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Das Bildnis der Novizin

Titel: Das Bildnis der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Albanese Laura Morowitz Gertrud Wittich
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langen, weißen Schwanenhals. Seine Berührung war leicht, ein Wispern nur.
    Sie konnte kaum atmen.
    »Kleine Hexe«, wiederholte er mit heiserer Stimme. »Schöne, betörende Lucrezia. Macht es der Maler auch so? Berührt er dich so wie ich?«
    Lucrezia blickte panisch zur Tür. Wo blieb nur Spinetta? »Das tut er nicht«, stieß sie schwach hervor. »Er hat mich nie angefasst.«
    »Du lügst.« Frische Wut flammte in den Augen des Generalabts auf, Speichelfetzen flogen Lucrezia ins Gesicht, als er zischte: »Aber deine Lügen nützen dir nichts!«
    Saviano war unter seiner Robe jäh hart geworden. Sein Geschlecht pulsierte, er verspürte eine rasende Lust, angestachelt von Wut und Neid. Wieso sollte sich der Maler ungehemmt den Gelüsten des Fleisches ergeben dürfen und er nicht? Was hielt ihn zurück, wo das junge Ding doch eh schon kompromittiert war, wo es seine Tugend weggeworfen hatte?
    Er vergrub seine Faust in ihrem Haar, bog ihren Kopf zurück. Lucrezia spürte, wie seine kalte Hand sich in ihrer seidenen Unterwäsche verkrallte, wie er ihr mit einem Ruck das Höschen zerriss, als bestünde es aus Spinnweben.
    »Wehr dich nicht«, keuchte er. »Ich will nur das, was du dem Maler gegeben hast.«
    Er stieß sie zurück, presste sie gegen den Küchentisch. Ihre Füße verloren den Kontakt zum Boden, hilflos war sie zwischen ihm und der harten Tischplatte eingeklemmt. Sein Atem roch nach Zwiebeln und Käse. Ihr Magen wollte sich umdrehen, aber der Rest ihres Körpers war wie betäubt. Er presste seine Hüften an sie, von hinten bohrte sich die Tischkante in ihren Rücken. Saviano griff zwischen ihre Beine, drückte sie auseinander, fasste grob nach ihrer Scham. Laut keuchend hob er seine Robe, fummelte darunter herum. Lucrezia schloss die Augen. Er führte sein Geschlecht an ihren Eingang. Ein scharfes, trockenes Reiben, ein Brennen, ein Dehnen, dann fühlte sie, wie ihr Jungfernhäutchen zerriss. Sie schrie auf, ihr Kopf zuckte zurück und stieß an die Tischplatte. Sie biss sich die Lippe blutig. Der Generalabt drang mit einem Ruck ganz in sie ein und begann sich nun laut keuchend heftig in ihr zu bewegen. Er grunzte wie ein Tier, die Laute, die er ausstieß, dröhnten in ihren Ohren. Schließlich erschauderte er am ganzen Körper und verharrte reglos. Eine ominöse Stille erfüllte den Raum.
    Dann griff er zwischen ihre Körper, um sich von ihr zu lösen. Als er jedoch das Blut an seiner Hand sah, weiteten sich seine Augen. Er stieß einen entsetzten Schrei aus.
    »Du warst …« Er konnte sich nicht dazu bringen, den Satz zu beenden.
    Lucrezia wandte den Kopf ab und versuchte sich, so gut sie konnte, mit ihren bloßen Armen vor seinen Blicken zu schützen. Als sie merkte, dass er keine Anstalten machte, sie weiter festzuhalten, drückte sie sich an ihm vorbei und eilte ins Schlafzimmer des Mönchs. Sie schlug die Tür zu, fiel dagegen und sank schluchzend zu Boden.
    Der Generalabt wischte Blut und Samen an der Innenseite seiner Kutte ab. Er richtete seine Unterwäsche und warf einen letzten Blick in die Runde.
    Dann machte er kehrt und verschwand ohne ein Wort.
    Fra Filippo betrachtete noch einmal die Skizzen, die er auf die noch weißen Wandflecken in der Kapelle des Stefansdoms gezeichnet hatte. Er klopfte seine kreidestaubigen Hände ab, so gut er konnte und wünschte seinen Helfern einen schönen Abend. Die Dämmerung brach herein. Zufrieden, ja glücklich, schaute er sich in der Kapelle um, bewunderte die Buntglasfenster. Ja, er hatte heute viel geschafft.
    Und doch war er in Gedanken ununterbrochen bei Lucrezia gewesen, die in seiner Werkstatt weilte. Wie schön, sie dort zu haben, selbst wenn es nur für ein, zwei Tage war. Er wusste natürlich, dass sie ihre Nonnentracht anhaben würde, doch er stellte sie sich am liebsten in dem lila Kleid vor, in dem er sie gemalt hatte. Er konnte es kaum erwarten, wieder bei ihr zu sein.
    Er ging extra beim Bäcker vorbei, um zwei süße Brötchen zu kaufen, eins für Lucrezia, eins für Spinetta.
    Als er über die Piazza eilte, sah er, dass die Fenster seines Hauses dunkel waren. Er machte sich Vorwürfe, weil er Lucrezia nicht gezeigt hatte, wo er Kerzen und Laterne aufbewahrte. So schnell er konnte, eilte er auf sein Haus zu. Mit knirschenden Schritten überquerte er den bekiesten Vorplatz und stieß die Tür auf.
    Er rief nach ihr.
    Keine Antwort. Er tastete sich im Dunkeln voran. Ein scharfer Geruch hing im Raum, der Geruch nach Ammoniak und nach etwas

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