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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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aussehender Mann.
    »Schön, Sie zu sehen, Mr Wincanton!«, sagte sie. »Wie geht es Mrs Wincanton?«
    »Sehr gut, glaube ich. Hetty und sie waren in Cornwall – in diesem kleinen Haus in Saint Florian, das sie angemietet hat, weil Carlyon Manor requiriert ist. War, ehrlich gesagt, auch für mich von Nutzen, dass sie da unten war. Ich selbst kann mich momentan nicht oft um meinen Wahlkreis kümmern, und sie behält ihn im Auge. Außerdem musste sie sich von London erholen.«
    Arme Oenone. »Und Peter? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Ich hoffe, er steckt nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten.«
    »Nicht, dass ich wüsste, obwohl er ein paar zweifelhafte Freunde hat – solche affektierten, dekadenten Typen. Das macht sich nicht gut, nicht in seiner Richtung. Nicht, dass ich damit andeuten will, er hätte irgendwas Unbritisches vor, aber es gibt da ein paar von der kommunistischen Sorte.«
    »Oh!«, stieß sie erschrocken hervor. »Peter ist ganz bestimmt keiner von denen.«
    Sie plauderten kurz über Angie und das Baby, das sie erwartete. »Es wird sie ins Gleichgewicht bringen, wenn sie ein Kind hat«, sagte ihr Vater. »Gerald ist ein guter Ehemann. Sie sprechen mit großer Herzlichkeit von deinem kleinen Sohn. Ihm geht es gut, hoffe ich?«
    »Oh ja«, antwortete sie. »Wir werden Angie bald wieder besuchen. Er fühlt sich sehr wohl da, er bekommt so viel Aufmerksamkeit.«
    »Wie kommst du mit dem Geld klar? Kann nicht ganz leicht sein.«
    »Das ist es nie«, sagte sie und straffte ihren Rücken. »Aber ich versichere Ihnen, dass der Junge gut betreut wird.«
    »Du bist ein tapferes Mädchen«, sagte Michael leise. »Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war, dass du das Kind bekommen hast. Aber ein Teil von mir bewundert dich dafür, weißt du.«
    »Danke schön, aber ich brauche keine Bewunderung.«
    Er lachte. »Und ob du das brauchst, verdammt«, flüsterte er, fast wie zu sich selbst. »Sag, hast du irgendwann mal was von diesem Burschen Rafe gehört?«
    »Seit Ewigkeiten nicht«, antwortete sie, erstaunt über den Themenwechsel. »Ich mache mir wirklich große Sorgen um ihn. Ich weiß nicht, wo er ist oder was er macht, aber ich glaube, es ist sehr gefährlich. Wissen Sie irgendetwas?«
    Michael Wincanton ignorierte ihre Frage. »Du magst ihn sehr gern, oder? Hast ihm mal das Leben gerettet, wenn ich mich recht erinnere. Wie ich schon gesagt habe: Du bist ein tapferes Mädchen. Was machst du eigentlich jetzt?«
    »Schreibmaschinenarbeit im Kriegsministerium. Ich sollte mich wirklich mal umschauen, ob ich mich nicht nützlicher machen kann.«
    »Alles ist nützlich, meine Liebe. Wir sind weiß Gott alle Zahnräder in einem gigantischen Rad. Und dieses Rad wird sich drehen und die Nazis vernichten, dazu sind wir entschlossen.« Er nahm ihre Hand und hielt sie länger, als es die Höflichkeit gebot. »Bitte übermittle deinen Eltern meine besten Wünsche. Kann ich dich ein Stück mitnehmen? Nein? Also dann, auf Wiedersehen!«
    Mit einem Gefühl des Unbehagens beobachtete sie, wie er einstieg und das Auto fortfuhr. Von seiner Seite aus war es offenbar nur ein Gespräch aus reiner Höflichkeit gegenüber einer jungen Freundin der Familie gewesen. Doch unter der Oberfläche, so kam es ihr vor, hatte er ihre Antworten und Reaktionen getestet. Sie wusste nicht, mit welcher Absicht, aber er hatte etwas in ihr aufgewühlt – sie war unruhig geworden. Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg zum Büro.
    Mehrere Wochen vergingen, und das Leben ging weiter wie vorher, bis Beatrice spät an einem Abend vom schwachen, aber beharrlichen Klingeln des Telefons unten geweckt wurde. Es hörte mitten im Klingeln auf, und kurz darauf klopfte es an ihrer Wohnungstür.
    »Mrs Elphinstone sagt, es ist für dich«, sagte Dinah leise. »Beeil dich!«
    Beatrice kroch zum Ende der Matratze, damit sie nicht gegen das Kinderbett stieß. Im matten Licht taumelte sie die Treppe hinunter zum Telefon.
    »Beatrice, hier ist Gerald, kannst du mich hören? Ich habe leider schlechte Nachrichten. Verdammt, hier ist es so laut, dass man schreien muss!«
    Gerald rief von einem Krankenhaus in Sussex an. Früh am vorigen Tag hatten bei Angie die Wehen eingesetzt, einen Monat früher als erwartet. Als sie immer stärker wurden und häufiger kamen, hatte Nanny im Krankenhaus angerufen. Was dann folgte, war ein Albtraum aus Leid und Panik, denn niemand hatte bis dahin gewusst, dass Angie Zwillinge erwartete.
    »Irgendwas

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