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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Hetty auf und rief: »Meinst du, ein Gedicht wäre passend, Angie? Wir sind noch nie bei einem Begräbnis gewesen. Wir wissen nicht, was man da tut.«
    »Beatrice war schon mal auf einer Beerdigung, ist es nicht so, Bea?«, sagte Angie.
    Beatrice dachte an den schrecklichen Tag, als James Sturton beerdigt worden war, und erwiderte leise: »Ich bin sicher, dass ein Gedicht passend wäre. Oder euer Lieblingskirchenlied.«
    Hetty begann fröhlich All Things Bright and Beautiful zu singen, und alle streuten Blütenblätter auf den Erdhügel. Als sie gerade damit fertig waren, sahen sie, dass die Jungen über den Rasen auf sie zukamen. Wie ähnlich sich die drei waren, mit ihren Haartollen und dem wiegenden Schuljungengang, bei dem sie die Hände in den Hosentaschen vergruben.
    »Wir gehen zum Strand, falls ihr mitkommen wollt!«, rief Ed. »Mutter hat den Tee verschoben, und wir leihen Rafe ein paar Klamotten.«
    »Habt ihr Lust dazu, ihr Mädchen?«, fragte Rafe, der sich zum Schutz vor der Sonne den Arm über die Augen hielt, Beatrice und Angie.
    Sein Blick fiel auf den kleinen Erdhügel, und für einen Moment verhärteten sich seine Gesichtszüge. Dann sah er Beatrice an und lächelte. Sie erwiderte das Lächeln und fühlte sich ein bisschen glücklicher.
    »Ich glaube nicht, dass ich schwimmen werde, Rafe, aber ich komme mit nach unten«, erwiderte sie.
    Während die anderen die Treppe hinaufrannten, um sich umzuziehen, blieb sie unten und sah Mrs Wincanton zu, wie sie die Rosen im Salon arrangierte und die herabfallenden Blätter auf einem Blatt Zeitungspapier sammelte. Zu guter Letzt stellte sie die Vase auf den großen geschnitzten Kaminsims, wo das Abbild der Blumen in dem Spiegel ihre Pracht verdoppelte. Mrs Wincanton zündete sich eine Zigarette an und trat zurück, um ihr Werk zu bewundern.
    »Es ist klug von dir, dass du Rafe mitgebracht hast«, sagte sie. »Er ist ein sehr passender junger Mann. Ed braucht hier jemanden in seinem Alter. Ich fürchte, sonst ist es ihm zu langweilig, in den Ferien immer herzukommen.« Sie legte ihre Zigarette vorsichtig auf dem Kaminsims ab, um eine sich neigende Blüte aufzurichten. »Es ist so traurig«, seufzte sie. »Ihr alle werdet so schnell erwachsen!«
    »Aber sie machen sich doch gut«, sagte Beatrice ein bisschen wehmütig. Und sie erinnerte sich daran, wie betörend Angie Rafe angesehen und wie er darauf reagiert hatte.
    Mrs Wincanton faltete die Zeitung mit den ausgesonderten Blättern zusammen. »Passt auf die kleinen Mädchen auf, wenn ihr die Stufen hinuntergeht«, rief sie, als sich alle auf der Terrasse versammelten. »Oh, danke schön, Bea.« Sie nahm ihre Zigarette, die Beatrice ihr reichte.
    »Sie hat schon den Kaminsims angesengt«, sagte Beatrice und lief hinter den anderen her.
    Am Strand war Rafe der perfekte Gast, der sich nacheinander um jeden kümmerte. Er schwamm mit den Jungen, half dabei, die kleinen Mädchen im Sand zu vergraben und ihnen Meerjungfrauenschwänze und mädchenhafte Beulen als Brüste zu formen, was sie so zum Kichern brachte, dass der Sand herunterfiel. Mit Beatrice ging er in Gezeitentümpeln auf die Jagd. Nur mit Angie benahm er sich unnatürlich. Seine stammelnden Konversationsversuche schienen ihr nichts auszumachen, vielmehr sah sie ihn mit leuchtenden Augen an. Sie lachte über die sandigen Meerjungfrauen, dann setzte sie sich in den Schatten, um sie zu skizzieren.
    Als Rafe und Beatrice am frühen Abend zusammen zurück nach Saint Florian gingen, war es schon ein bisschen kühl. Eifrig sprach er über den Besuch.
    »Ed hat auch vor, nach Oxford zu gehen«, sagte er. »Ans Saint John’s College allerdings. Ich denke, dass ich Ausschau nach ihm halten werde. Das Balliol College ist bloß um die Ecke. Ein netter Kerl, dieser Ed – und der Bruder ist nicht schlecht. Und die kleinen Mädchen sind ziemlich unternehmungslustig.«
    »Ich bin froh, dass du sie alle magst«, sagte sie. »Ich glaube, sie mögen dich auch.«
    »Und Angie ist … nun ja.« Er pfiff, und ihre Stimmung sank. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Als sie das Tor von The Rowans erreichten, sagte er: »Wir können uns morgen nicht sehen, Beatrice. Meine Tante bringt mich schon früher zur Schule zurück. Auf dem Weg besuchen wir noch ein paar Cousins.«
    »Oh!« Sie hatte sich schon ihren letzten gemeinsamen Tag ausgemalt und all das, was sie vielleicht zueinander sagen würden. Und nun war alles verdorben.
    Behutsam tastete er nach ihrer Hand. »Beatrice,

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