arm. Er las laut und langsam ein Kapitel vor, alles richtig. Bloß einen kleinen Fehler machte er, las das ch nach einem a oder einem u wie nach einem i, also nicht als stimmlosen Reibelaut im, bitte sehr: Rachen. Sondern weich wie in ich oder dicht . Probieren Sie mal: Achtung! Huch! Buch! Es klingt supersüß. Man fragt sich, ob man diesen Reibelaut nicht überhaupt abschaffen sollte. Aber ich glaube, die Schweizer sind dagegen.
»Woher kannst du so gut lesen, Luis?«, fragte neulich eine Tante, der er seine Künste vorgeführt hatte.
»Weißt du«, hat er gesagt, »wir haben da so Bücher, in denen sind Buchstaben drin. Da habe ich mir eines genommen, und dann habe ich das gelesen.«
In Wahrheit hat er es mit Donald-Duck-Heften gelernt. Wie das genau gegangen ist, weiß ich nicht. Luis ist ein fanatischer Donald-Duck-Konsument. Wo er geht und steht, hat er ein D.-D.-Heft vor dem Gesicht. Wenn wir in den Supermarkt gehen, bettelt er, bis er das allerneueste Exemplar geschenkt bekommt. »Bitte, schenkst du es mir«, fleht er, »bitte, nur noch diese eine Mal, biiiiitteeee…«
Das Heft liest er sofort, während er heimgeht. Man muss immerzu rufen, er solle auf den Weg schauen, sonst werde er stolpern. Aber er hört’s nicht, so gebannt ist er. Vor einer Weile ging Paola mit ihm einkaufen. Sie gingen in einen funkelnagelneuen Bio-Supermarkt, in dem nur ökologisch einwandfreie Waren verkauft werden. Luis suchte nach dem Zeitschriften-Regal. Als er es nicht fand, fragte er: »Gibt’s hier denn kein Bio-Donald?«
So war das. Paola und ich hörten Luis beim Vorlesen zu. Als er fertig war, klatschten wir. Luis sagte, er wolle heute vor dem Schlafengehen noch mit uns aus dem Fenster auf die Straße schauen, weil das so gemütlich sei: aus dem warmen, hellen Zimmer auf die dunkle, kalte Straße zu schauen. Also legten wir Kissen aufs Fensterbrett und schauten hinunter auf die Autos, die Menschen und auf einen sehr hässlichen Mann, der an unserem Haus vorbeiging, langsam und schlurfend. Er hatte ein schiefes Gesicht, eine riesige rote Erdbeernase und weit abstehende Ohren, der Mann. So hässlich war er, er dass Paola und ich ihm ganz gebannt nachblickten. Dann hörten wir plötzlich, wie Luis leise sang:
»Ob du groß bist oder klein,
ob du dünn
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