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Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Das beste Rezept meines Lebens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Donohue
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schnaubte ich, »es wird ja auch Zeit, dass mal jemand die Branche aufmischt.«
    Wir sahen beide auf die Bucht hinunter, als Curtis in die steil abfallende Straße Richtung Union Street einbog.
    »Trotzdem«, sagte Wes. »Ein wenig überraschen tut es mich schon. Ich weiß, dass du zusammen mit Annie aufgewachsen bist, aber mir war nicht klar, dass ihr immer noch so gut befreundet seid.«
    Ich hatte Wes von meiner Kindheit mit Annie und Lucia erzählt und dabei auch erwähnt, dass ich seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Annie hatte. Allerdings hatte ich es eher so klingen lassen, als hätten wir uns irgendwann auseinandergelebt; die eigentlichen Gründe behielt ich lieber für mich. »Befreundet würde ich es nicht unbedingt nennen, aber wir verstehen uns immer noch gut«, sagte ich leichthin. Eine kleine Lüge mehr oder weniger … »Wir hatten zwar die eine oder andere Meinungsverschiedenheit, aber solange ich nicht auf diesen wunden Punkten herumreite, werden wir sicher hervorragende Geschäftspartner sein.«
    Zu meiner Erleichterung hakte Wes nicht weiter nach. Es war mir ein Rätsel, wie er gleichzeitig so neugierig und interessiert sein konnte, ohne immer alles hinterfragen zu müssen. Wenn ich die Dinge so geduldig und vertrauensvoll angehen könnte wie er, würden mich die Unwägbarkeiten des Lebens vielleicht nicht so verrückt machen.
    An der Abzweigung zur Union Street sah ich, wie ein schick gekleidetes Pärchen mit seiner kleinen Tochter aus der Eisdiele kam, in der Annie und ich als Kinder oft gewesen waren. Als der Vater das kleine Mädchen auf seine Schultern hob, tropfte ein dicker Schokoladenklecks von ihrer Eiswaffel auf seine Stirn.
    Wes tippte ans Fenster. »Das sind wir, Baby, in ein paar Jahren. Nur werde ich dann statt Eis wohl Cupcake-Krümel auf der Stirn haben.« Dabei sah er mich so erwartungsvoll und zärtlich an, dass ich nur mit Mühe ein Lächeln zustande brachte und schnell den Kopf abwandte, bevor meine wahren Gefühle sich auf meinem Gesicht abzeichneten.
    Ich blickte stumm aus dem Fenster, bis wir das Restaurant erreichten und ich mich zumindest für eine Weile wieder unter Kontrolle hatte.

5 – Annie
    Immer noch beflügelt von meinem Nachmittag mit Jake hüpfte ich einige Tage später an der Kreuzung Broadway/ Steiner Street aus dem 22er-Bus und ging das letzte Stück zur Villa der St. Clairs zu Fuß. Julia und ich wollten die ersten Schritte besprechen, um das Cupcake-Projekt auf den Weg zu bringen, aber offen gestanden hatte ich keine Ahnung, wo wir überhaupt anfangen sollten. Es gab so unglaublich viel zu tun – ein Ladenlokal finden, Einrichtung und Küchengeräte besorgen, Genehmigungen einholen, Mitarbeiter einstellen, Buchhaltung führen. Schon beim Gedanken daran bekam ich Kopfschmerzen. Andererseits hatte ich mich ja nur wegen ihrer Erfahrung mit diesen bürokratischen Dingen auf die Zusammenarbeit mit Julia eingelassen. Na ja, nicht nur deswegen. Der Faktor Geld hatte dabei auch keine unwesentliche Rolle gespielt.
    Ich spähte die Straße entlang. Es war einer dieser grauen Sommernachmittage, für die San Francisco berühmt ist; der Nebel ließ den Himmel merkwürdig hell und ausgebleicht aussehen. Eine feuchte Brise wehte von der Bucht herauf, und ich zog den Gürtel meines dunkelroten Mantels enger, während ich unwillkürlich langsamer ging, je näher ich der Villa der St. Clairs kam.
    Jedes Haus entlang der Straße schien noch größer zu sein als das vorherige. Das architektonische Kuddelmuddel spiegelte den launischen Geschmack der Oberschicht im Laufe des letzten Jahrhunderts wider – da gab es die dunklen, gedrungenen Craftsman-Bungalows, die Villen im pastellfarbenen Zuckerbäckerstil der Queen-Anne-Periode, die eleganten Italianate-Anwesen mit ihren großen Fenstern aus Antikglas und die schnittigen, zeitgenössischen Bauten, bei denen man Mühe hatte, die Eingangstür ausfindig zu machen. Bis zu meinem achtzehnten Geburtstag war ich unzählige Male an dieser Häuserreihe vorbeigelaufen. In dem turmartigen Gebäude aus Glas, Beton und Stahl, an dessen Seite ein wasserfallartiger Strom theatralisch in die Tiefe rauschte, hatten die Lorensteins mit ihren drei Söhnen, einem Irish Setter und einem portugiesischen Au-pair-Mädchen gewohnt. Die Chens, ein älteres Ehepaar, das allein in einem wuchtigen Klinkerhaus mit weißen Fensterläden lebte, hatten zur Pflege ihres makellosen Gartens einmal wöchentlich einen muskulösen jungen Gärtner namens Raul da, der

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