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Das Bildnis der Novizin

Titel: Das Bildnis der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Albanese Laura Morowitz Gertrud Wittich
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Hause war.
    Eine namenlose Angst ergriff ihn. Hals über Kopf drehte er um und rannte mit flatternder weißer Kutte aus der Kirche, so schnell ihn seine Beine trugen. Von den Stufen der Kathedrale aus sah er, dass in seinem Haus kein Licht brannte; alle Fenster waren dunkel.
    Es war genau wie an jenem schrecklichen Abend vor vielen Monaten.
    »Lucrezia?«, rief er nach ihr, während er durch die dunkle Werkstatt in die Küche stolperte. »Lucrezia?«
    Die Schlafzimmertür war geschlossen. Er riss sie auf.
    »Lucrezia?«
    Sie lag im Bett und rollte sich beim Klang seiner Stimme herum. Keuchend trat er auf sie zu, legte ihr zitternd die Hand auf die Stirn. Ihre Lider flatterten.
    Verschlafen fragte sie: »Was ist los, Filippo?«
    Der Maler sank zu Boden, sein Kopf sackte auf die Bettkante. Die Sorgen der vergangenen Monate zwangen ihn nun doch in die Knie.
    »Ist alles in Ordnung?«, murmelte sie undeutlich. Sie hatte so fest geschlafen, dass sie die Augen noch nicht öffnete.
    »Ja«, sagte er, seine Furcht mühsam hinunterschluckend. »Alles in Ordnung.«
    Nach jener Nacht in der Kathedrale hatte Fra Filippo das Gefühl, von roten Roben verfolgt zu werden. Er sah etwas Rotes um die Ecke biegen, wenn er morgens auf dem Weg zur Kathedrale die Piazza überquerte, und auch abends, wenn er wieder nach Hause ging. Der Propst konnte natürlich nicht überall zugleich sein, und doch schien es ihm, als würde er ihn verfolgen, bis in seine Träume sogar: Feixend schaute ihm der Mann dabei zu, wie ihm die Silberstücke durch die Finger rannen.
    »Hast du den Propst gesehen?«, fragte er eines Morgens Tomaso. Er hatte wieder einmal schlecht geschlafen und war mit dem festen Entschluss aufgestanden, beim Rat der Stadt einen weiteren Vorschuss für die Fresken zu erbetteln. Er stand bei den Stadtvätern bereits in der Kreide, hatte er doch einen Großteil des Vorschusses darauf verwandt, seine Schulden beim Augustinerorden zu begleichen. Er wusste selbst, dass seine Chancen beim Propst mehr als gering waren. Aber wenn er nicht bald etwas Geld auftrieb, müssten er und Lucrezia verhungern.
    »Er kommt, wenn Ihr nicht da seid«, antwortete sein Schüler. »Und er sagt nie ein Wort, steht nur da und schaut uns zu.«
    Fra Filippo glaubte, den jungen Marco erröten zu sehen, war sich jedoch nicht sicher.
    »Marco, hast du irgendwelche Schwierigkeiten mit dem Propst?«, erkundigte er sich.
    »Nein, Maestro«, antwortete der Jüngling mit großen, feuchten Unschuldsaugen.
    Fra Filippo befahl seinen Helfern, an die Arbeit zu gehen, und machte sich dann an die Skizzen für die Bankettszene. Er zeichnete gerade das Silbertablett, auf dem der Kopf des Täufers König Herodes übergeben werden würde, wobei er im Geiste überlegte, wie er den Stadtherren seine Bitte am überzeugendsten darlegen könnte, als ein Botenjunge aus dem Valenti-Palazzo auftauchte.
    »Mein Herr möchte Euch noch heute sprechen. Es sei dringend, sagt er.«
    Voll schlimmer Vorahnungen gab Fra Filippo Fra Diamante noch einige Anweisungen und machte sich dann auf den Weg. Bevor er die Kirche verließ, machte er noch rasch einen Abstecher zur kleinen Kapelle mit dem Heiligen Gürtel.
    »Heilige Maria, Muttergottes, ich habe die Hoffnung fast aufgegeben«, flüsterte er verzweifelt. »Bitte, lass nicht zu, dass ich in den Ruin falle.«
    Fra Filippo wurde im Valenti-Palazzo mit derselben freundlichen Höflichkeit begrüßt wie immer. Man brachte ihn sofort ins Arbeitszimmer des Kaufmanns, das mit kostbaren Intarsienarbeiten geschmückt war. Ottavio de Valenti bot ihm ein Glas Weißwein an, das der Maler dankbar akzeptierte. Angespannt auf der Kante eines Polstersessels vor dem Feuer sitzend, lächelte Fra Filippo seinen Patron müde an.
    »Ihr seht nicht gut aus, Bruder Lippi«, sagte de Valenti und runzelte die Stirn.
    Fra Filippo richtete sich auf und beugte sich über den Mahagonitisch.
    »Ich habe viele Sorgen, aber es sind nicht Eure, guter Freund.« Ottavio de Valenti war ein mächtiger Verbündeter und einer der wenigen Menschen in Fra Filippos Bekanntenkreis, dem er momentan nichts schuldete. Der Maler hob sein Glas, prostete dem Kaufmann zu und nahm einen kräftigen Schluck.
    »Und unsere Madonna?«, erkundigte sich de Valenti lächelnd. »Geht es ihr gut?«
    Fra Filippo erschrak. Schuldete er dem Kaufmann etwa doch noch ein Bild und hatte es ganz vergessen? Doch dann wurde ihm klar, dass der Mann von Lucrezia sprach. Er nickte dankbar.
    »Es geht ihr den

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