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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Lungenentzündung geholt. Sicher, er konnte ja auch nirgends unterkommen. Die Polizei hatte ganz gewiss nach ihm gefahndet, und in der Zeitung schrieb man, er sei gestorben, um das Volk zu beruhigen. Aber Sarah, sie musste es doch gewusst haben. Oder hatte man auch sie belogen? War sie auf einer Beerdigung mit einem leeren Sarg gewesen?
Julie wollte die Angst spüren, die sich ihr jetzt eigentlich zeigen müsste. Sie war einer unglaublichen Geschichte auf die Schliche gekommen. Angst, dachte sie wieder, die wäre jetzt angebracht, die wäre jetzt normal, aber – sie war Ragees Tochter, sie spürte keine Angst, sie hatte niemals Angst gespürt – ganz im Gegenteil, sie fühlte sich erregt. Sie war stolz, endlich der ganzen Geschichte auf die Schliche gekommen zu sein. Damit war ihr Interesse an diesem Mann in diesem Haus noch stärker geworden. Er trug Fesseln, er konnte Ragee gar nicht so schnell verlassen und damit ebenso wenig sie. Das könnte sie noch verstärken, indem sie ihn mit ihrer Entdeckung konfrontieren würde.
Im Grunde genommen konnte sie ihn jetzt nicht mehr verlieren, nicht einmal mehr an diese Sarah. Er war ihr ausgeliefert!
    Während Dane mit einer großen Unschlüssigkeit kämpfte, reinigte Julie ihre Hände im Schnee. Sie wusste, dass sie gewonnen hatte. „Muss ich Angst vor dir haben?“, fragte sie dennoch.
Dane sah irritiert auf. Musste sie jetzt Angst vor ihm haben? Sicher! Er war ein Mörder!
„Nein“, antwortete er leise. „Nicht, wenn du mich in Ruhe lässt“, und sah ihr dabei bitter in die Augen.
„Weißt du, es war der Name Sarah gewesen, der mich beschäftigt hat, der Name aus der Zeitung. Dann der Name deiner Frau, dann die Augen von diesem Bild. Ich fuhr über das Bild und sah meine schwarze Hand. Weißt du, es hat mich noch nicht einmal geschockt. Morgen kaufe ich mir eine neue Zeitung, dann habe ich endlich ein Bild von dir.“ So einfach war das.
„Lass es, Julie“, sagte Dane mit bitterer Stimme. „Lass es bitte gut sein. Es ist schon alles kompliziert genug.“
„Wie bist du rausgekommen?“
„Ein Experiment, das geklappt hat.“
„Weiß Sarah davon?“
„Nein, sie weiß es nicht. Sie hält mich für tot. Niemand hat es mitbekommen. Nur Ragee, als ich im Krankenhaus neben ihm gelegen habe.“
„Ja, Ragee bekommt alles heraus.“ Beide schwiegen betreten.
„Du wirst mir das Experiment nicht näher erklären wollen, nicht wahr?“
„Nein.“
„Wie gefährlich bist du?“
Sie wollte wieder ein Frage-Antwortspiel? Gut, sie sollte es bekommen!
„Das kommt darauf an, was du von mir weißt.“
„Ich weiß nur, dass du ein Mörder bist, aber nicht, wie viel Angst ich vor dir haben muss. Du kommst mir nicht wie ein Mörder vor.“
„Ich bin einer, glaub mir.“
„Erzähl mir von dir.“
„Julie ... ich will das nicht. Es geht dich einfach nichts an. Ich habe neue Ziele, andere, als die alten aufzuwärmen.“
„Kann ich ein Ziel von dir werden?“
„Nein, das kannst du nicht.“
„Aber ich liebe dich – auch mit deiner Krankheit. Wir werden es gemeinsam mit Ragee schaffen. Wir werden alles hinter uns lassen.“
„Ich liebe aber Sarah, und ich will wieder zu ihr zurück.“
„Und sie weiß nichts davon.“
„Nein.“
„Da frage ich mich, wie du das schaffen willst.“
„Ich versuche, mit Ragee gerade eine Möglichkeit zu erarbeiten.“
„Was hat diese Sarah, was ich nicht habe?“
„Meine Liebe.“
„Das macht mich gefährlich für dich.“
„Oder für dich.“
Julie schluckte.
„Lass uns aufhören, Julie“, erbat Dane. „Lass uns heimgehen und eine Abmachung treffen.“
„Eine Abmachung, die dir gefällt, was?“, giftete Julie.
Dane erhob sich aus dem Schnee. Die Kälte drang schon durch seine Kleidung und berührte seine Haut – Zeit zum Heimgehen, Zeit, für Julie heimzugehen. Sie wusste es nun. Und? Was konnte er daran ändern? Wie viele Ausreden hätten ihm einfallen müssen, um ihren unaufhörlichen Fragen zu entkommen?
Als er sich einige Meter von ihr entfernt hatte, stand auch Julie auf und rannte hinter ihm her. Ihn begann, eine große Wut zu plagen, und seine Schritte wurden schneller. Hätte er doch bloß nicht diesen Namen erwähnt. Zum Teufel! Er passte einfach nicht genug auf.
Julie hatte alle Mühe, mitzukommen. „Dane!“, schrie sie. Sie hatte ihn Dane genannt! Für sie war er immer noch Alan! Sie schrie wieder: „Dane!! Warte!“
Dane blieb stehen. Nicht, weil sie gerufen hatte und nicht, weil er mit ihr zusammen gehen wollte;

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