Das blaue Haus (German Edition)
Stirn mit dem Taschentuch ab und sah wieder auf den Artikel von Clark. Heute war ein Teufelstag! Er war die viele Aufregung nicht gewohnt, aber welchem Sieg ging nicht ein Kampf voraus?
Ragee brachte Mrs. Lee die Bücher zurück und sah auf die Zeitungen, die hinter ihr in einem Regal ordentlich einsortiert angeboten wurden. Er entdeckte plötzlich unter den vielen Gesichtern von Prominenz und Modells das Gesicht von Sarah Gelton. Sie war ganz groß auf der Titelseite irgendeiner Tageszeitung abgebildet. Ihr Gesicht war böse getroffen worden. Mit einer hektischen Abwehrreaktion schien sie gerade im Moment des Fotoauslösers die Reporter angeschrien zu haben. Damit stellte sie für die Öffentlichkeit unmissverständlich unter Beweis, dass sie eine böse Frau von einem bösen Mann mit einem bösen Baby im Leib war. Die Reporter hatten sich sicherlich an der Aufnahme erfreut, denn sie würde ihnen ein gutes Honorar bescheren. Zudem unterstrich es die miesen Lügen, die im Umlauf waren.
Ragee kaufte sich diese Zeitung und las den Artikel auf der Innenseite aufmerksam durch. Es befand sich nicht ein Wort darin, dem er irgendwie Glauben schenken konnte, alles reproduziertes Gefasel.
Er nahm die Zeitung mit und beschloss, sie heute Abend noch mit Dane zu lesen ..., wenn er noch da wäre. Ja, es ließ sich dann sicherlich nicht vermeiden, ihm Zeitung, Radio und TV zu entziehen. Hoffentlich würde sich die Sache mit Dr. Jim Clark nicht allzu stark in der Öffentlichkeit verbreiten.
Ragee verließ die Bibliothek. Er verspürte plötzlich großen Appetit auf ein Steak. Das Essen mit Dane mochte sicherlich in vielerlei Hinsicht gesund sein, aber ob es je einem großen Steak das Wasser reichen konnte ... sicherlich nicht.
Raimund Geers kehrte in das nächste Steakhaus ein, das er fand. Sein Kopf wurde wieder etwas ruhiger. Die Zeit rannte schnell. Er dachte daran, wie weit die Beiden wohl gekommen sein mochten.
Wider seiner Erwartung schmeckte ihm das Steak überhaupt nicht. Zu viele Gedanken beschäftigten ihn und verdarben ihm den Appetit. Was mochte ihn wohl gleich in seinem Hause erwarten?
Der Bus schlich so langsam wie schon lange nicht mehr. Dann stand er vor seinem Haus, und kein Licht brannte. Der Mazda war weg – beruhigend. Vielleicht hatte sich doch alles zum Guten gewendet, wollte er glauben und schloss zitternd die Haustür auf. Nichts anderes als die Wärme der Heizung schlug ihm entgegen. Er rief, keiner antwortete. Die Küche war sauber – unbenutzt. Es roch nicht einmal nach einer Mahlzeit. Die Schlafzimmerräume waren ordentlich hergerichtet, ebenso das Bad.
Ragee stellte bestürzt fest, dass beide weg waren und sackte völlig irritiert in seinen Schaukelstuhl. Julie hat ihn verjagt, schoss es ihm in den Sinn. Dann ist auch sie heimgefahren – aus Angst vor einer Konfrontation mit ihrem alten Herrn. Das war's also. Dane geisterte wahrscheinlich irgendwo in der Kälte herum – ein Mörder! In allen Zeitungen! Wie bereit war er? Für was bereit? Oder hatte er Julie etwas angetan und war anschließend verschwunden?
Zum ersten Mal seit Jahren bekam Raimund Geers starke Kopfschmerzen. Er lief die Treppe hinauf und durchsuchte alle Schlafräume. Alles begann, sich um ihn zu drehen. Lag Julie vielleicht irgendwo furchtbar zugerichtet unter einem Bett? Nein, alles befand sich in peinlichster Ordnung – keine Julie.
Ragee rannte benommen die Kellertreppe hinunter. Lag Julie vielleicht im Keller? Zwischen seiner Unordnung? Wieder lief ihm der Schweiß über das alte Gesicht. Julie war auch nicht im Keller.
Er rannte in den Garten, aber auch da war Julie nirgends zu sehen. Sie waren tatsächlich beide verschwunden! Seinetwegen jagte nun ein Mörder durch Salina. Gott! Mit seiner Tochter!
Ragee griff zitternd zum Hörer. Jetzt war es wirklich an der Zeit, die Polizei zu benachrichtigen. Nein, vorher wollte er noch Julie anrufen und sehen, ob sie vielleicht zu Hause in Junction City war und er nur alles falsch einschätzte. Wenn sie in ihrem Apartment sein würde, musste sie unbedingt über den Mann, den sie so sehr liebte, aufgeklärt werden – unbedingt. Es wurde höchste Zeit, auch auf die Gefahr hin, alles damit aufs Spiel zu setzten. Es war genug, Ragee konnte nicht mehr.
Julie war nicht zu Hause, oder – sie ging nicht dran. Verzweiflung und Einsamkeit überkamen Raimund Geers und nahmen ihm die letzte Kraft. Ihm war schlecht, so schlecht, dass er glaubte, das Steak ausbrechen zu müssen. Ragee erinnerte sich
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