Das Bienenmaedchen
mitbringen. Ich werde meine Mutter bitten, das zu arrangieren.«
»Er war weg, aber heute soll er wiederkommen. Und er wird bald zur Schule zurückkehren, es muss also in den nächsten Tagen sein.«
»Ed und Peter reisen nächste Woche ab. Ich hab eine Idee – bring ihn morgen mit. Ich werde Mummy fragen, ob er zum Tee kommen darf.«
»In Ordnung, frag sie«, erwiderte Beatrice. Doch der Gedanke, Rafe mit anderen zu teilen, machte sie nervös. Einerseits wollte sie unbedingt vor den Wincantons mit ihm angeben, aber gleichzeitig hatte sie Angst, dass er ihr dann nicht mehr allein gehörte. Sie würden ihn verschlingen. Obwohl das Unsinn war. In Wirklichkeit gehörte er ihr überhaupt nicht. Ein Zufall hatte sie zusammengebracht, das war alles. Er hatte eine Mutter in Indien und einen Bruder und Dutzende von Freunden. Und er würde bald zur Schule zurückkehren und sie dann völlig vergessen.
Angie steckte das Foto von Bertie Hamilton in die Ecke des Spiegels auf ihrer Frisierkommode und summte vor sich hin. Das Bild sollte nicht lange an diesem Platz bleiben. Peter fand es am nächsten Tag und neckte seine Schwester so schrecklich, dass sie es in einer plötzlichen Gereiztheit zerriss.
Aus Beatrice’ Sicht war der Besuch eine Enttäuschung, doch Mrs Wincanton erklärte ihn anschließend zu einem großen Erfolg.
Rafe war begeistert von Carlyon. An jener entscheidenden Biegung der Auffahrt blieb er stehen. »Donnerwetter«, entfuhr es ihm, und er stieß einen Pfiff aus.
Als sie im Flur auf die Wincanton-Kinder warteten, die aus verschiedenen Bereichen des Hauses und des Gartens herbeigeholt werden mussten, schlenderte er umher, studierte die Porträts lange verblichener Carlyons, fuhr mit der Hand über einen geschnitzten Treppenpfosten und winkte Beatrice zu sich, weil er Saint Florian auf einer gerahmten alten Karte des Landkreises gefunden hatte.
Die Tür zum Salon öffnete sich. Ed erschien als Erster. Er stieß mit dem Ellbogen Peter an, damit der sich zurückhielt. Ed und Rafe schüttelten sich die Hände und begannen sofort ein ungezwungenes Gespräch.
»Wir haben einen Ashton in unserem Haus in der Schule, oder, Pete?«, sagte Ed. »George Ashton.«
»Leider kein Verwandter. Jedenfalls keiner, den ich kenne. Es sind offenbar nicht mehr viele von uns Ashtons aus Wiltshire übrig geblieben. Aber, hör mal, haben wir nicht letzten Herbst in Eton gegen euch gespielt? Ich glaub, ich erinnere mich …«
Er brach ab, damit Beatrice ihn Mrs Wincanton vorstellen konnte, die endlich erschienen war, einen Korb mit duftenden Rosen über dem Arm. Sie nahm ihren großen Sonnenhut vom Kopf und lächelte. »Du musst Rafe sein! Willkommen in Carlyon, mein Lieber. Wir haben schon alles über dich erfahren. Die Mädchen sind irgendwo da draußen«, sagte sie und wandte sich um.
Alle hielten den Atem an, als sie die hinreißende Silhouette von Angelina sahen, die von den Terrassentüren eingerahmt wurde. Mrs Wincantons älteste Tochter war auf der Schwelle stehen geblieben, um die kleinen Mädchen zu rufen, die immer noch irgendwo im Garten herumschwirrten.
»Sie beachten mich überhaupt nicht«, sagte Angelina und kam in den Saal hinein. »Oh, hallo, du musst Rafe sein.«
Beatrice war bestürzt, als sie sah, wie Angie ihm mit gesenkten Wimpern einen Blick von der Seite zuwarf und er einen Gruß herausstotterte, während er ihr die Hand schüttelte.
»Warum führt ihr Rafe nicht herum?«, schlug Mrs Wincanton vor und stellte ihren Korb auf dem Boden ab. »Ich sage der Köchin Bescheid, dass sie den Tee zubereiten soll.« Sie verschwand durch die Tür mit dem grünen Vorhang in die Küche.
Rafe starrte Angie immer noch an. Ed fasste ihn am Arm. »Komm und schau dir unser Spielzimmer an«, sagte er. Die beiden schlenderten davon, den unglücklichen Peter im Gefolge.
»Das wird wohl für ein Weilchen das Letzte gewesen sein, was wir von ihnen sehen«, verkündete Angie, sah Beatrice an und zog einen Flunsch. »Lass uns nach draußen gehen und die Mädchen suchen. Hetty hat eine abscheuliche tote Amsel gefunden, und sie veranstalten ein Begräbnis. Es ist schrecklich makaber.«
Beatrice folgte ihr, während ihre Stimmung sank. Sie gingen an Angies Skizzenbuch vorbei, das aufgeschlagen im Gras lag, ein halbes Dutzend Buntstifte achtlos darüber verstreut. Unten am Rand der Baumreihe beugten sich drei kleine Gestalten über etwas auf dem Boden – wie Miniaturhexen aus Macbeth .
Als sie näher kamen, richtete sich
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