Das blaue Haus (German Edition)
es war der Zorn, der ihn einhalten ließ. Dann waren es seine Leisten – seine Lust. Sie hatte es wieder einmal geschafft. Er war wieder ausgereizt, ... aber – oh, nein! – er würde nichts mehr mit ihr anfangen – sicherlich nicht ein drittes Mal. Sie würde etwas ganz anderes von ihm bekommen!
Julie sah nur, dass er stehen blieb. Als er sich umdrehte, schlug er sie mit einem festen Hieb ins Gesicht. Und sie fiel in den Schnee!
Zunächst entschwand ihr die Besinnung, doch der Schmerz auf ihrer rechten Wange holte sie schnell wieder zu Bewusstsein. Er stand über ihr und sah sie an, wie sie sich das Gesicht rieb und schmollte. Endlich, dachte er. Wenn das der Weg war, sie zum Schweigen zu bringen, dann war es ja nicht allzu schwer.
Zehn Minuten später waren beide wieder zu Hause.
Julie versorgte ihre angeschwollene Wange, und Dane trank eine Cola, die er ohne Gin unausstehlich fand, aber Ragee hatte keinen Gin – überhaupt keinen Alkohol im Hause.
Nun lag es an Julie, wie es weitergehen sollte.
Dane fühlte sich mit dem Schlag, den er ihr verpasst hatte, befreit und hüllte sich in Schweigen. Julie aber fühlte sich immer noch etwas benommen, jedoch mehr von Danes Aggression als von dem Schlag. Es machte sie wütend, so etwas ertragen zu müssen. Aber welcher Kampf brachte nicht auch Opfer mit sich?
Ihre eben gelegte Brut durchstanden beide mit einer quälenden Schweigsamkeit. Aus der aufdringlichen Julie war nun eine gefährliche Julie für ihn geworden. Sie besaß zweifellos Macht über ihn – über sein Leben – über sein Leben mit Sarah. Er durfte ihr die Macht nicht lassen.
Sie unterbrach seine Gedanken und sagte, während sie sich in den Schaukelstuhl setzte: „Was, wenn ich ein Kind von dir bekomme?“, und wippte triumphierend in Ragees Schaukelstuhl. Dane stand am Fenster zum Garten und vermisste den Geruch von Petroleum und Kaffee, obwohl beides zusammen eine widerliche Mischung ergab. Aber das war allemal besser als der Geruch von Julie.
Ein Kind, dachte er. Sie redet von einem Kind, obwohl sie doch selbst noch ein Kind ist. Warum musste sie immer direkt den Teufel an die Wand malen? Es würde kein Kind geben, sicher nicht.
„Du magst den Schaukelstuhl nicht. Warum benutzt du ihn?“, fragte er in einem wütenden Ton, um nicht auf ihre Frage antworten zu müssen.
„Dann wirst du zweimal Vater. Was ist das für ein Gefühl?“, fragte sie unnachgiebig.
Dane drehte sich um – zu schnell, zu erschrocken, zu sehr im Griff von Julie. „Ich hasse Spekulationen“, zischte er ihr entgegen.
„Wer wird gewinnen?“
Dane blinzelte ihr böse in die Augen und fragte: „Was hast du vor?“
„Wir bekämpfen uns, ich mit Erpressung, du mit deiner Krankheit. Wer wird gewinnen?“
Dane fühlte sich für einen weiteren Schlag gegen sie bereit. Er antwortete zornig: „Ich ... kämpfe ... nicht ... gegen ... ein ... Kind!“
Ein Kind? Sie war durcheinander. Sie war kein Kind mehr. Sie sagte: „Dann wirst du schnell verlieren.“
Dane suchte die Dusche auf. Er war maßlos wütend, aber mehr über sich als über Julie. Die Dusche hatte wieder nach ihm geschrien. Er brauchte jetzt unbedingt eine Seife, mit der er sich von Julie reinigen konnte, reinigen von ihrer Widerwärtigkeit.
Ein kalter Luftzug durchzog plötzlich die Duschkabine und ließ ihn aufmerksam werden. Dann sah er durch das matte Kunststoff ihren nackten Körper. Sie kam langsam näher. Dane konnte ihre Brust erkennen. Ihm wurde heiß. Sein Herz begann zu rasen, der Kopf zu explodieren. Sie wollte ihren Fuß gerade auf die Trittstufe zur Kabine setzen, als er die Kabinentür aufriss und ihr an die Kehle sprang! Er stolperte mit ihr durch das Badezimmer zur nächsten Wand und drückte zu! Sie würgte und versuchte, mit ihren Händen seinen schmerzenden Griff zu lösen.
„Jetzt weißt du, was ich meine!“, zischte er sie an. „Tu das nie wieder! Verschwinde!“ Er riss mit der rechten Hand die Türe auf und warf sie hinaus auf den Flur.
Julie landete schmerzhaft auf ihrem Steiß und würgte. Ihre Hände hielten ihre Kehle umklammert, und sie japste nach Luft. Sie konnte nicht glauben, was ihr gerade widerfahren war. Ihre wunderbare Idee war zu einer bitteren Enttäuschung geworden – zu einer blamablen und schmerzhaften dazu. Damit war ihr klar, wie ernst Dane es meinte, und dass er sich nicht so einfach bezwingen ließ. Sie musste sich etwas Effektiveres einfallen lassen, um ihm klarzumachen, wie ernst es ihr war, und dass sie kein Kind
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