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Das Bild - Geschichte einer Obsession

Titel: Das Bild - Geschichte einer Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean de Berg
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Richtungen von sehr deutlichen, gut erkennbaren dunklen Striemen gezeichnet, die sich zu beiden Seiten der Gesäßfurche überkreuzen und mehr oder weniger stark hervortreten, je nachdem, ob die Peitsche stärker oder schwächer zugeschlagen hat.
Dieses Bild der an ihr Bett gefesselten, in einer sehr unbequemen Stellung knienden kleinen Anne wird natürlich noch anrührender durch die grausamen Spuren der Foltern, die sie soeben erleiden mußte. Im Hintergrund bilden die Spiralen aus schwarzem Eisen elegante Arabesken.
Das nackte Mädchen ist mit dicken Stricken an die Steinsäule gebunden. Es steht mit gespreizten Beinen und erhobenen Armen dem Betrachter zugewandt da. Ihre Augen werden von einer schwarzen Binde verdeckt. Der Mund ist in einem Schrei geöffnet, falls er sich nicht einfach nur in übermächtigem Schmerz verzerrt.
Die Knöchel sind, links und rechts vom Fuß der Säule, diametral entgegengesetzt an diese gefesselt. Die Beine sind daher ziemlich stark auseinandergespreizt und die Knie kaum gebeugt. Die Arme, nur bis zu den Ellbogen sichtbar, sind nach oben gezogen und ebenfalls nach hinten geführt. Die Hände sind gewiß am hinteren Teil der Säule festgebunden.
Die Stricke schneiden tief ins Fleisch. Der eine führt unter der rechten Achsel hindurch und auf der anderen Seite des Halses nach oben und umschließt auf diese Weise die ganze Schulter. Andere winden sich um die Arme und die Knöchel. Wieder andere schließlich umschlingen die Beine unter- und oberhalb der Knie, so daß sie diese gegen den Stein drücken und dabei so weit wie möglich voneinander entfernen.
In dem gemarterten Körper, dessen Verzerrungen deutlich anzeigen, daß er versucht, sich in seinen Fesseln zu wehren, klaffen zwei tiefe Wunden, die heftig bluten.
Die eine zieht sich von der Spitze der Brust bis zur Achsel, auf der Seite, wo kein Strick ist. Das Blut rinnt über die ganze Seite in zahlreichen Fäden unterschiedlicher Stärke, die sich miteinander verbinden, um sich dann erneut zu trennen und sich in einem komplizierten Netz von Adern über die Hüfte und mehr als den halben Bauch ausbreiten. Sie erreichen sogar die Vertiefung des Bauchnabels und das Schamhaar, zu dem ein dicker Strom entlang der Leiste hinunterfließt.
Die zweite Wunde, die sehr viel tiefer als die erste sitzt, schmückt die andere Seite. Sie durchbohrt die Leiste direkt über dem Schamhügel und verletzt ein wenig den Unterleib und, über ein längeres Stück hin, die Innenseite des Schenkels. Das Blut bildet auf dieser breite Bäche, die fast ihre gesamte Oberfläche bedecken und gegen den Strick stoßen, der oberhalb des Knies herumgeschlungen ist. Die Flüssigkeit staut sich dort einen Augenblick und rinnt dann direkt auf eine weiße Platte des Fliesenbodens, wo sich eine kleine Lache gebildet hat.
Dieses Bild, trotz seiner übertriebenen Romantik von sehr anziehender Schrecklichkeit, konnte nur das Ergebnis eines Tricks sein. Die beiden Verletzungen und das vergossene Blut waren zweifellos mit roter Farbe auf den willfährigen Körper der kleinen Anne gezeichnet worden. Aber dies war mit so viel Sorgfalt geschehen, daß man sich leicht täuschen ließ, zumal die Verrenkungen des Opfers auf sehr überzeugende Weise echt wirkten.
Vielleicht genügten jedoch die allzu große Geschicklichkeit in der Verteilung der flüssigen Fäden und ihre außerordentliche Leichtflüssigkeit, den Schwindel aufzudecken. Jedenfalls wurden die harmonischen Linien des Körpers, weit davon entfernt, durch ihre Muster getrübt zu werden, im Gegenteil dadurch in neuem Glanz verstärkt.
Die letzte Fotografie war das Ergebnis einer analogen Inszenierung. Der gemarterte Körper des Mädchens ruhte, leblos offenbar, auf dem schwarzweißen Schachbrettmuster. Sie trug ebenfalls, als einziges Kleidungsstück, lediglich dieselbe Binde über den Augen.
Sie lag auf der rechten Seite, den Oberkörper halb zurückgebeugt, so daß sie das Gesicht dem Himmel und dem Objektiv zuwandte. Der rechte Arm war längs des Körpers ausgestreckt, während der linke über dem Kopf lag und dabei das Ohr verdeckte, die flaumige Achselhöhle und die Brust aber dem Blick preisgab.
Die Beine waren angewinkelt, das rechte leicht, das linke sehr viel mehr, das Knie war deutlich nach vorn geschoben. Durch die Art, wie das Foto aufgenommen worden war, sah man die Innenseite des rechten Schenkels, die Pobacken, den unteren Teil des Schamhügels und den gesamten Bereich zarten Fleisches, der sich dazwischen

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