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Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition)

Titel: Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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die Wut rauslassen.«
    Dann nickte er den jungen Damen hinter dem Tresen zu, die ihn verschleierten Blicks anglühten, und verschwand in Richtung Ausgang.
    Sofort ging mit Niki eine eigentümliche Verwandlung vor. War sie denn noch bei Trost, sich schon wieder zu ducken? Dabei hatte sie doch gerade erst begriffen, was Wolfgang abzog! Wut war angesagt, kalte, finstere Wut! Sie holte mit der freien Hand ein Tuch aus der Kleenexbox, die auf dem Tresen stand, und schnäuzte sich. Dann reckte sie sich.
    »Wie heißt sie?«
    »Was?«
    »Na, das süße Ding, das du vorgestern vor dem Kaufhaus abgeschleckt hast, du Seitenspringer.«
    Stille.
    Niki begutachtete das Gemälde hinter dem Empfangstresen. Es zeigte leicht bekleidete Frauen, die sich in einem Dampfbad rekelten. Wolfgang war weit, weit weg. Und nicht erst seit gestern. Ob sie ihm sagen sollte, wie sehr sie ihn liebte? Dass sie Höllenqualen auf sich nahm, nur, um ihm wieder zu gefallen? Nein, dafür war es zu früh.
    »Ich nehme mal an, dass du eine sturmfreie Bude ganz gut gebrauchen kannst«, erklärte sie mit fester Stimme. »So ungestört im Ehebett ist es doch viel netter als auf der Besucherritze. Jedenfalls für einen Mann, der sein Gehirn mit seinem Penis verwechselt.«
    »Wie?« Wolfgang hatte sich noch nicht von Nikis Überraschungsangriff erholt. Er räusperte sich. »Nein, nein, du hast da was missverstanden. Ich …«
    »Vorschlag«, unterbrach Niki ihn knapp. »Wir beide denken jetzt mal vier Wochen nach. Dann gebe ich dir noch eine einzige Chance. Solange lässt du mich in Ruhe.«
    »Was redest du da? Du bist meine Frau! Du kommst gefälligst zurück! Und wenn ich dich persönlich aus diesem sauteuren Resort schleifen muss!«
    Er drohte ihr. Normalerweise wäre sie jetzt winselnd zu ihm zurückgelaufen, hätte sich mit einer Tafel Schokolade ins Bett gelegt und die Decke über den Kopf gezogen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Wenn sie stritten, was selten vorkam, zog sie stets den Kürzeren. Heute nicht. Aber heute war ja auch nicht normalerweise.
    »Ich warne dich«, presste Niki hervor. »Versuch’s gar nicht erst.« Plötzlich hatte sie eine Eingebung. »Ich bin nicht allein hier.«
    Sie wollte ihn eifersüchtig machen. Keine schöne Taktik, aber angeblich effektiv. Sollte er ruhig denken, dass sie durchaus noch attraktiv für andere Männer war.
    Wieder Stille. Der Schlag hatte gesessen. Ein Volltreffer.
    »Also, mach es dir gemütlich«, säuselte Niki. »Falls duHunger hast – die Kühltruhe ist randvoll, und mit der Mikrowelle solltest du eigentlich klarkommen. Ciao, Wolfgang.«
    Sie legte auf. Nackte Panik kroch in ihr hoch. Was, wenn er wirklich anreiste?
     
    »Siehst aus, als hätte dir jemand in den Pudding gespuckt, was war denn los?«, fragte Walburga, als Niki leichenblass in die Kneippabteilung zurückkehrte.
    »Das wollte ich
dich
gerade fragen«, erwiderte Niki kühl. »Überlass es in Zukunft bitte mir, ob ich ein Gespräch annehme oder nicht. Und gewöhn dich schon mal dran, dass ich es nicht mag, wenn man sich in mein Leben einmischt.«
    Walburga fiel die Kinnlade herunter. Niki konnte es ja selbst kaum glauben, dass sie den Mut hatte, Walburga so direkt ihre Meinung zu sagen. Sie, das verschreckte Kätzchen, das selten oder nie aufmuckte. Das war eine neue Niki. Eine, die Grenzen zog.
    »Sachte, sachte«, ruderte Walburga zurück. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Tamara. »Wir hatten nur den Eindruck, dass du – Betreuungsbedarf hast.«
    Niki tauchte ihre Füße in ein Becken mit kaltem Wasser. Sie konnte eine Abkühlung gebrauchen. Doch die Wut in ihr kochte weiter. Auch gut. Da konnte sie gleich alles in einem Abwasch erledigen.
    »Soso, Betreuung nennst du das«, giftete sie. »Ich sag jetzt mal, wie ich das nenne: emotionalen Totalschaden. Seit ich dich das erste Mal sah, hast du mich nur runtergemacht. Alswäre ich das dümmste Dummchen unter der Sonne. Das halte ich nicht mehr aus.«
    Jetzt war Walburga vollends aus dem Konzept gebracht. Schweigend nagte sie an ihrer violetten Unterlippe.
    »Es ist ja nur, weil …« Tamara spielte nervös mit ihrer goldenen Kette. »Wir mögen dich. Sehr. Und wir machen uns ein bisschen Sorgen. Natürlich wollen wir nicht aufdringlich sein. Aber man braucht Freundinnen hier. Gute Freundinnen. Sonst steht man die Kur nicht durch.«
    Das Wort Freundinnen löste in Niki etwas aus. Sie dachte an ihr Leben zu Hause. Hatte sie Freundinnen? Gute Freundinnen? Klar, es gab ein paar

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