Das Biest in ihm (German Edition)
Demütigungen.“ Paul schniefte in Knuts Kas c hmirpullover. „Immer diese D e mütigungen.“
Vincent schnellte nach vorn und zog den vor Schreck kieksenden Paul quer über den Tisch dicht an sich ran. „Soll ich dir sagen, was demütigend ist?“ Die Wut dröhnte in seinen Ohren. „Die Frau, die man b e gehrt, nicht lieben zu können, aus Angst, sie dabei zu töten. Das ist demütigend!“
Paul lief rot an, schnappte nach Luft.
„Vincent?“ Knut tippte hektisch auf seiner Schulter herum. „Ich glaub, er hat ’s begri f fen.“
Vincent fauchte zur Seite und Knut kippte in einen der Tomatentöpfe. „Von den eig e nen Eltern als Missgeburt angesehen zu werden. Das ist demüt i gend! Und die ganzen Jahre zu wissen, dass sie recht hatte n, dass man nichts anderes ist als menschlicher So n dermüll, der entsorgt gehört. Das ist demüt i gend!“ Und sich als stinkendes Biest in den Armen seiner Liebsten zu winden, nicht fähig, auch nur ein Wort zu formulieren oder gar einen klaren Gedanken zu denken. Das war das Schlimmste .
Nina löste seine Finger von Pauls Kragen. „Er hat ’ s begriffen . “
Paul zitterte ebenso wie er. Doch bei ihm war es Angst. Bei Vincent rauschte die Wut. Knut zog Paul vom Tisch zurück und legte den Arm um ihn. Er fing Pauls fla t ternde Hände ein.
„Das war nicht nötig, Vincent.“
Nina seufzte. „Schön, dass dir wenigstens kein Fell gewachsen ist.“
„Das wäre es nicht.“
Paul sah ängstlich zu ihm.
„Er hat nie das Biest gelockt. Er war niemals in Gefahr.“
Knut nickte.
Paul wischte sich über die Augen. Auf seinen Wangen glänzte es feucht. „Es tut mir leid.“
„Was?“ Vincent konnte nicht folgen. Er war es gewesen, der am liebsten Pauls Ohr a b gebissen hätte.
„Ich hab mir nie klar gemacht, was es für dich bedeuten muss, ohne Liebe zu leben.“ Paul zog die Nase hoch und Knut hielt ihm ein Taschentuch hin.
Unter dem Tisch drückte Nina Vincents Hand. „Das muss er nicht.“ Sie sah Paul in die Augen.
In Vincents Hals bildete sich ein Kloß. „Sind wir jetzt entla s sen?“
„Geht nur.“ Paul entließ sie mit einem flüchtigen Wedeln seiner Hand. „Und wenn du irgendetwas bra u chen solltest, Nina … Wäscheleine zum Fesseln oder einen Maulkorb, sag Bescheid .“
Knut schlug sich seufzend vor die Stirn. „Vincent kriegt das hin. Lass die beiden in R u he.“
„Nimm es ihm nicht übel, Nina.“ Vincent schob sie in sein Arbeitszimmer und schloss schnell die Tür hinter ihnen. „Er meint es nur gut. Das hast du selbst vo r hin gesagt.“
Shirts, eins der Sommerkleider, eine schwarze Jeans und jede Menge Kleinkram land e te n auf dem Sofa, als Nina ihren Rucksack ausschüttelte. „Mach dir keine Gedanken, Vi n cent. Ich mag die beiden immer noch.“ Sie ging zum Fenster und öffnete es, um die Nachmi t tagssonne reinzulassen. „Schön hast du es hier. Das Zimmer gefällt mir. So hell und freundlich.“
Ihr Lächeln war übertrieben. Die Art, wie sie lässig am Fensterbrett lehnte, auch. Sie sah sich im Zimmer um, lächelte noch mehr. Im selben Maß, wie sich die Angst in ihrem Gesicht ausbreitete, wuchs sie auch in Vincent.
„Was bedeutet Zahl ?“
Nina presste die Hand auf den Mund, rutschte am Heizkörper runter.
„Ich will dich nicht quälen.“ Er setzte sich zu ihr und legte ihren Kopf an seine Brust. Nina versuchte, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Es gelang nicht. Das musste es auch nicht. Vor ihm brauchte sie nicht zu spielen. Er wollte ihre Liebe, ihr Glück und auch ihre Angst. „ I ch muss wissen, womit wir es zu tun haben. Egmont ist nicht ber e chenbar. Warum Zahl ?“
„Ich will ihm nicht in die Hände fallen. Das ist alles.“
„Warum Zahl ?“
Nina schüttelte den Kopf.
„Antworte!“
Sie fischte ein Zweieurostück aus der Hosentasche, warf es hoch, fing es auf. Als sie die Hand hob, lag der Adler oben.
„Kopf. Ich sollte es ihm besorgen. Auf den Knien hatte er mich schon. Er sagte, beiß mich und du e r kennst dich nicht mehr im Spiegel.“
Hass schmerzte. Diese Erfahrung war neu. Er musste ruhig bleiben. Nina hatte genug mit sich selbst zu kämpfen.
Sie drehte die Münze. „Zahl.“ Nina schluckte.
Vincent nahm ihr das Geldstück aus der Hand. „Es spielt keine Rolle. Er wird dich nicht bekommen.“
„Wenn doch, nimmt er mich so, wie es ihm gefällt.“ Sie steckte es in die Tasche.
„Er bekommt dich nicht.“ Weder sie noch jemals wieder eine andere Frau. „Wir mü s sen mit den
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