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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Beatrice jetzt nach Carlyon Manor kam, standen in den Schlafzimmern der Jungen große Lederkoffer, die hungrig aufklafften. Nanny und Brown nähten Wäscheschildchen auf Hemden oder packten Bücher und Stapel von gebügelten Kleidungsstücken zusammen. Während Ed übte, einen Rugbyball über die Außenanlagen hinwegzutreten, machte Peter einsame Spaziergänge und wurde apathisch. Es war nicht schwer zu erkennen, dass er die Schule nicht mochte.
    Und plötzlich – wie die Mehlschwalben, die den ganzen Sommer über unter den Dachvorsprüngen von Beatrice’ Schlafzimmer genistet hatten – waren die beiden Jungen fort.
    Der Unterricht begann am folgenden Montag.
    Wie Angie Beatrice anvertraut hatte, war Miss Simpkins eine gute alte Haut, aber sie hatte ein reizloses Gesicht und war unbestreitbar ein wenig beleibt. Darüber hinaus hatten ihre Strümpfe die Neigung, sich in unschönen Falten auf ihren dicken Fußknöcheln zu versammeln. Sie war freundlich, aber ihre Geduld war nicht grenzenlos.
    Angelina kam gut mit ihr zurecht, denn sie glich ihr beklagenswertes Desinteresse an allen Fächern außer Zeichnen und Musik durch ihren Liebreiz aus.
    »Ich wünsche, ich wäre so klug wie Beatrice!«, seufzte sie immer, wenn ihre Hauslehrerin sie schalt, weil sie ihre französischen Verben nicht gelernt hatte.
    »Angelina, es ist nicht die Klugheit, die dir fehlt, dir mangelt es an Fleiß!«
    »Aber ich versuche und versuche und versuche es. Wirklich! Und wenn ich denke, ich habe sie alle in meinem Kopf, fliegen sie einfach wieder raus.«
    »Ich glaube eher, dass du sie beim ersten Mal nicht gründlich gelernt hast. Jetzt versuch noch mal die schriftliche Übungsaufgabe, und denk diesmal daran, was ich dir gesagt habe. Es gibt eine Vorlage für die Endungen, wenn du dir die Mühe machst, darin nachzuschauen.«
    »Es ist ja nicht so, als müssten wir unbedingt die Sprache der Froschfresser beherrschen«, murmelte Angelina. »Und es ist absolut unfair, dass Beatrice sie schon kann.«
    »Nur die gesprochene Sprache, Liebes, und auch darin ist sie nicht perfekt. Erinnere dich – ich habe die Sprache in Paris studiert. Wenn es um die Grammatik geht, muss Beatrice genauso hart arbeiten wie du. Jetzt, Mädchen, hat die arme Hetty ewig lang gewartet, um mir vorzulesen. Also arbeitet bitte für euch allein weiter und versucht dann die reflexiven Verben.«
    »Sie sind wirklich nicht schwer«, sagte Beatrice zu Angie während des Mittagessens im Kinderzimmer. »Je me suis couchee a huit heures. Das bedeutet: ›Ich habe mich um acht Uhr schlafen gelegt.‹«
    »Tust du das wirklich selbst? Na ja, wer soll es auch sonst für dich tun?« Angie klang beleidigt. »Findest du diese Ausdrucksweise nicht albern?«
    »Angie, es spielt keine Rolle, ob das albern ist oder nicht. Es funktioniert einfach so wie in diesem Beispiel. Ich versuche nur, dir zu helfen.«
    »Das weiß ich doch. Gute alte Bea! Tut mir leid. Verzeihst du mir? Es ist bestimmt schrecklich, jemanden ertragen zu müssen, der so dumm ist wie ich!«
    In solchen Momenten sah sie so zerknirscht aus, dass Beatrice ihr immer verzieh, augenblicklich und vollständig. Wenn Angelina sie nicht anlächelte, war es, als hatte sich die Sonne verdunkelt.
    Und immer waren da die Pferde.
    »Das sind Sie ja schon wieder, Miss«, brummte Harry, der wettergegerbte alte Pferdeknecht, während er einen Strohballen in Jezebels Box trug und ihn mit seinem Taschenmesser aufschnitt. Beatrice sah ihm jedoch an, dass er eigentlich nichts dagegen hatte.
    Sie war häufig im Stall anzutreffen, wo sie Cloud mit einer Hand voll süßem Heu fütterte und ihm über die Nase streichelte. Manchmal sattelte Harry das Pony, ließ sie aufsitzen und führte sie beide an einer Longe rund um den gepflasterten Hof.
    »Sitzen Sie auf, Miss«, sagte er dann. »Packen Sie ihn hier mit Ihren Beinen. Halten Sie die Zügel nicht so locker. Zeigen Sie ihm, wer der Boss ist.«
    »Oh! Das ist er!« Beatrice kicherte, als Cloud buckelte. Sie hielt sich am Sattel fest und ließ die Zügel los. Doch nach einigen dieser Reitstunden im Hof gewann sie Selbstvertrauen und lernte, wie man das Pony mit einem sanften Tritt und einem ganz leichten Zug an der Gebissstange in seinem weichen Mund beherrschte.
    »Das machen Sie nicht schlecht, Miss«, sagte Harry, was bei ihm so gut wie ein Kompliment war. »Wenn Sie wollen, versuchen wir das nächste Mal einen Trab.«
    Beatrice nickte verlegen, doch Harry wusste recht gut, wie glücklich

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