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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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ähnlich – zumindest ihr Äußeres. Für das Andere ließ sich sicherlich auch noch eine Lösung finden.
Als Julie die Unterlagen auf ihrem Boden wieder zusammenraffte, entglitt ihr ein Artikel, den sie noch nicht gelesen hatte. Darin war die Rede von einem Baby, das sich Dane so sehr von Sarah gewünscht, aber durch die Sterilisation seiner Frau nie bekommen hatte. Julie wusste, dass die Presse diese Sache vorgestern widerlegt hatte, aber sie wusste auch, dass Sarah nichts von Danes Existenz wusste.
Ein Baby, dachte sie, deswegen wieder Sarah. Er wollte des Babys wegen zu seiner Frau zurück, nicht wirklich ihretwegen. Ein Wunsch von nur allzu großer Bedeutung, denn, wenn es nur ein Baby wäre, was ihn an sie binden würde ...
Julie sah wieder auf Sarahs Bild. Sie sah so zierlich und zerbrechlich aus, wie eine Frau, die schon mehr hinter sich hatte, als sie ertragen konnte, ... und einen Menschen wie Julie würde sie schon gar nicht ertragen!
Julie lächelte. In ihr gebar sich ein böser Plan, denn solange Sarah dieses Baby in sich trug, war sie eine verdammt große Gefahr.
In derselben Nacht schrieb Julie einen Brief. Am nächsten Tag rief sie Ben Harbour an.
Ben Harbour hatte einmal in Junction City gelebt und war dort mit Julie zur Schule gegangen. Jetzt arbeitete er schon seit drei Jahren in der Redaktion bei der Denver Post. Ihr Kontakt war niemals richtig abgebrochen, was sich nun als Vorteil herausstellen sollte.
Ben hatte innerhalb weniger Minuten die neue Adresse von Sarah Gelton ermittelt. Julie war zufrieden. Sie bedankte sich bei ihm überschwänglich und wusste, dass sie ihn in nächster Zeit noch für vieles brauchen würde. Wenn sie Dane schon nicht besuchen dürfte, so würde sie eine öffentliche Kommunikationsebene nutzen.
Julie schickte ihren Brief noch am selben Tag nach Denver. Damit hatte ihr Plan einen gelungenen Anfang genommen.
    Januar 1997. Salina. Markley Road. Bei Ragee.
    Dane wachte erstaunlich gelassen auf. Seit einigen Tagen war er ungestört mit Ragee zusammen. Sie hatten viele wichtige Gespräche führen können. Dane hatte von seinen Brüdern erzählt, aber auch von ihrem grausamen Tod und dann von den Heddons, seinen früheren Nachbarn. Die Erinnerungen an diese Menschen stimmten Dane fröhlich und traurig zugleich, denn bei jeder Geschichte stand der Tod am Ende.
Danes Vollbart wuchs. Er kochte den Kühlschrank leer, und Ragee schaukelte in seinem Schaukelstuhl, wenn er nicht gerade einkaufen ging. In der Dunkelheit gingen beide spazieren und werteten tagsüber die neuesten Artikel über Sarah aus. Dane hatte sich entschlossen, nichts von Julie, nichts von der Ohrfeige und nichts von seinem Versuch, sie erwürgen zu wollen, zu erzählen. Er machte fleißig seine Übungen und bemerkte, dass er endlich ruhiger wurde.
Die Angst schlich sich wieder aus seinen Träumen heraus, und er wachte jeden Morgen etwas gelöster auf.
Ragee war sehr zufrieden. Dane war empfänglicher für seine Ratschläge geworden.
    Sarah hatte inzwischen eine Gegendarstellung aller Lügen und Unterstellungen drucken lassen. Jim hatte ihr dazu geraten. Sie teilte mit, dass sie einen gesunden Jungen in sich trage, der die Liebe von ihr bekommen sollte, die Dane nicht erhalten hatte. Die Gesellschaft möge sich hüten, ihrem Jungen mit Angst, Hass oder Ignoranz zu begegnen, es sei denn, sie wollten einen zweiten Dane Gelton. Es läge mit an ihnen, der Gesellschaft, einen gesunden Menschen gesellschaftsfähig zu erziehen.
Jim Clark verlieh dem ganzen Artikel noch einen Nachdruck durch eine umfangreiche Studie über die Vereinsamung und Verwahrlosung von Kindern. Sogar die Universität British Columbia aus Vancouver bestätigte, niemals an Mrs. Gelton mit einem derart schamlosen Angebot, wie es die Zeitungen abgedruckt hatten, herangetreten zu sein.
Das war der einzige und letzte Bericht von Sarah, den die Medien veröffentlichten.
Dane war durch Sarahs Bericht ermutigt und nicht mehr so besorgt um sie. Entgegen seiner Angst stellte sich wieder die Freude, dass alles in Ordnung zu sein schien, bei ihm ein. Ragee fand dadurch wieder eine stabile Basis für seine Arbeit mit ihm. Julie gab auch Ruhe, dachte er.
    „Ich würde sie gerne einmal sehen“, sagte Dane eines Abends und streichelte eines von Sarahs Bildern in der Zeitung. „Wie sie aussieht mit ihrem Bauch, wie sie riecht, wie sie sich anfühlt.“
„Wie schaffst du es, nicht in Panik zu ihr zu laufen?“, fragte Ragee neugierig und meinte es wirklich

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