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Das blaue Feuer - Roman

Titel: Das blaue Feuer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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eingeschlossen bleiben. Ich ging zu Onderaans Arbeitszimmer und sank auf einen Stuhl. Er schloss die Tür, nahm seinen Platz hinter dem Schreibtisch ein, setzte sich aber nicht. Eine lange Minute schaute er mich nur an. Seine Schultern wurden mit jedem Atemzug angespannter. Unwillkürlich stellte ich fest, dass er sehr breite Schultern hatte.
    »Wie kannst du es wagen, mich zu beschuldigen, dass ich mir nicht genug Mühe gebe, wenn du ohne fremde Hilfe in die Lager hättest eindringen können!« Er sprach leise, aber die Wut war unüberhörbar. »Du maßt dir ein Urteil über mich an und was ich zu erreichen versuche, hast aber die Frechheit zu verhehlen, dass du eine Schmerzlöserin bist.«
    Meine bereits schmerzenden Eingeweide verkrampften sich. »Ich bin eine Schifterin. Ich wäre dem Herzog direkt in die Finger gelaufen.«
    »Das gilt für jeden Schmerzlöser, den ich dorthinschicke.«
    »Das ist nicht das Gleiche.«
    »Natürlich nicht - es ist dein Hals, um den es geht, nicht ihrer.«
    »Ich kann kein Pynvium erspüren.«
    Seine Wut legte sich. Nicht ganz, aber hoffentlich so weit, um diese missliche Situation zu bereinigen und ihn zu überreden, uns bleiben zu lassen.
    »Du hast recht«, fuhr ich fort. »Ich kann jede Probe bestehen, die sie mir geben, um zu beweisen, dass ich eine Schmerzlöserin bin. Aber sobald sie von mir verlangen, Schmerzen in Pynvium zu drücken, fliege ich auf.«
    »Du könntest trotzdem hineinkommen.«
    Diesmal wurde ich wütend. »Und was tun? Es von drinnen mit einer ganzen Armee aufnehmen? Glaubst du nicht, ich würde es tun, wenn ich so meine Schwester retten könnte? Und Danellos Brüder? Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht meinen Kopf opfern, um mein Herz zu gewinnen. Es steht zu viel auf dem Spiel, und dieses Mal muss ich es richtig planen.«
    Onderaan setzte sich. Seine Augen bohrten sich in meine. Wut sah ich nicht mehr darin, eher ein wenig Verwirrung. Ich war nicht wirklich sicher, was er fühlte, aber es schienen eine Menge Dinge gleichzeitig zu sein.
    »Du wärst also willig, die Lager zu infiltrieren, wenn du als ein gewöhnlicher Schmerzlöser durchkämst?«
    »Ich wäre jetzt schon dort, wenn ich das könnte.«
    Onderaan lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er musterte mich scharf und klopfte mit einem Knöchel gegen die Lippen. Den Blick kannte ich. Er braute einen Plan zusammen.
    »Ich habe an etwas gearbeitet«, sagte er vorsichtig, als sei er immer noch nicht sicher, ob er mir trauen könne. »Es war für ein weit dringlicheres Problem gedacht, aber es könnte genau das sein, was wir brauchen, um dich in die Lager einzuschleusen.«
    »Wie?«
    Er nahm eine dünne Kette vom Hals. Ein Schlüssel baumelte daran. »Ich weiß nicht, wie es in Geveg aussieht, aber hier ist Pynvium seit über einem Jahr äußerst selten«, sagte er und öffnete eine Schreibtischschublade. Er holte eine kleine Eisenkiste heraus und schloss sie auf. »Es ist mir gelungen, hier und da kleine Stückchen zu schmuggeln und zu sammeln, aber diese Quellen sind schon vor Monaten versiegt. Seitdem gibt es in der gesamten Stadt kein Pynvium mehr.«
    Wie überlebten diese Menschen ohne Pynvium? »Es sei denn, du bist der Herzog oder einer seiner Unsterblichen, richtig?«
    »Genau. Ohne weiteres Pynvium war ich nicht imstande, das hier fertigzustellen.« Er legte ein Armband auf den Tisch, an das mit feinen Ketten drei Ringe angefügt worden waren.
    In mir zitterte alles, und ich wollte davonlaufen, so schnell ich konnte. Obwohl ich die Ziselierungen nicht sehen konnte, wusste ich, dass sie da waren. »Das ist Pynvium mit Geheimzeichen.«
    »Woher ...« Er schaute mich verblüfft an. »Sie sind auf der Innenseite, siehst du?«
    Ich wollte sie nicht sehen. Ich drückte mich in den Stuhl und bemühte mich, so weit wie möglich entfernt zu bleiben. »Leg das weg, bitte!«»Was ist los?«
    »Das Ding! Kannst du es nicht spüren?«
    »Nein, nichts.« Er legte das Armband zurück in das Kästchen. »Ich dachte, du könntest Pynvium nicht erspüren.«
    »Kann ich auch nicht. Aber das kann ich spüren. Ich habe das Gefühl, als kröchen überall Spinnen über meinen Körper, innen und außen.«
    Wie im Haus Zertaniks. Er war ein Techniker gewesen. Hatte er versucht, ebenfalls ein Pynviumgerät zu bauen? Wie ich ihn kannte, würde das etwas sein, das er verkaufen konnte; keines um Menschen zu helfen. Vielleicht glaubte er aber auch, er könne es dem Herzog verkaufen.
    Onderaan runzelte die

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