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Das Bildnis der Novizin

Titel: Das Bildnis der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Albanese Laura Morowitz Gertrud Wittich
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der sich über die Krippe beugte. Der Dämon hielt den heiligen Säugling im linken Arm und mit dem anderen legte er einen anderen Säugling in die Krippe. Im nächsten Moment würde er mit dem wahren Stephanus verschwunden sein, ohne dass seine Mutter, die in ahnungsloser Erschöpfung im Bett lag, etwas davon merkte.
    Stundenlang arbeitete Fra Filippo an der teuflischen grünen Gestalt, erweckte sie zum Leben wie die anderen Figuren in seinen Fresken. Dann trat er zurück und musterte die böse Kreatur. Sie war sogar noch schrecklicher, noch unheimlicher geworden als in seiner Vorstellung. Jetzt würde jeder, der diese Szene sah, wissen, von welchen Dämonen der Mönch heimgesucht wurde.
    Er hörte Tomaso kommen und rief nach einem Eimer Gips. Sobald ihm der Helfer das Gewünschte gebracht hatte, begann er den Außenrand der Szene frisch zu verputzen. Mit leichter Hand zeichnete er dann eine Dienerin, deren schlichtes orangefarbenes Kleid natürliche Falten warf. In ihren ausgestreckten Armen hielt sie einen Säugling. Dieses Kind gab sie an einen wartenden Geistlichen weiter, dessen grüne Kutte exakt dieselbe Farbe hatte wie der Dämon. Die Verbindung war unübersehbar, ließ sich nicht ignorieren. Die Kutte war zwar grün und nicht rot wie die des Propstes, dennoch war sich der Maler sicher, dass diese Szene den Propst zutiefst treffen würde.
    »Inghirami wird vor Scham brennen, wenn er das hier sieht« , dachte der Maler, und sein Kummer wich für einen kurzen Moment einem Gefühl grimmiger Befriedigung.
    Er wischte sich mit einem Lappen die Hände ab und überließ es seinen Assistenten, die Eimer und Pinsel zu reinigen. Es war noch früh am Tag und er wollte nicht, dass sie mitbekamen, dass er schon ging; und vielleicht erst in einigen Tagen zurückkehrte.
    Er musste allein sein, um sich in Reue und Demut dem Altarbild des Heiligen Gürtels widmen zu können – malen und beten, das war für ihn eins, und er beabsichtigte, so inbrünstig zu beten wie noch nie in seinem Leben.
    Einen Sack über der Schulter, verließ er raschen Schritts die Kirche. Draußen nahm er seinen Handwagen und machte sich auf den Weg. Nur Fra Piero würde wissen, wo er zu finden war.
    Generalabt Savianos Kutsche rollte in die Stadt und machte vor dem Dom Halt. Mit flatternder Robe rauschte er an den Frauen vorbei, die die Stufen schrubbten, betrat die Pfarrei und verlangte barsch nach Olivenseife für seine Hände, Pfefferminzöl für seine Füße und seidenen Laken für sein Bett.
    »Man soll sofort das Gästezimmer bereit machen«, befahl er. »Und ich will Wein, den besten, den ihr habt. Bringt ihn mir aufs Zimmer.«
    Der Generalabt hatte seinen Besuch anlässlich des Festes des Heiligen Gürtels so lange hinausgeschoben, wie es möglich war. Er wollte nicht mit den Eskapaden des Malers in Verbindung gebracht werden. Und als er dann zudem hörte, dass Lucrezia sich noch immer auf der Krankenstation von Santa Margherita aufhielt, beschloss er kurzerhand, auf seine angenehmen Gemächer im Kloster zu verzichten und stattdessen lieber im winzigen Gästezimmer der Dompfarrei Quartier zu nehmen.
    Der Generalabt trank den Wein, sobald man ihn gebracht hatte. Dann machte er sich auf den Weg zu Inghiramis Privatküche und bestellte sich eine gewaltige Mahlzeit. Zweimal schickte er das Küchenmädchen um mehr Brot und Bratensoße. Als Pater Carlo auftauchte, um Inghirami zu sprechen, schenkte er ihm ein kühles Nicken. Und als kurz darauf der Propst selbst erschien, ließ er sich durch dessen aufgeregtes Geplapper über das Drama, das sich in Rom abspielte – der Papst lag im Todeskampf -, nicht aus der Ruhe bringen.
    »Es spielt im Moment keine Rolle, was in Rom vor sich geht«, fuhr der Generalabt den Propst an und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Ich möchte sofort zum Heiligen Gürtel. Ich habe ein bestimmtes Anliegen, das ich der Jungfrau vorbringen möchte.«
    »Selbstverständlich«, sagte Inghirami mit geheuchelter Höflichkeit. »Wenn Ihr wollt, können wir sofort zur Kapelle gehen.«
    Im Dom wurde überall geputzt und gewienert. Es roch nach Zitronenöl und Waschlake. Die Böden wurden geschrubbt und Spinnennetze entfernt. Saviano blieb vor dem Altar stehen und reckte den Hals in Richtung Hauptkapelle, um zu sehen, wie die Arbeit an den Fresken vorangegangen war. Dabei stolperte er beinahe über einen Eimer Seifenwasser.
    »Sollen wir einen Blick auf die Fresken werfen?«, schlug der Propst vor.
    Der Generalabt

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