Das Biest in ihm (German Edition)
„Ist diese Frau noch oft unser Gast?“
„Ist der zermatschte Skoda da draußen der von Paul?“ Knut schob das letzte Stück B a nane in den Mund.
Paul fiel die Sprühflasche aus der Hand. „Was hast du mit meinem Wagen g e macht?“
„Ich hätte es auch mit meinem getan, wenn ich ihn gehabt hätte.“ Es log sich gut, wenn die Lüge keine Option mehr darstellte.
Paul ging zum Fenster, öffnete es, lehnte sich langsam h in aus , um im Notfall den Kopf wi e der schnell reinziehen zu können.
Warum hatte er nicht um die Ecke geparkt? Dann wäre es leichter gewesen, u n bemerkt die Karre zur Werkstatt zu fahren.
„Mein Wagen.“ Es war nur ein Hauch. Er klang nach tiefer Not. „Vincent, wie kon n te st du? Hatte t ihr ein Date mit der Blechpresse?“
„Nina hat meine Haut gerettet. Dabei musste sie durchgreifen.“
Sein ungläubiges Kopfschütteln währte lange. „Will ich wissen, warum eine Frau dein Leben retten mus s te?“
„Nein.“
„Ich schon.“ Knut setzte sich zu ihm und begutachtete Pauls Arbeit. „So was passt zu dir. Siehst aus wie Bruce Willis in Stirb langsam 4 .“
Vincent rappelte sich auf. „Ich muss los. Mein Projekt wartet. Dein Auto …“
„Bring ich zur Reparatur. Mach dir keinen Kopf.“ Knut lehnte sich ans Sofa und streckte die Beine aus. „Wir hatte n gestern eine tolle Nachtfahrt. Wir sind dir war schu l dig.“
„Sind wir nicht!“ Paul knallte das Fenster zu. „Hüte dich und schlepp dieses Weib noch mal an. Vertrag s bruch wird in Deutschland schwer geahndet.“
Vincent verdrückte sich ins Bad. Paul würde sich an die veränderten Bedingungen g e wöhnen müssen .
„Einfach nur durchsehen, Vincent, und nicht bewusst denken.“ Tristans Zunge n spitze schaute aus seinem Mundwinkel, so konzentriert befasste er sich mit der Apparatur. „Di e ses hübsche Gerät misst die Ausdehnung deiner P u pillen.“
„Kann man auch unbewusst denken?“ Gabriel sah seinem großen Bruder ne u gierig zu, wie er Vincents Kinn auf der Halterung ablegte.
„Keine Ahnung“, murmelte er und sortierte die Dias, die Vincent in den nächsten M i nuten zu sehen bekommen sollte.
„Ist das nicht antiquiert, noch mit Projektor und Leinwand zu arbeiten?“ Mit der Halt e rung am Kinn konnte er kaum sprechen. „Im Zeitalter von Powerpoint und High Defin i tion wirken die vergilbten Bil d chen antik.“
„Die haben sich bewährt.“ Tristans Wange zierte ein hübscher Schnitt. Auch er war gestern einer Klaue zu nah gekommen.
„Außerdem hatte bis jetzt noch keiner die Zeit, sie zu digitalisieren.“
Gabriel hielt die einzelnen Motive ins Licht. „Ist das ek elhaft !“ Er schüttelte sich und warf zwei Dias vor Tristans Füße.
„Spinnst du? Das ist wertvolles, geradezu historisches Material, das du da durch die G e gend schmeißt.“ Behutsam hob er sie auf, blies den Staub von ihnen und hielt sie ve r träumt ins Licht. „Beei n druckend …“
„ W iderlich!“
Langsam wurde Vincent neugierig. „Schieb mal rein.“
„Vergiss es, Frischling . Die musst du dir erst verdienen.“ Die Diaschublade rastete ein. „Sinn ist folgender. Was du liebst, wissen wir.“
„Ach ja?“
Tristan verdrehte die Augen. „Ich habe es dir bereits aus den Händen reißen müssen, also quatsch nicht dumm rum.“
Das erste Bild erschien an der Wand. Aufgeklappte Raub t ierrachen sämtlicher Spezies.
„Wir finden jetzt heraus, wo deine Grenzen liegen. Angst, Gier, Lust zu töten, zu j a gen, deine Berei t schaft, Menschen anzugreifen und so weiter.“
Neben ihm schrumpfte Gabriel zusammen. „Ich hör so etwas nicht gern an dem Tag, an dem ich mit euch feiern will.“
„Wer etwas studiert, das er nicht mal selbst aussprechen kann, hat nichts anderes ve r dient.“
„Neogräzistik.“
Vincent wollte lachen. Die Halterung ließ es nicht zu. „Klingt schlimm. Nach unheilb a rer Krankheit.“
Gabriel schnaubte. „Das sagt einer, der im Sprung zum Monster mutiert.“
„Lenk Vincent nicht ab.“
Der Lichtstrahl leuchtete in seine Augen, während seine Pupillen auf die seltsamsten Motive reagierten.
„Wozu macht ihr den Scheiß?“, stellte Gabriel Vincents Frage.
„Wenn wir etwas fürchten, werden unsere Pupillen eng, um die Gefahr besser erke n nen zu können.“ Tri s tan klang wie Vincents ehemaliger Biolehrer. „Wenn wir das, was wir sehen, schön finden, werden sie weit. Durch den Weichzeichner der daraus resulti e renden Wahrnehmung machen wir es noch schöner.
Weitere Kostenlose Bücher