Das Bienenmaedchen
und einen schmutzigen Eimer. Das war alles. Beatrice legte sich auf das Bett und weinte.
Am nächsten Tag lief der Vorgang genau umgekehrt ab. Es ging den Korridor entlang, die Treppe hinunter, durch den unterirdischen Gang und hinaus ins Freie, wo ein langes schwarzes Auto wartete. Und so kam Beatrice ein weiteres Mal nach Paris. Da waren die herrlichen Gärten, die langen Boulevards und die eleganten Geschäfte, doch nicht für sie! Das Gebäude an der prachtvollen, vom Arc de Triomphe wegführenden Straße, vor dem der Wagen zum Stehen kam, sah anders aus, als Beatrice erwartet hatte. Es war kein düsteres Gefängnis und auch kein nüchternes Polizeihauptquartier, sondern wirkte wie ein herrschaftlicher Palast. Wie der äußere Schein doch täuschen konnte!
Sie führten Beatrice durch ein weites Treppenhaus in den vierten Stock und dort in ein prunkvolles Büro mit hoher Zimmerdecke. Der Mann hinter dem Schreibtisch, der bei ihrem Eintreten aufstand, sah nicht aus wie das Monster, mit dem sie gerechnet hatte – es war ein gut aussehender junger Mann, der einen Maßanzug statt einer Uniform trug.
»Kommen Sie, setzen Sie sich«, murmelte er auf Englisch und entließ die Männer, die Beatrice hergebracht hatten.
Sie setzte sich auf einen gepolsterten Stuhl und schaute sich um. Ihre Furcht nahm vorübergehend ein wenig ab. Es war wirklich ein wunderschöner Raum, mit Seidenvorhängen an den Fenstern und alten Gemälden an den Wänden. All das sprach von Kultur und Güte.
»Ich nehme an, Sie wissen, weshalb ich Sie hierher beordert habe.«
»S’il vous platt, parlez francais.«
»Ich denke, Sie müssen diese Verstellung aufgeben. Ich kann Ihnen versichern, dass wir alles über Sie wissen.« Da war etwas in seiner Stimme – aalglatt, sicher und gefährlich -, das ihr Angst machte. Er legte seine Finger auf den Rand des Schreibtischs, ganz leicht, wie ein Pianist, der bereit ist zu spielen. Es war eine Geste totaler Kontrolle.
»Miss Marlow. ›Miss‹ ist doch richtig, oder? Ich glaube, Sie sind nicht verheiratet.«
Sie konnte nicht anders, als ihn entsetzt anzustarren. »Comment? Qu’est-ce qui se passe?«, brachte sie flüsternd hervor. Gleich würde er ihren Sohn erwähnen, aber Gott sei Dank tat er es nicht.
»Sehen Sie? Wir wissen bereits alles über Sie. Wir wissen von dem Leiter Ihrer Gruppe, Rafe Ashton, und wir kennen den Mann, den Sie Charles nennen. Wir wissen eine Menge, Miss Marlow. Ihre Organisation ist, wie soll ich sagen, voller undichter Stellen. Ihre Führungsetage ist zu vertrauensselig.«
Sie presste ihre Lippen zusammen und sagte nichts. Aber sie wusste, dass ihre Bestürzung sie verraten musste.
Er zog einen Ordner zu sich heran und öffnete ihn. Er nahm eine kleine, rechteckige Karte heraus und reichte sie ihr. »Sie wissen, wer das ist.«
Sie starrte auf ein Foto von ihrer Mutter. Ihrer Mutter im Alter von etwa zwanzig, wie sie einen Heuwagen fuhr und lachte.
»Hübsch, nicht wahr?« Die Augen des Offiziers funkelten.
»Was beweist das?«, fragte sie auf Französisch, doch ein Gefühl des Grauens beschlich sie.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, als ob er die ganze Wirkung seiner Worte genießen wollte. »Wir haben Ihrer Familie einen Besuch abgestattet«, teilte er ihr mit, und sie keuchte beinahe auf. »Ihre Großmutter und ihre Cousine Thérèse … Also, sagen wir, sie genießen einen kleinen Urlaub bei uns.« Seine blassen, dünnen Lippen bogen sich zu einem Lächeln.
Sie versteifte sich und starrte auf das Foto. Sie rang um Selbstbeherrschung und war sich bewusst, dass er sie beobachtete wie ein Leopard seine Beute.
Schließlich sagte sie auf Englisch: »Meine Familie hat mit dieser Sache nichts zu tun. Ich bin es, mit der Sie sich abgeben müssen – ich allein!«
»Dann liegt das Schicksal Ihrer Familie in Ihren Händen«, sagte er rasch. »Aber, bitte, es ist ja alles nicht so schlimm! Wenn Sie uns helfen, dann können Sie vielleicht doch noch nach Hause zurück. Wir wissen schon so viel, da hat es keinen Sinn, noch irgendwas vor uns zu verbergen. Wir finden es sowieso heraus.«
»Ich werde Ihnen nichts sagen«, entgegnete sie.
»Ich glaube doch. Offensichtlich sind Sie Ihren Vorgesetzten ziemlich gleichgültig, sonst hätten sie mehr auf die Sicherheit geachtet. Das hier zum Beispiel …« Er nahm zwei Blätter Papier aus dem Ordner und gab sie ihr. »Wir haben Kopien von allen Funknachrichten.«
Mit zunehmender Besorgnis überflog sie die beiden
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