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Das Bildnis der Novizin

Titel: Das Bildnis der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Albanese Laura Morowitz Gertrud Wittich
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wünschte nichts mehr, als ihr bestätigen zu können, dass sie ordnungsgemäß verheiratet sei.
    »Wir warten noch auf Antwort aus Rom«, gestand sie widerwillig. »Wir beten darum, bald von Seiner Heiligkeit, Papst Kalixt III., zu hören. Bis dahin haben wir einander das Ehegelöbnis gegeben und den Segen eines Priesters empfangen.«
    Die Nonne lächelte gütig, aber Lucrezia konnte sehen, dass es ein mitleidiges Lächeln war. Sie stellte keine Fragen mehr, und Schwester Bernadetta schien gehen zu wollen. Sie sah, wie die Nonne an ihr vorbei zu Schwester Simona schaute, die mit leichenblassem Gesicht in der Nähe des Ausgangs auf sie wartete.
    »Ich werde für dich und das Kind beten«, murmelte sie, nachdem sie Lucrezia einen Kuss auf die Stirn gedrückt hatte. »Gottes Segen. Und frohe Ostern.«
    Am Ostersonntag stand Lucrezia im Morgengrauen auf und kniete vor dem Bett nieder, sang ein Kirchenlied für den auferstandenen Herrn Jesus und betete ihr Ave-Maria.
    »Ave Maria Stella, Dei Mater Alma, at que simper virgo, felix coeli porta.«
    Als sie fertig war, erhob sie sich schwerfällig und ging in die Küche, wo bereits ein warmes Feuer knisterte. Sie wärmte ihre Hände und stemmte sie in ihren schmerzenden Rücken. Das Kind wurde allmählich ganz schön schwer. Still, noch ganz in Gedanken versunken, schob sie den Vorhang beiseite und betrat die Werkstatt.
    Sie schnappte nach Luft.
    Ein wahrer Farbenrausch erwartete sie, herrliche, leuchtende Seidenstoffe, wie sie sie seit den besten Tagen ihres Vaters nicht mehr gesehen hatte.
    »Ach, Filippo«, hauchte sie entzückt. Sie konnte sich kaum sattsehen an den Stoffen: mehrere Bahnen feinster blauer Seide aus Lucca, leuchtende braune und goldene Tücher, funkelndes Purpurrot und Violett.
    »Wie wunderschön!«, rief sie. Der Maler erhob sich von dem Hocker, wo er auf sie gewartet hatte, und trat auf sie zu. Seine Kutte stach in der Farbenpracht besonders weiß hervor.
    »Filippo«, hauchte sie erneut. »Wo hast du das her?«
    Das Herz schwoll ihm in der Brust. All die Mühe, all die Versprechungen, die er machen musste, um die kostbaren Stoffe zu bekommen, waren es wert, in diesem Moment ihr strahlendes Gesicht zu sehen. Er nahm eine blaue Tuchbahn vom Tisch und hielt sie ihr hin. Sie umklammerte seine Hand, die Seide wie ein Wasserfall zwischen ihnen.
    »Ich bin zu meinen Freunden gegangen, Lucrezia, habe jeden Gefallen eingefordert, den man mir schuldig war«, erklärte er. Sein Herz, sein Körper sehnten sich nach ihr, doch noch hielt er sich zurück.
    »Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du glücklich bist. Du und das Kind.«
    »Aber das muss doch ein Vermögen …«
    »Das Kind soll ein anständiges Taufkleid haben, Lucrezia, und dein Kopf soll auf einem Seidenkissen ruhen, wenn du in den Wehen liegst.«
    Lucrezia schloss die Augen und befühlte die blaue Seide, stellte sich ihr Kind in einer Krippe vor, die mit kostbaren Stoffen ausgeschlagen und mit samtenen Kissen gepolstert war.
    Der Maler legte seine Hand an ihre Wange. Sie hatte dort einen Abdruck von einer Deckenfalte. Er berührte den Abdruck, seine Hand wanderte über ihren Hals zu ihrer Schulter, schob den weißen Stoff ihres Nachthemds beiseite, entblößte ihre zarte Haut. Lucrezias Lider flatterten. Sie sah die roten und lila Seidenstoffe, die gelben und grünen Bahnen, und als sie die Augen wieder schloss, hatte sie die Farben noch immer vor Augen, wie einen Regenbogen.
    »Das hab ich für dich getan«, flüsterte Fra Filippo. »Weil ich dich liebe.«
    Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, wandte es hierhin und dorthin. Ihre zerbrechliche Schönheit, ihre Porzellanhaut raubten ihm den Atem.
    »Du warst sehr verständnisvoll«, sagte er mit vor Erregung heiserer Stimme, »so geduldig. So schön.«
    Er barg sein Gesicht an ihrem Hals, küsste sie und fiel dann auf die Knie. Er presste sein Gesicht an ihren Bauch. Lucrezia war überrascht, mit welcher Intensität ihr Körper auf ihn reagierte, wie sich jähe Hitze zwischen ihren Beinen sammelte und über ihren ganzen Körper ausbreitete.
    »Filippo«, flüsterte sie, strich über seinen Kopf, seine stoppeligen Wangen.
    Er erhob sich und nahm sie auf die Arme. Selbst mit dem Baby war sie nicht schwer. Er trug sie ins Schlafzimmer und legte sie behutsam aufs Bett. Die blaue Seide war noch immer in ihrer Hand. Er entfaltete sie und deckte sie damit zu, beobachtete ihr Gesicht, während er sie streichelte, bewunderte den Kontrast des intensiven

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