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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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nichts erzählen.
    Sie wusste, dass Dinah zu Hause war, und deshalb lud Beatrice Rafe nicht zu sich ein, nachdem sie das Restaurant verlassen hatten. Vor der Haustür verabschiedeten sie sich voneinander.
    »Ich besuche dich wieder, sobald ich kann«, versprach Rafe. »Aber ich werde wohl ein Weilchen nicht hier sein. Entschuldige, ich wollte es dir ungern früher sagen.«
    »Oh Rafe!«
    »Aber ich schreibe dir. Versprich mir, dass du es mich wissen lässt, wenn ich dir helfen kann.«
    »Das werde ich.« Sie hatte ein Gefühl, als würde sie ihn von Neuem verlieren.
    Als er sah, dass sie mit den Tränen kämpfte, legte er seine Arme um sie, küsste sie auf die Stirn und hielt sie eng umschlungen.
    »Auf Wiedersehen, Bea«, sagte er – und dann war er verschwunden.
    Sie schloss die Tür auf, ging sehr langsam die Treppe hinauf und betrat die Wohnung. Dinah war in der Küche und bereitete ein heißes Getränk zu.
    Als sie Beatrice’ jammervolles Gesicht sah, rief sie: »Was ist los, um Himmels willen?«
    Beatrice brach in Tränen aus. Sie weinte, weil sie Guy verloren hatte, weil sie ein Kind bekam, weil sie fürchtete, Rafe wieder zu verlieren.
    Dinah half ihr, sich über alles ein bisschen klarer zu werden. Dinah mit ihrer spröden, kalten Art, die nicht Gefühllosigkeit ausdrückte, sondern die direkt zum Kern des Problems kam.
    »Du musst das Baby nicht behalten«, sagte sie. »Sie bringen dich dazu, es abzugeben, weißt du, wenn du zu diesen Leuten gehst. Das ist einer Freundin von mir passiert. Du kriegst es, dann nehmen sie es dir weg und geben es irgendeinem dankbaren verheirateten Paar, das keine Kinder bekommen kann. Dann kannst du es vergessen und dein Leben weiterleben.«
    »Ich werde das Baby nicht weggeben!«
    »Das wäre aber das Beste, Beatrice. Deine Mutter denkt das auch, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie hatte das schreckliche Gefühl, verraten worden zu sein, obwohl sie wusste, dass Delphine es gut meinte. »Du hast wahrscheinlich recht, aber ich kann es nicht.«
    Dinah zuckte die Schultern. »Das wirst du anders sehen, wenn das Kind erst auf der Welt ist. All diese Schweinerei, und du wirst kein Kindermädchen haben, das für das Baby sorgt. Absolut furchtbar, wenn du mich fragst.«
    »Dinah, ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, aber wenn irgend möglich, werde ich es schaffen.«
    »Du bist ein eigensinniges Ding! Aber ich mag das. Also lass uns überlegen, was wir am besten machen. Gibt es noch jemanden, den du um Hilfe bitten könntest?«
    »Guys Eltern werde ich nicht fragen, das kann ich nicht. Und die Familie meines Vaters wäre total entsetzt, wenn sie davon wüsste.«
    »Dann Freundinnen.«
    Beatrice’ Gedanken flogen wie Pfeile zu Angie.

KAPITEL 22
    Es war früh am Morgen im Jahr 1941, ein paar Tage vor Weihnachten. Schnee fiel in weichen dicken Flocken herab. Sie überzogen die Lorbeerhecken und den struppigen Rasen und löschten den Himmel und die Landschaft jenseits der Gartenpforte aus. Als Beatrice aus dem Fenster ihres Schlafzimmers schaute, erkannte sie mit Erstaunen, dass sie sich zum ersten Mal seit Jahren geborgen fühlte. Der Schnee konnte einen glauben machen, dass es keine Welt jenseits dieses Hauses und Gartens gab – und vor allem keinen Krieg. Bei diesem Wetter waren bestimmt keine Flugzeuge unterwegs. Sussex hatte eine barmherzige Ruhepause geschenkt bekommen.
    Beatrice wandte sich um, weil das Baby in seiner Wiege leise weinte und mit seinen Lippen schmatzte. Doch es wurde nicht richtig wach und schlief bald wieder tief und fest. Sie beobachtete, wie ihr kleiner Sohn dalag – wie ein Boxer hatte er die herzigen kleinen Fäuste über seinen Kopf geschoben. Zärtlich lächelnd ging sie an ihm vorbei zum Badezimmer. Mit etwas Glück würde er ihr genug Zeit geben, um sich zu waschen und anzuziehen.
    Auf dem Flur wehte der Duft von getoastetem Brot die Treppe hinauf. Ein anheimelndes Klirren und Klappern war zu hören – Nanny war dabei, den Frühstückstisch zu decken. Weniger angenehm war das Gejammer von Hetty. Worüber sie sich schon um diese Zeit beklagte, konnte Beatrice nicht heraushören. Angies Tür auf der anderen Seite des Flurs war noch geschlossen. Sie liebte es, morgens auszuschlafen, auch wenn Gerald fort war. Sie alle hofften, dass er am Heiligen Abend nach Hause kommen würde. Jedenfalls hatte er das versprochen.
    Im Badezimmer wusch sie sich rasch, aber gründlich und versuchte dabei, nicht auf ihren Körper zu schauen, den sie wegen seiner großen

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